Fraunhofer Jahresbericht 2022

 

Politische Souveränität durch
wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit

Jahresbericht der
Fraunhofer-Gesellschaft

 

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Vorwort

Prof. Reimund Neugebauer
Prof. Dr.-Ing. Reimund Neugebauer, ehemaliger Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft.

Sehr geehrte Damen und Herren,

das Jahr 2022 war geprägt von multiplen gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen. Dennoch ist die Fraunhofer-Gesellschaft auf einem wissenschaftlich exzellenten und wirtschaftlich stabilen Kurs. Unser Finanzvolumen konnten wir im vergangenen Jahr um 5 Prozent auf rund 3,0 Mrd. € steigern. Dies liegt nicht zuletzt am großen Engagement, am tatkräftigen Einsatz und an den erfolgsbestimmenden Ideen unserer derzeit rund 30 800 Mitarbeitenden.

Obwohl Deutschland derzeit eine der schwersten Krisen der Nachkriegszeit bewältigt, bleibt die drängende Herausforderung, die Transformation der Wirtschaft zu Klimaneutralität weiter voranzutreiben. Nachhaltige Innovationen im Energiesektor sind dabei der beste Weg, um die Produktivität im Rahmen der Klimaziele zu steigern, die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zu verringern und damit die Wettbewerbsfähigkeit des Technologiestandorts Deutschland langfristig zu sichern. 

Gleichzeitig bieten die Erhöhung und der Ausbau der heimischen Energieproduktion auch die Chance für die Wieder- und Neuansiedlung von OEMs in Deutschland und Europa, beispielsweise im Hinblick auf die Photovoltaikproduktion, die Fertigungskapazitäten für Windenergieanlagen oder den Elektrolyseurbetrieb für die Herstellung von grünem Wasserstoff. Durch die gezielte Bündelung ihrer wissenschaftlichen Kompetenzen treibt die Fraunhofer-Gesellschaft bereits seit Jahren erfolgreich Forschungsprojekte zur Ressourceneffizienz und zu Klimainnovationen voran. Ein Beispiel für exzellente Energieforschung, die kurzfristig den Ausbau erneuerbarer Energien beschleunigen kann, sind die höchsteffizienten Solarzellen, bei denen es Fraunhofer-Forschenden gelungen ist, den Wirkungsgrad der bisher besten Solarzelle auf 47,6 Prozent zu erhöhen.  

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Vorstand der Fraunhofer-Gesellschaft

Reimund Neugebauer

Prof. Dr.-Ing. Reimund Neugebauer, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft (bis 25. Mai 2023) und langjähriger Leiter des Vorstandsbereichs Unternehmensstrategie, Forschung und Kommunikation.  

Alexander Kurz

Prof. Dr. Alexander Kurz leitete den Vorstandsbereich Innovation, Transfer und Verwertung bis 1. September 2023.  

Axel Müller-Groeling

Prof. Dr. Axel Müller-Groeling leitet den Vorstandsbereich Forschungsinfrastrukturen und Digitalisierung.

Elisabeth Ewen

Elisabeth Ewen leitet den Vorstandsbereich Personal, Unternehmenskultur und Recht.

Sandra Krey

Dr. Sandra Krey leitet den Vorstandsbereich Finanzen und Controlling.

Neu im Senat

Hildegard Müller

Dipl.-Kffr. Hildegard Müller, Präsidentin des Verbands Automobilindustrie (VDA), wurde durch den Fraunhofer-Senat im Oktober 2022 zur neuen Senatsvorsitzenden gewählt. Dieses Amt trat sie zu Jahresbeginn 2023 an.

Ulrich Rüdiger

Der Physiker Prof. Dr. rer. nat. Dr. h.c. mult. Ulrich Rüdiger ist seit 2018 Rektor der RWTH Aachen University.

