Finanzen

Finanzierung der Fraunhofer-Gesellschaft

Die Finanzierung der Fraunhofer-Gesellschaft basiert auf den drei Säulen Grundfinanzierung, Finanzierung aus Aufträgen der Wirtschaft sowie öffentliche Projektfinanzierung. Als gemeinnützige Organisation verfolgen wir keine finanziellen Gewinnziele, Überschüsse werden satzungsgemäß zur Förderung der Wissenschaft eingesetzt. Die Grundfinanzierung, die Fraunhofer als institutionelle Förderung von Bund und Ländern erhält, wird gemäß unserer Mission für Forschung und Entwicklung zum Nutzen für Wirtschaft und Gesellschaft eingesetzt.

Die Fraunhofer-Gesellschaft betreibt zahlreiche Institute und Forschungseinrichtungen in Deutschland. Rund 70 Prozent des Leistungsbereichs Vertragsforschung erwirtschaftet die Fraunhofer-Gesellschaft mit Aufträgen aus der Industrie und mit öffentlich finanzierten Forschungsprojekten. Rund 30 Prozent werden von Bund und Ländern als Grundfinanzierung beigesteuert, damit die Institute Problemlösungen entwickeln können, die erst in fünf oder zehn Jahren für Wirtschaft und Gesellschaft aktuell werden. 

Finanzvolumen der Fraunhofer-Gesellschaft 2019–2023

Das Jahr 2023 verlief für Fraunhofer wirtschaftlich erfolgreich. Das Finanzvolumen erreichte 3,4 Mrd. € mit einem deutlichen Zuwachs von 12 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Mit einem Anteil von 88 Prozent bzw. 3,0 Mrd. € umfasst die Vertragsforschung die Kerntätigkeiten von Fraunhofer, die zu rund einem Drittel von Bund und Ländern grundfinanziert werden. Forschungsleistungen mit einer dauerhaften Finanzierung außerhalb dieser regulären Grundfinanzierung werden als zusätzliche Forschungsförderung zusammengefasst, die ein Volumen von 249 Mio. € erreichte. Die Ausbauinvestitionen lagen bei 164 Mio. €.  

Finanzvolumen 2023 nach Haushalt in Mio. €

Das Finanzvolumen basiert auf der Leistungsrechnung, die den Anforderungen der Zuwendungsgeber entspricht. Der Betriebshaushalt beinhaltet den Personal- und Sachaufwand im kaufmännischen Sinn sowie die Veränderung des Sonderpostens »Rücklage aus Lizenzerträgen für satzungsgemäße Zwecke«. Die Investitionen werden in Höhe der Ausgaben zum Anschaffungszeitpunkt erfasst, sodass kaufmännische Abschreibungen in der Leistungsrechnung nicht enthalten sind. Im Jahr 2023 investierte Fraunhofer insgesamt 581 Mio. € mit einem Anteil von 17 Prozent am Finanzvolumen.
Der Personalaufwand stieg um 9 Prozent auf 1920 Mio. €. Dies ist im Wesentlichen auf einen Anstieg des Stammpersonals um 5 Prozent sowie Einmalzahlungen zum Inflationsausgleich im Rahmen der Tarifeinigung 2023 zurückzuführen. Der Sachaufwand lag mit 921 Mio. € um 13 Prozent über dem Vorjahr, u.a. aufgrund höherer Energie- und Materialpreise und einer Zunahme des extern finanzierten Projektvolumens. Die Rücklage wurde 2023 unterjährig zur Deckung von Liquiditätsbedarfen eingesetzt und wurde in Saldo in Höhe von 18 Mio. € aufgelöst, um den Aufbau von Leistungszentren, die Ausstattung von Fraunhofer-Instituten mit Photovoltaikanlagen und die Förderung strategisch wichtiger Beteiligungsförderformate zu finanzieren.

Erträge in der Vertragsforschung 2019–2023

Die Vertragsforschung umfasst die Kerntätigkeiten von Fraunhofer und basiert gemäß dem Fraunhofer-Modell auf drei Säulen, die je rund ein Drittel zur Finanzierung beitragen:

  • Auftragsforschung für die Wirtschaft
  • öffentlich finanzierte Förderprojekte
  • grundfinanzierte Vorlaufforschung

Im Jahr 2023 stieg der Zuwendungsbedarf aus der Grundfinanzierung um 16 Prozent auf 824 Mio. € an. Die Grundfinanzierung wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und den Ländern im Verhältnis 90:10
bereitgestellt. Die Wirtschaftserträge verzeichneten ein Wachstum um 6 Prozent auf 836 Mio. € und erreichten einen neuen Höchststand. Während die Erträge aus Aufträgen der Industrie um 8 Prozent auf 679 Mio. € anstiegen, lagen die
Lizenzerträge aus der Wirtschaft mit 157 Mio. € leicht unter dem hohen Vorjahresniveau.

