Fraunhofer-Initiative für sicheren Datenraum startet
Am 23. September fand das dritte Spitzengespräch zum Industrial Data Space im Berliner Fraunhofer-Forum statt. Die Initiative soll Unternehmen den sicheren Austausch und die Kombination von Daten ermöglichen. Sie hilft Unternehmen dabei, ihre Produktions- und Geschäftsprozesse fit für die Digitalisierung zu machen und bildet damit ein Fundament für Geschäftsmodellinnovation. Das Konzept des Industrial Data Space hat eine umfassende, branchenübergreifende Vernetzung in einem offenen Datenraum zum Ziel. Dieser erleichtert es Unternehmen, die Potenziale der Digitalisierung für ihre Geschäftsmodelle zu nutzen, ohne dabei die Kontrolle über ihre Daten abzugeben.
- Vorwettbewerbliches Förderprojekt entwickelt in den kommenden drei Jahren Referenzarchitekturmodell und pilotiert Use Cases
- Unternehmen unterzeichneten Memorandum of Understanding zur Gründung eines gemeinnützigen Vereins
Die digitale Souveränität über die eigenen Daten sowie deren Sicherheit sind zentrale Punkte des Industrial Data Space. Daten werden nur dann zwischen zertifizierten Partnern ausgetauscht, wenn sie wirklich für einen Mehrwertdienst des Datennutzers benötigt werden. Weiterhin bilden die Datendienste des Industrial Data Space die Basis für die Entwicklung eigener Mehrwertdienste.
»In den vergangenen Wochen haben wir wesentliche Zwischenziele erreicht. Die Anforderungen an das zu entwickelnde Referenzarchitekturmodell sind deutlich konkretisiert und vier Use Cases in den Themenfeldern Transparenz in Lieferketten und Supply Chains, Automobilität sowie Transparenz und Compliance pharmazeutischer Produkte identifiziert«, sagte Professor Neugebauer, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft. »Wir sind nach wie vor offen für alle Unternehmen, die sich an dem Projekt beteiligen möchten, von kleinen und mittelständischen bis zu großen Konzernen«.
»Deutschland und Industrie 4.0 gehören zusammen. Wir wollen die Chancen der neuen industriellen Revolution nutzen und den Trend gestalten. Wirtschaft und Forschung müssen bei der Suche nach neuen Lösungen gemeinsam handeln. Daher begrüßen wir den Industrial Data Space und das branchenübergreifende Engagement der Wirtschaft im Rahmen dieser Initiative der Fraunhofer-Gesellschaft. Aus meiner Sicht ist das ein wichtiger Ansatz zum Gelingen von innovativen Produktions- und Geschäftsprozessen in der Industrie 4.0 und darüber hinaus, den wir unterstützen«, so Dr. Georg Schütte, Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Das BMBF fördert das neue Forschungsprojekt »InDaSpace« mit rund fünf Millionen Euro, das den Industrial Data Space dabei unterstützt, wesentliche Software-Bausteine zu entwickeln und praxisnah zu erproben.
Zum Spitzengespräch kamen Vertreter von Unternehmen, um gemeinsam mit
Fraunhofer und dem Forschungsministerium die Handlungsstränge für das Referenzarchitekturmodell und mögliche Use Cases im Förderprojekt zu diskutieren. Beschlossen wurde die Gründung eines von Fraunhofer und Unternehmen getragenen gemeinnützigen Vereins Industrial Data Space. Der gemeinnützige Verein bündelt die Anforderungen an den Industrial Data Space, organisiert den Erfahrungsaustausch und entwickelt Leitlinien für die Zertifizierung, Standardisierung und Verwertung der Ergebnisse des Förderprojekts. Der Industrial Data Space ist international ausgerichet. Die Gründung des Vereins ist für Januar 2016 geplant. Das Memorandum of Understanding haben folgende Unternehmen unterzeichnet: ATOS, Bayer, Boehringer Ingelheim, Fraunhofer, KOMSA, PricewaterhouseCoopers, REWE, Salzgitter, SICK, Thyssen-Krupp, TÜV Nord, Volkswagen, ZVEI.
»Die Initiative Industrial Data Space ermöglicht es uns, gemeinsam Erfahrungen zu sammeln, Sicherheit als einen Prozess umzusetzen und Vertrauen für sichere Datenräume zu schaffen. Das Ergebnis muss sicher, offen und weltweit einsetzbar sein«, erklärt Dr. Klaus Mittelbach, Vorsitzender der Geschäftsführung des Zentralverbands Elektrotechnik- und Elektronikindustrie e.V. ZVEI.
Folgende Grundprinzipien setzen den Rahmen für das technologische Konzept
Industrial Data Space: der sichere Austausch der Daten entlang der gesamten »Data Supply Chain« sowie die einfache Kombination eigener Daten mit öffentlichen Datengütern (beispielsweise Wetter-, Verkehrsinformationen, Geo-Daten) und semiöffentlichen Daten, etwa einer spezifischen Wertschöpfungskette. Die Souveränität über die Daten, also Kontrolle darüber, wer in welchem Kontext welche Rechte hat, gehört ebenso dazu wie der Vertrauensschutz, der durch die Zertifizierung der Teilnehmer, Datenquellen und -dienste sichergestellt werden soll. »Eine gemeinschaftliche »Governance«, das heißt klare, festgelegte Spielregeln, zu denen sich jeder Einzelne verpflichtet, sind das A und O des sicheren Datenraums«, so Professor Boris Otto, der das Projekt, an dem elf Fraunhofer-Institute beteiligt sind, koordiniert.
Das Referenzarchitekturmodell ist wie eine Blaupause für den sicheren Austausch und die effiziente Kombination von Daten anzusehen. Es kann für den Einzelfall konfiguriert werden. Damit bietet es die Grundlage für verschiedene Implementierungen im Markt. Fraunhofer wird das Modell pilotieren, an ausgewählten Use Cases verifizieren und prüfen, ob bestehende Ansätze wie Technologien und Standards umsetzbar sind. In der Pilotphase wird das Modell hinsichtlich seiner Industrie 4.0-relevanten Aspekte mit der Testbed-Initiative der Plattform Industrie 4.0 verknüpft.