Wenn Sonnenlicht durch ein Prisma in seine Spektralfarben zerlegt wird, erscheint ein Spektrum in Regenbogenfarben. Um 1814 erforschte Fraunhofer dieses Phänomen des Lichts mit seinem selbst entwickelten Spektrometer und entdeckte zwischen den Farbbereichen 574 dunkle Linien unterschiedlicher Stärke.
Bereits ein paar Jahre zuvor um 1802 hatte der englische Wissenschaftler William Hyde Wollaston diese dunklen Linien bemerkt. Aber erst Fraunhofer erkannte, dass diese Linien in der Natur der Sonne liegen und kein Zufallsprodukt sind. Er begann, sie mit einer erstaunlichen Genauigkeit zu vermessen und zu dokumentieren. Diese dunklen Linien waren der Schlüssel zum Erfolg für seine Forschungsarbeiten. Sie dienten ihm als Maßstab, um die Lichtbrechung verschiedener Gläser zu messen. Die genaue Kenntnis vom Farbzerstreuungsvermögen jeder Glasart war die Voraussetzung, damit Rohglas in einer gleich bleibenden Qualität hergestellt werden konnte, aus denen anschließend die besten optischen Linsen seiner Zeit entstanden.
Ein Meilenstein für die Astronomie
Etwa um 1860 erkannten Robert Wilhelm Bunsen und Gustav Kirchhof bei der Entwicklung der Spektralanalyse die Entstehung der Fraunhofer’schen Linien. Sie fanden heraus, dass sich beim Verbrennen chemischer Elemente die Farben der jeweiligen Flammen charakteristisch verfärben. Die dunklen Linien im Spektrum entstehen, wenn chemische Elemente Licht einer bestimmten Wellenlänge absorbieren, also verschlucken. Dadurch erscheint an dieser Stelle in der Farbskala ein schwarzer Bereich, im Spektrometer erkennbar als dunkle Linie. Jedes chemische Element hinterlässt einen ganz charakteristischen Fingerabdruck, an dunklen Linien im Farbspektrum, ähnlich einem Strichcode. Am Muster der Absorptionslinien kann man feststellen, aus welchen Elementen sich die Materie zusammensetzt, die das Licht durchwandert ist. Diese Entdeckung war ein Meilenstein für die Astronomie, denn unser Wissen über das Weltall wird aus der Analyse des Lichts gewonnen, das die Himmelsköper ausstrahlen. Heute sind im Sonnenspektrum ca. 25.000 Absorptionslinien bekannt. Die Fraunhofer'schen Linien gingen in die physikalische Terminologie ein und trugen wesentlich zur Entwicklung von Spektralanalyse und Astrophysik bei.