Das Problem
Die Stromerzeugung mittels Photovoltaik leistet einen wertvollen Beitrag für eine nachhaltige Energieversorgung und die Reduktion von CO2-Emissionen. Die Herstellung von Photovoltaik-Modulen basiert jedoch auf begrenzt verfügbaren – teilweise sogar kritischen – Ressourcen und energieintensiven Fertigungsprozessen.
Ein Weg, Ressourcen- und Energieeinsatz zu verringern, wäre die Etablierung einer echten Kreislaufwirtschaft, in der ausgediente Module und Produktionsabfälle möglichst effizient wiederverwendet werden. Mit bisher verfügbaren Recyclingverfahren werden die Module allerdings größtenteils „downgecycelt“, wodurch enthaltene Wertstoffe für die Solarindustrie verloren gehen und damit verbundene Energieeinsparungspotenziale ungenutzt bleiben.
Aufgrund des enormen Rohstoffbedarfs für den geplanten Ausbau der Photovoltaik und des gleichzeitig rasant anwachsenden Abfallaufkommens (alleine für Deutschland bis zu 1 Mio. Tonnen ausgedienter PV-Module in 2030) werden somit intelligente, flexible und skalierbare Prozesslösungen benötigt, die eine geschlossene Kreislaufführung der wertvollen Materialien gewährleisten.
Die Lösung
Das Team von ReSolar hat einen innovativen Prozess entwickelt, in dem die Module nicht wie üblich geschreddert und »downgecycelt« beziehungsweise deponiert, sondern möglichst sortenrein in die einzelnen Materialfraktionen aufgetrennt werden. ReSolar zerlegt die PV-Module mittels Schockwellen. Die Materialverbunde werden damit gezielt und sauber an den Materialgrenzen aufgetrennt und können anschließend über Siebung in Glas-, Halbleiter/Metall- und Polymeranteile sortiert werden.
Das hochwertige eisenarme Solarglas kann so ohne zusätzlichen Eiseneintrag durch Mahlwerkzeuge oder störende Verunreinigungen durch Polymerrestanhaftungen wieder der Solarglasherstellung zugeführt werden. So wird eisenarmer Quarzsand für die Glasherstellung eingespart, der als natürliche Ressource nur begrenzt verfügbar ist. Gleichzeitig reduziert sich der Energieaufwand bei der Herstellung, da das Schmelzen der Quarzkristalle bei hohen Temperaturen entfällt.
Daneben generiert der Rückgewinnungsprozess ein Konzentrat aus Silber und Silizium, das physikalisch oder chemisch aufgetrennt werden kann. Die starke Aufkonzentration der Materialien erleichtert die Trennung und reduziert den Chemikalieneinsatz, was Prozessaufwand und insbesondere Prozessmittel reduziert. So kann beispielsweise das zurückgewonnene Silizium-Konzentrat bei der Produktion von Halbleitersilizium anstelle von metallurgischem Silizium eingesetzt werden, was einen energieintensiven Lichtbogenofenprozess einspart. Silizium ist für die EU als kritisches Material deklariert, weshalb die Schonung dieser Ressource besonders wichtig ist.
Das Verfahren wurde erfolgreich zum Patent angemeldet und das Patent wurde inzwischen erteilt. Die dazugehörige Schockwellen-Technologie wurde zu einem kontinuierlichen Prozess weiterentwickelt.
Das Projekt
Das Projekt ReSolar hat die Sicherung einer nachhaltigen Energieversorgung, effizientes Recycling sowie die Schonung kritischer Ressourcen zum Ziel. Das Team entwickelt eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft für die Solarindustrie, in der PV-Module nach ihrer Nutzung auf intelligente Weise in reine Materialfraktionen getrennt und effizient zu neuen Modulen recycelt werden können. Dies schont wichtige Ressourcen und ermöglicht die Einsparung von Energie und von CO2-Emissionen bei den Fertigungsprozessen. Im Rahmen des Fraunhofer-Förderprogramms AHEAD wird eine Überführung in ein Start-up bewertet und vorbereitet. Dabei steht nicht die Maximierung der Erträge im Fokus, sondern die Generierung eines maximalen Nutzens für Klima, Umwelt und Gesellschaft. Die Wurzeln des Vorhabens liegen in den Arbeiten von Dr. Andreas Bittner sowie seinem Team am Fraunhofer ISC. Beteiligt ist auch der Anlagenbauer ImpulsTec und dessen CEO Stefan Eisert.