Vanessa Wood

Prof. Dr. Vanessa Wood ist Vizepräsidentin für Wissenstransfer und Wirtschaftsbeziehungen und Lehrstuhlinhaberin am Departement für Informationstechnologie und Elektrotechnik sowie Leiterin der Materials and Device Engineering Group am Institut für Elektronik (IfE)  an der ETH Zürich.

Der Fraunhofer Senat

Der Senat umfasst etwa 30 Mitglieder, die Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Wirtschaft und öffentlichem Leben, Vertreter des Bundes und der Länder sowie Mitglieder des Wissenschaftlich-Technischen Rats (WTR) sind. Die Senatssitzungen finden zweimal im Jahr statt.

»Eine starke Industrie ist der Schlüssel zu wirksamem Klimaschutz und nachhaltigem Wirtschaftswachstum. Nur wenn wir eine gesunde wirtschaftliche Basis erhalten, können wir weiterhin so stark in den Umbau unserer Wirtschaft und in Lösungen für eine klimafreundliche Mobilität investieren.«

 

(Dipl.-Kffr. Hildegard Müller, Vorsitzende des Fraunhofer-Senats)

»Mich reizt die Mitgestaltung und Weiterentwicklung einer führenden technischen Hochschule, die in interdisziplinärer Forschungskultur Lösungsbeiträge zu den globalen technischen und gesellschaftlichen Herausforderungen erarbeitet.«

 

 

 

(Prof. Dr. rer. nat. Dr. h.c. mult. Ulrich Rüdiger)

»Forschung ist unerlässlich, um die Industrie voranzubringen. Die Schnittstelle zwischen Forschung und Wirtschaft hat mich schon immer fasziniert. Im Wissenstransfer fördern wir den Austausch zwischen Forschung, Wirtschaft und Politik und treiben damit Innovationen in der Gesellschaft voran.«

 

 

(Prof. Dr. Vanessa Wood)

Fraunhofer-Weltrekorde 2022

 

Höchste Effizienz durch antireflektierende Vierfachsolarzelle

 

Generierungsrate von Quantenschlüsseln auf internationalem Niveau

 

Leistungsdichte bei magnetokalorischen Kühl- und Heizsystemen

 

Rauscharmut beim Transfer von Quanteninformation

 

Neuartige Messung von Magnetfeldern demonstriert

 

Reichweitenrekord für den 6G-Mobilfunk der Zukunft

Forschen für die Praxis: Ergebnisse, die in Wirtschaft und Gesellschaft ankommen

Der Beitrag, den die außeruniversitären Forschungseinrichtungen in Deutschland zur Stärkung von Wirtschaft und Gesellschaft leisten, wird entlang von sieben Transferpfaden ermittelt. Dies ist im Pakt für Forschung und Innovation geregelt. Für die Fraunhofer-Gesellschaft mit ihrer Mission der Anwendungsorientierung ist die entscheidende Messlatte, dass die Forschungsergebnisse in der Praxis aufgegriffen werden und welchen ökonomischen, ökologischen und sozialen Impact diese erzeugen.

Grafik Transferaktivitäten

Transferaktivitäten – Ausgewählte Beispiele 2022

1. Vertragsforschung

Vertragsforschung

cerenergy®-Hochtemperaturbatterien für die stationäre Energiespeicherun
© Fraunhofer IKTS
cerenergy®-Hochtemperaturbatterien für die stationäre Energiespeicherung sind robust, sicher, leistungsstark und preiswert

Kennzahl 2022: 
627 Mio. € aus Aufträgen der Industrie (national und international, ohne Lizenzerträge)

 

