100 Jahre Quantenforschung

Von der Erklärung alltäglicher Phänomene wie Sonnenlicht, Magnetismus und molekularen Wechselwirkungen bis hin zu Erfindungen wie LEDs, Transistoren und der Magnetresonanztomografie hat die Quantenphysik unsere Welt revolutioniert. 1925 wurden ihre Grundlagen erstmals formuliert. 100 Jahre später ist es möglich, die kleinsten Bausteine der Materie einzeln zu kontrollieren und gezielt zu nutzen – für Computer, die komplexe Probleme lösen können, für eine hochsichere Kommunikation und für extrem präzise Messungen in Diagnostik oder Materialforschung.

Quantencomputing, Quantenkommunikation und Quantensensorik könnten laut Analysten bis 2035 einen Marktwert von bis zu zwei Billionen US-Dollar erreichen. Hat die Begründung der Quantenphysik vor einem Jahrhundert unser Verständnis der Welt für immer verändert, so werden die aktuellen Entwicklungen in den Quantentechnologien voraussichtlich die Welt selbst grundlegend ändern. Das Jahr 2025 haben die Vereinten Nationen deshalb zum Internationalen Jahr der Quantenwissenschaft und -technologie ausgerufen.

Fraunhofer-Forschende entwickeln Quantensysteme für verschiedene Anwendungen und Branchen weiter, um damit Antworten auf die großen Herausforderungen unserer Zeit zu finden – ob Klima, Gesundheit, Verkehr oder Sicherheit.

Quantentechnologien

 

Quantensensorik und -bildgebung

Durch Quantensensorik und -bildgebung werden präziseste Messungen möglich, unter anderem für Medizin und Industrie.

 

Quantenkommunikation

Quantenkommunikation verspricht abhörsichere Datenübertragung. Um die Sicherheit in der digitalen Kommunikation zu verbessern, forscht Fraunhofer an quantenkryptografischen Verfahren.

 

Quantencomputing

Damit Quantencomputer ihr Potenzial auch in der Praxis voll entfalten können, forscht Fraunhofer daran, bestehende Hard- und Software-Probleme zu lösen.

 

Wissenstransfer / Recruiting

Fraunhofer unterstützt einen fundierten Wissensaufbau für Entscheidungsträger, Entwickler, Forschende und Studierende.

Veranstaltungen

 

LASER World of Quantum
24.-25 Juni 2025, Messe München
 

Quantum Effects
7./8. Oktober 2025, Messe Stuttgart
 

Fraunhofer Quantum Lab
Fraunhofer IAO
 

Webinar-Reihe Quantum Brunch
31. Januar-11. Juli 2025 | Fraunhofer IPA
 

Veranstaltungen Quantum BW

Fraunhofer Strategisches Forschungsfeld Quantentechnologien

Netzwerke & Kooperationen

 

Fraunhofer-Kompetenznetzwerk Quantencomputing

Das Fraunhofer-Kompetenznetzwerk steht für den Aufbau eines Quantenökosystems und für eine intensive Vernetzung - innerhalb der Fraunhofer-Gesellschaft wie auch mit Partnern und Kunden aus Forschung und Industrie. Die beteiligten Fraunhofer-Institute bedienen ein breites Spektrum an Anwendungsfeldern – von Logistik bis Chemie, vom Finanz- und Energiesektor bis Materialwissenschaften und IT-Sicherheit. Das Angebot des Netzwerks richtet sich sowohl an Einsteiger, die sich generell über Quantencomputing informieren und erste Kontakte knüpfen möchten, als auch an Experten, die Partner für konkrete Forschungsfragen und -projekte suchen.

 

Einfacher Zugang zu skalierbaren Fertigungsverfahren für Industrie und Forschung

Für Quanten- und neuromorphes Computing sind maßgeschneiderte Mikroelektronik sowie skalierbare Fertigungs- und Integrationsverfahren nötig. Die Forschungsfabrik Mikroelektronik Deutschland - Module Quanten- und neuromorphes Computing (FMD-QNC) vernetzt Forschungsstrukturen zu industrienahen Pilotlinien. Sie bietet Forschenden und Unternehmen Technologieberatung, Fertigungsleistungen und Anlagenzugang.

 

Munich Quantum Valley

Das Munich Quantum Valley (MQV) fördert die Quantenwissenschaft und Quantentechnologien in Bayern mit dem primären Ziel, wettbewerbsfähige Quantencomputer zu entwickeln und zu betreiben. Es verbindet Forschung, Industrie, Förderer und Öffentlichkeit und fördert einen effizienten Wissenstransfer, baut ein Netzwerk mit internationaler Reichweite auf und bietet Bildungsangebote für Schulen, Hochschulen und Unternehmen.

Willkommen in der Quantenwelt

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© Getty Images / MF3d

Quantenphysik ist in unserem Alltag praktisch kaum erlebbar. Alles für uns direkt Erfahrbare – alle makroskopischen, größeren Dinge – gehorcht den Prinzipien der klassischen Physik. Doch im Kleinen, auf atomarer Ebene, werden diese auf den Kopf gestellt: Denn dort zeigen sich die Gesetze der Quantenphysik. Und die erscheinen nicht nur auf den ersten Blick merkwürdig: Elementarteilchen, Atome und Moleküle können sich wie Teilchen oder Wellen verhalten. Sie können sich überlagern und damit mehrere Zustände gleichzeitig einnehmen. Und sie lassen sich miteinander verschränken, so dass ein Teilchen immer die komplementäre Information zu seinem Zwilling besitzt – egal wo dieser sich befindet. Vor allem die Unsicherheit des Zustands eines Teilchens ist in der Quantenmechanik fundamental. Es befindet sich in einer sogenannten Superposition von verschiedenen möglichen Zuständen. Kurz: Nichts steht fest, aber alles ist möglich. Es geht also um Wahrscheinlichkeiten, genauer um Wahrscheinlichkeitswellen. Erst wenn man ein Teilchen beobachtet oder misst, weiß man, an welcher Position, in welchem Zustand es sich genau befindet – und zerstört damit gleichzeitig den Quantenzustand.

