Deutschland und Europa sind daher in diesem Bereich eher nicht konkurrenzfähig. »In diesem offenen, interaktiven Werkzeug kann man sich alle Länder der Welt anschauen: Welches Potenzial haben sie, aus Strom synthetische Kraftstoffe herzustellen? Zu welchen Bedingungen und Kosten?«, fasst Maximilian Pfennig zusammen, Wissenschaftler am Fraunhofer IEE. Dabei berücksichtigten die Forscherinnen und Forscher Flächenressourcen, Wetterbedingungen, die lokale Wasserverfügbarkeit, Naturschutz sowie die Investitionssicherheit. Der Atlas zeigt: In vielen Regionen der Welt können große Mengen an den verschiedenen Power-to-X-Energieträgern regenerativ produziert werden – langfristig, wohlgemerkt.
Unter die vielversprechendsten Power-to-X-Energieträger fällt Ammoniak: Er bietet eine gute Option für den langen Transport sowie für eine langfristige Speicherung von Wasserstoff. »Gehen wir davon aus, dass wir in 20 bis 30 Jahren etwa zwei Drittel unserer Energie in Form von Wasserstoff importieren werden, dann wird Ammoniak zu einer sehr spannenden Substanz«, sagt Dr.-Ing. Andreas Menne, Abteilungsleiter am Fraunhofer UMSICHT. Allerdings ist es derzeit noch herausfordernd, Ammoniak wieder zurück in Wasserstoff und Stickstoff umzuwandeln – dazu ist viel Energie nötig. Das Forscherteam rund um Menne bringt die für diese Umwandlung benötigte Wärme nicht wie bisher üblich von außen ein, sondern direkt in den Katalysator. Auf diese Weise kann die Umwandlung deutlich energieeffizienter stattfinden und der apparative Aufbau wird vereinfacht. »Wir gehen davon aus, dass wir die Effizienz auf diese Weise um wenigstens 20 Prozent verbessern können – was in der Verfahrenstechnik ein wahrer Quantensprung wäre«, freut sich Menne. Im Frühjahr 2022 soll der erste Prototyp stehen: Er wird etwa ein Kilogramm Wasserstoff pro Stunde herstellen können. Schlussendlich, so das Ziel der Forscher, wollen sie importierten Wasserstoff auf diese Weise an dezentralen Standorten günstiger bereitstellen als über einen lokalen Elektrolyseur.
Thermochemisches Speichern
Wie wertvoll warmes Wohnen ist, zeigt gerade dieser Winter überdeutlich. Ein nachhaltiger Weg des Heizens sind Solarkollektoren. Das Manko: Die Wärme entsteht vor allem im Sommer. Einen Weg, die Energie für die kalte Jahreszeit zu speichern, hat ein Team des Fraunhofer-Instituts für Organische Elektronik, Elektronenstrahl- und Plasmatechnik FEP verbessert und das thermochemische Speichern im Projekt ZeoMet optimiert. Das Forschungsfeld entwickelt sich rasant. Die Idee: Zeolithe sind hochporös und in der Lage, Wärme praktisch verlustfrei über einen langen Zeitraum zu speichern. So ließe sich die Wärme des Sommers im Winter nutzbar machen. Ein Problem: Bislang ließen sich nur jene Zeolith-Kügelchen erwärmen, die direkt mit der Energiequelle in Verbindung kamen. »Wir beschichten das Zeolith-Granulat mit Aluminium – so konnten wir die Wärmeleitfähigkeit bereits im ersten Anlauf verdoppeln, ohne dass dadurch die Wasseraufnahme und -abgabe beeinträchtigt wird. Aktuell streben wir durch Anpassung der Schichten eine Steigerung um den Faktor fünf bis zehn an«, sagt Dr. Heidrun Klostermann, Projektleiterin am Fraunhofer FEP. Um Hunderttausende Kügelchen gleichmäßig mit Aluminium zu beschichten, hat das Institut eine Spezialanlage entwickelt.
Nicht nur das Heizen, auch das Kühlen von Räumen ist ein großer »Energiefresser«: So wurden für die Kühlung von Wohn- und Geschäftsgebäuden im Jahr 2016 rund 2000 Terawattstunden verbraucht – das entspricht Schätzungen zufolge etwa zehn Prozent des gesamten weltweiten Stromverbrauchs. Bis 2050 könnte sich diese Menge verdreifachen. »Wenn man in Bestandsgebäuden eine vorhandene Wärmepumpe, also den Wärmeerzeuger, im reversiblen Betrieb zum Kühlen einsetzen könnte, ließe sich für die Kühlung das gleiche System verwenden, das bereits zum Heizen installiert ist«, sagt Sabine Giglmeier, Wissenschaftlerin am Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP. Klimageräte bräuchten dann nicht mehr neu angeschafft zu werden, auch ließe sich Energie einsparen.
Das Team führte eine Potenzialanalyse mit zwei Heizsystemen durch: Untersucht wurde, ob Radiatoren und Fußbodenheizungen Klimageräte ersetzen können. »Alles in allem konnten wir nachweisen, dass die über Radiatoren abgegebene Kühlleistung bei einem moderaten Fensterflächenanteil ausreichend ist«, resümiert Giglmeier. Wärmepumpen mit Kühlfunktion könnten in Bestandsgebäuden somit eine Alternative zu teuren Klimageräten sein.