Nachhaltige Fischzucht

Aquakulturanlage am Fraunhofer EMB.
© Fraunhofer EMB
Aquakulturanlage am Fraunhofer EMB.
Meeräsche-Bruttank
© Fraunhofer EMB
Meeräsche-Bruttank
Fischsnack
© Fraunhofer EMB
Nachhaltig produzierter Snack aus Resten der Fischfiletverarbeitung.

Fischfarmen sind meistens ökologisch wenig sinnvoll. Forscher entwickeln daher nachhaltige Anlagen für die Fischzucht, in denen das Wasser in einem geschlossenen Kreislauf geführt wird.


Fisch ist gesund. Fisch ist aber auch ein ausgezeichneter Futterverwerter: Ein Kilo Futter ergibt ein Kilo Fleisch – bei Schweinen benötigt man dafür drei Kilo Futter, bei Rindern gar acht. Dieser Faktor wird immer bedeutender, wenn die Weltbevölkerung weiterwächst. Die UNO geht aktuell von einem Wachstum von derzeit 7,7 auf 9,7 Milliarden 2050 aus. Der Boden für Landwirtschaft wird knapp, dadurch gewinnen Aquakulturen für die Nahrungsmittelversorgung an Bedeutung.

Etwa die Hälfte aller Fische im Handel stammen mittlerweile aus großen Farmen. Doch eine ökologisch sinnvolle Alternative zum Wildfang sind sie häufig nicht. Nahrungsreste und Fischkot verschmutzen die Gewässer. Prof. Charli Kruse, Leiter der Fraunhofer-Einrichtung für Marine Biotechnologie und Zelltechnik EMB in Lübeck, und sein Team arbeiten an einer Lösung: »Wir entwickeln nachhaltige Anlagen für die Fischzucht, in denen das Wasser in einem geschlossenen Kreislauf an Land geführt wird. Unsere Aquakulturen sind außerdem multitrophisch, das heißt wir leiten das nährstoffhaltige Abwasser der Fische nicht einfach in die Kanalisation, sondern nutzen es für die Aufzucht anderer Organismen wie Muscheln oder Krebse. Wir recyceln also die Abfallprodukte einer Art, indem sie von einer anderen Art aufgenommen werden.« Das Abwasser der Fischzucht wird auf diese Weise nicht nur gefiltert – es entstehen auch zusätzliche Produkte, mit denen sich Einnahmen erzielen lassen.

Die integrierte, multitrophische, landbasierte Aquakulturanlage, kurz IMTA, der Fraunhofer EMB ist einzigartig. Die Meeresbiologen wollen eine möglichst ideale Kombination von hochwertigen Organismen mit starken Wachstumsraten finden, die in dem geschlossenen System gut funktionieren. Dafür experimentieren sie nicht nur mit der Zusammensetzung der Organismen, sondern auch mit Fischvolumen, Nährstoffzufuhr, Durchflussgeschwindigkeit, Wassertemperatur oder pH-Wert. Mit Unterstützung von Kollegen aus anderen Fraunhofer-Instituten arbeiten die Wissenschaftler zudem an einer Verbesserung der Anlagentechnik. Die offenen Fischfarmen im Meer mit ihren hohen Erträgen können durch die Kreislaufanlagen zwar noch nicht ersetzt werden. »Man könnte die kommerzielle Fischhaltung aber für die Umwelt weniger belastend gestalten, indem man verschiedene Organismen, die das Wasser filtern, dort ausbringt«, überlegt Kruse.