Welle-Teilchen-Dualismus

Welle-Teilchen-Dualismus

Elementarteilchen wie Photonen oder Elektronen, sogar Atome oder Moleküle verhalten sich manchmal wie Wellen und manchmal wie Teilchen. Während ein klassisches Teilchen nur an einem Ort sein kann, breitet sich eine klassische Welle im Raum aus und kann sich mit anderen Wellen überlagern.

Quanten-Tunneleffekt

Quanten-Tunneleffekt

Teilchen können sich aufgrund ihrer Welleneigenschaften durch Energiebarrieren bewegen als würden sie durch Wände gehen. Da Menschen aus Atomen bestehen, gibt es eine theoretische Wahrscheinlichkeit ungleich Null, dass jedes einzelne Teilchen im menschlichen Körper die Potentialbarrieren einer Wand überwindet. Der Versuch, das zu beweisen, könnte jedoch schmerzhaft werden.

Schrödingers Katze

Schrödingers Katze

Das vielleicht berühmteste Gedankenexperiment, um Quantenphysik zu erklären. In einer Kiste sitzt eine Katze zusammen mit einer Giftgasampulle. Durch einen Mechanismus, der durch ein radioaktives Teilchen ausgelöst wird, besteht zu jedem Zeitpunkt die Wahrscheinlichkeit, dass das tödliche Gift freigesetzt wurde. Der radioaktive Zerfall bietet dabei einen idealen Zufallsgenerator für diesen Zeitpunkt. Ohne Wechselwirkung mit der Außenwelt befindet sich Schrödingers Quantenkatze also in einer Superposition, verschränkt mit dem Zustand des radioaktiven Teilchens. Sie ist quasi sowohl lebendig als auch tot. Erst wenn jemand in der Kiste nachschaut, wird das Tier auf einen von beiden Zuständen festgelegt. 

Quantenverschränkung

Diesen Effekt nannte Einstein noch »spukhafte Fernwirkung«. Sind zwei Teilchen miteinander verschränkt, ergänzen sie sich immer in ihren Eigenschaften. Sie sind untrennbar verbunden, auch wenn sie Lichtjahre voneinander getrennt sind. Misst man zum Beispiel bei einem Zwillingsphoton eine vertikale Polarisation, dann ist das andere Photon sofort horizontal polarisiert. Und das, obwohl sein Zustand unmittelbar vorher noch nicht festgelegt war und kein Signal zwischen den beiden Teilchen ausgetauscht wurde.

Zeitstrahl: Die Geschichte der Quantenphysik

1900

Geburtsstunde der Quantenphysik – Max Planck stellt die Quantentheorie auf: Licht besteht aus winzigen, unteilbaren Energiepaketen, den Quanten

1913

Niels Bohr entwickelt erste Vorstellung von einem quantisierten Atom

1915

Einstein stellt Allgemeine Relativitätstheorie auf und geht von Lichtphotonen als Teilchen aus

1924

Louis-Viktor de Broglie begründet den Welle-Teilchen-Dualismus

1925

Erwin Schrödinger beschreibt Materiewellen als Wahrscheinlichkeitswellen und erstellt eine grundlegende Gleichung der Quantenmechanik, die Schrödingergleichung

1927

Werner Heisenberg formuliert Unschärferelation: Ort und Geschwindigkeit eines Elektrons sind nicht zugleich bestimmbar.

1935

Gedankenexperiment Schrödingers Katze

1938

Erste Kernspaltung durch Otto Hahn, wenig später Bau der ersten Atombombe

1953

Gründung des CERN (Conseil Européen pour la Recherche Nucléaire) zur Untersuchung subatomarer Teilchen

Seit den 50er Jahren

Beginn der ersten Quantenrevolution durch praktische Nutzung von Effekten makroskopischer Quantensysteme

1954

Erste Mikrowelle

1958

Erster Mikrochip

1960

Erster Laser

1966

John Bell erstellt Bellsche Ungleichung: Es gibt keine lokalen verborgenen Parameter, die das Verhalten eines Quantensystems bestimmen

1974

Doppelspaltexperiment mit einzelnen Elektronen beweist Theorie des Welle-Teilchen-Dualismus

1982

Alain Aspect beweist mit Experimenten die Hypothese der Quantenverschränkung

Seit den 90ern

Beginn der zweiten Quantenrevolution durch Manipulation und Kontrolle einzelner Quanten

1997

Erste Quantenteleportation durch Zeilinger an Universität Innsbruck

In den 90ern

Erste experimentale Quantencomputer mit 3, 5 und 7 Qubits

2014

fehlerfreier Datentransfer durch Teleportation als Grundlage für das Quanteninternet

2016

China schießt ersten Quantenverschlüsselungssatellit Micius zu Forschungszwecken ins All

2017

China baut erstes Quantenkommunikationsnetzwerk auf

2018

EU fördert im Quantum-Flagship Quantentechnologien mit 1 Mrd. Euro,
Fraunhofer-Leitprojekt QUILT startet

2019

IBM stellt ersten kommerziellen Q-Computer Q System One vor

Initiative QuNet von Fraunhofer, Max Planck und DLR startet

Fraunhofer-Leitprojekt QMAG startet,

Fraunhofer und IBM kündigen an, den ersten Quantencomputer nach Europa zu holen