Keramische Festkörperbatterie wird  kommerzialisiert

Ein Forschungsauftrag in zweistelliger Millionenhöhe und die Gründung des Joint Venture Altech Advanced Materials: Mit diesem Zusammenschluss soll die Technologie der keramischen Festkörperbatterie, eines der ersten Förderprojekte der Fraunhofer-Zukunftsstiftung, durchstarten auf dem Weg zur Kommerzialisierung. Um am Standort Schwarze Pumpe nahe Hoyerswerda eine Batteriefabrik aufzubauen, gründeten die Altech Group und Fraunhofer das Joint Venture Altech Batteries GmbH. Dort soll cerenergy®, eine am Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme IKTS entwickelte Plattform für keramische Festkörperbatterien, in Serie produziert werden. Die ressourcenschonende Natrium-Nickelchlorid-Hochtemperaturbatterie kann erneuerbare Energie speichern und könnte so zu einem bisher fehlenden Glied der Energiewende avancieren. cerenergy®-Batterien sind einsetzbar als Netzspeicher bei Schwankungen, als Puffer zwischen Stromerzeugung und -verbrauch, für die Ladeinfrastruktur der E-Mobilität oder als Festspeicher für Industrie und private Haushalte. Die Batterien arbeiten statt mit kritischen Rohstoffen wie Lithium oder Kobalt mit preiswerten und gut verfügbaren Ressourcen wie Aluminiumoxid für den keramischen Festkörperelektrolyten oder Kochsalz und Nickel für das Kathodenmedium. Weitere Vorteile: Die keramischen Batterien sind feuer- und explosionssicher, nahezu ohne Alterung bei den Ladezyklen und werden laut Berechnung von Forschenden des Fraunhofer IKTS 40 Prozent günstiger in der Herstellung sein als vergleichbare Lithium- Ionen-Batterien. Mit Blick auf die bevorstehende Serienproduktion der cerenergy®-Technologie landete die Aktie von Altech unter den Aktientipps – etwa bei »Ecoreporter«.

Mehr Infos

Mit den Leitprojekten setzt Fraunhofer strategische Schwerpunkte, um konkrete Lösungen zum Nutzen für den Standort Deutschland zu entwickeln. Die Themen orientieren sich an den Erfordernissen der Wirtschaft. Erfahren Sie mehr zu den Fraunhofer-Leitprojekten und weiteren übergeordneten Initiativen.

Leitprojekte und Initiativen

Projekte mit hoher Wirksamkeit

Fraunhofer Strategische Forschungsfelder

Die sieben Strategischen Forschungsfelder der Fraunhofer Gesellschaft bilden die Schwerpunkte unseres Forschungsportfolios – insbesondere mit Blick auf die Märkte und Bedarfe von morgen.

Fraunhofer-Forschungspreise

Joseph-von-Fraunhofer-Preise 2022

Seit 1978 verleiht die Fraunhofer-Gesellschaft jährlich Preise für herausragende wissenschaftliche Leistungen ihrer Mitarbeitenden, die anwendungsnahe Probleme lösen. 

 

3D-basierte Lagekontrolle in der Strahlentherapie

 

 

 

 

Dr. Peter Kühmstedt, Dr.-Ing. Christoph Munkelt und Matthias Heinze

Fraunhofer-Institut für Angewandte Optik und Feinmechanik IOF

 

Neue Präzisionsmethode − Fluoreszenz-Messtechnik zur Qualitätssicherung in der Produktion

 

Dr. Albrecht Brandenburg und Dr. Alexander Blättermann

Fraunhofer-Institut für Physikalische Messtechnik IPM

 

Jederzeit empfangsbereit – Mit RFicient-Chip nachhaltig ins Internet der Dinge

 

 

Dr. Frank Oehler, Dr. Heinrich Milosiu und Dr. Markus Eppel

Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS

Wissenschaftspreis des Stifterverbandes

Im Stifterverband haben sich rund 3000 Unternehmen, Unternehmensverbände, Stiftungen und Privatpersonen zusammengeschlossen, um Wissenschaft und Bildung gemeinsam voranzutreiben. Seit über 15 Jahren vergibt der Stifterverband alle zwei Jahre gemeinsam mit der Fraunhofer-Gesellschaft den mit 50 000 Euro dotierten Preis. Dieser zeichnet wissenschaftlich exzellente Verbundprojekte der angewandten Forschung aus, die Fraunhofer-Institute gemeinsam mit der Wirtschaft und/oder anderen Forschungsorganisationen bearbeiten.

 

Wissenschaftspreis des Stifterverbandes »Forschung im Verbund« 2022

Nahezu reibungslos – Virtuelle Materialsonde bringt Licht in den Reibspalt

Prof. Dr. Michael Moseler und Prof. Dr. Matthias Scherge (Fraunhofer-Institut für Werkstoffmechanik IWM)
Dr. Ing. habil. Joachim Otschik (EagleBurgmann Germany GmbH & Co.)

 

Preisverleihung 2023

Am  25. Mai zeichnete die Fraunhofer-Gesellschaft auf ihrer Jahrestagung in Dresden herausragende Projekte ihrer Forscherinnen und Forscher aus. Verliehen wurden drei Joseph-von-Fraunhofer-Preise sowie der Fraunhofer-Preis »Technik für den Menschen und seine Umwelt«.

Hugo-Geiger-Preis 2022

Mit dem Hugo-Geiger-Preis zeichnet das Bayerische Wirtschaftsministerium hervorragende Promotionsarbeiten aus, die in Kooperation mit Fraunhofer-Instituten entstanden sind. Benannt ist der Preis ist nach dem Staatssekretär Hugo Geiger, der als Schirmherr der Gründungsversammlung der Fraunhofer-Gesellschaft am 26. März 1949 fungierte.

 

Am 21. März 2023 überreichte Roland Weigert, Staatssekretär im Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie (StMWi) den diesjährigen Preis an Forschende aus München, Freiburg und Jena.

 

Platz 1: Medizinische Anwendung von MEMS-Mikropumpen

Dr. Agnes Bußmann: Promotion mit dem Fraunhofer-Institut für Elektronische Mikrosysteme und Festkörper-Technologien EMFT 

 

Platz 2: Infrarot-Messtechnik durch Quantensensorik verbessern

Dr. Chiara Lindner

Promotion mit dem Fraunhofer-Institut für Physikalische Messtechnik IPM

 

Platz 3: Effiziente Erzeugung von laserähnlichem EUV-Licht

Dr. Robert Klas

Promotion am Fraunhofer-Institut für Optische Feinmechanik IOF 

 

Nationale und internationale Forschungspreise 2022

Neben zahlreichen Preisen für erstklassige wissenschaftliche Leistungen erhielten Forscherinnen und Forscher der Fraunhofer-Gesellschaft einige besonders bedeutende nationale und internationale Auszeichnung für Fortschritte in der angewandten Forschung.

Zu den Auszeichnungen

Menschen in der Forschung

 

Univ.-Prof. Dr. rer. oec. habil. Katharina Hölzle MBA

 

»Wir können nur gemeinsam, als Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, die großen Herausforderungen unserer Zeit angehen und Lösungen entwickeln. Die Menschen dafür zu befähigen – dafür stehe ich.«

 

Prof. Dr.-Ing. Bruno Burger

 

»Wir müssen das Zeitalter der fossilen Energien endlich hinter uns lassen und uns mit erneuerbaren Energien versorgen. Es gibt keine Alternative dazu.«

 

Prof. Dr.-Ing. Dr. rer. pol. habil. Michael Lauster

 

»Die Sorgfalt, mit der wir heute strategische Entscheidungen treffen, bestimmt unmittelbar, in welcher Zukunft wir morgen leben werden.«

 

 

Dr.-Ing. Alethea Vanessa Zamora Gómez

 

»Das Fraunhofer-Modell mit seiner Nähe zur Industrie ist weltweit einzigartig. Mit meinem Wissen in der Sensorik kann ich technologische Lösungen mitentwickeln, die künftig zum Wohl der Gesellschaft beitragen.«

Multimedia Highlights 2022