 

Öffentliche Projekterträge 2023 in Mio. €

Die öffentlichen Projekterträge nahmen 2023 erneut deutlich zu. Insbesondere die Projektförderung des Bundes verzeichnete einen starken Aufwuchs um 21 Prozent auf 802 Mio. €. Dabei legten die Erträge des BMBF um 18 Prozent auf 406 Mio. €, die Förderung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) um 15 Prozent auf 267 Mio. € und die Erträge der sonstigen Bundesressorts um 54 Prozent auf 129 Mio. € zu. Die Projektförderung der Länder ging nach einem starken Anstieg in den Vorjahren um 5 Prozent auf 232 Mio. € zurück. Bei den EU-Erträgen gab es einen deutlichen Aufwuchs um 28 Prozent auf 114 Mio. €. Die sonstigen Erträge nahmen um 46 Prozent auf 183 Mio. € zu und beinhalten u.a. Erträge von Stiftungen, Universitäten und anderen Einrichtungen der Forschungsförderung. Zudem enthalten sie im Jahr 2023 Erstattungen gemäß dem Energiepreisbremsengesetz von 19 Mio. € und eine  außerordentliche Versicherungsentschädigung von 13 Mio. € für das Fraunhofer-Institut für Naturwissenschaftlich-Technische Trendanalysen INT aufgrund des Hochwassers 2021.

 

Finanzierungsanteile in % 2019–2023

Der hohe Finanzierungsanteil extern eingeworbener Erträge ist ein Erfolgskriterium der Fraunhofer-Institute und ein Alleinstellungsmerkmal der Fraunhofer-Gesellschaft. Der Projektfinanzierungsanteil ist daher eine wichtige  Steuerungskennzahl und ein Indikator für einen ausgewogenen Finanzierungsmix in der Vertragsforschung. Er wird berechnet als Anteil der Projekterträge am Betriebshaushalt inklusive kalkulatorischer Abschreibungen auf Investitionen (ohne Projektgruppen und bilanzielle Sondereffekte bei Rücklage und Rückstellungen). Aufgrund des starken Anstiegs der öffentlichen Erträge nahm der Projektfinanzierungsanteil im Jahr 2023 erneut zu und lag bei 76,4 Prozent. Der Finanzierungsanteil von Bund und Ländern erhöhte sich dabei auf 36,3 Prozent. Der Anteil der Wirtschaftserträge lag mit 29,7 Prozent auf dem Vorjahresniveau.

Zusätzliche forschungsförderung in Mio.

In der zusätzlichen Forschungsförderung werden Forschungsleistungen mit einer dauerhaften Finanzierung außerhalb der regulären Grundfinanzierung zusammengefasst. Neben der Verteidigungsforschung zählen dazu das Nationale Forschungszentrum für angewandte Cybersicherheit ATHENE und die Fraunhofer-Einrichtung Forschungsfertigung Batteriezelle FFB.

In ATHENE forschen das Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie SIT und das Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD mit der Technischen Universität Darmstadt und der Hochschule Darmstadt am Schutz kritischer Infrastrukturen wie Strom und Verkehr sowie der Absicherung von IT-Systemen. Neben Informatik und Technik werden interdisziplinäre Fragestellungen aus Rechts- und Wirtschaftswissenschaften, Psychologie und Ethik eingebunden. ATHENE wird vom BMBF und dem Land Hessen im Verhältnis 70:30 gefördert und wies 2023 einen Haushalt von 24 Mio. € auf.

Mit Ausgaben in Höhe von 84 Mio. € wurde der Aufbau der FFB im Jahr 2023 weiter vorangetrieben. Das Großprojekt wird vom BMBF mit insgesamt 500 Mio. € projektfinanziert. Weitere rund 200 Mio. € stellt Nordrhein-Westfalen für ein Gebäude in Münster bereit. Die FFB soll zum Zentrum der Entwicklung einer modernen und skalierbaren Batteriezellproduktion für Deutschland und Europa werden.

In der Verteidigungsforschung sind die Tätigkeiten in Forschung und Entwicklung (FuE) von sieben Fraunhofer-Instituten zusammengefasst, die vom Bundesministerium der Verteidigung (BMVg) eine Grundfinanzierung und kontinuierliche Projektförderung erhalten. Ziel der FuE-Tätigkeiten ist es, Menschen, Infrastrukturen und Umwelt bestmöglich vor potenziellen militärischen, technischen, terroristischen, natürlichen und kriminellen Sicherheitsbedrohungen zu schützen. Die Ausgaben in der Verteidigungsforschung lagen 2023 mit 141 Mio. € auf Vorjahresniveau. Die Grundfinanzierung des BMVg erhöhte sich leicht um 4 Mio. € auf 87 Mio. €, während die Projektfinanzierung des BMVg um 5 Mio. € auf 54 Mio. € zurückging.

Ausbauinvestitionen in Mio. €

In den Ausbauinvestitionen sind Baumaßnahmen sowie die Erstausstattungen mit wissenschaftlichen Geräten und Mobiliar erfasst. Die Investitionen in Bau und Erstausstattung waren 2023 mit 164 Mio. € um 13 Prozent geringer als im
Vorjahr, da externe Einflüsse weiterhin verzögernd auf den Mittelabfluss bei den Baumaßnahmen einwirken. Hierzu zählen insbesondere zeitlich fixierte Perioden aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und erhöhte Anforderungen im Zuwendungsbau. Dabei gingen die Baumaßnahmen um 19 Mio. € auf 133 Mio. € zurück, wovon 98 Mio. € auf Großbauprojekte und 35 Mio. € auf den Kleinbau entfielen.
Die Investitionen in die Erstausstattung sanken um 6 Mio. € auf 31 Mio. €.

Großbauten und Erstausstattung werden von Bund und Ländern im Verhältnis 50:50 sonderfinanziert. Häufig stellen die Länder zusätzliche Fördermittel aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) bereit, die den Zuwendungsbedarf für Bund und Land gleichermaßen verringern. Die Kleinbaumaßnahmen werden aus der gemeinsamen Grundfinanzierungim Verhältnis 90:10 finanziert. In Summe betrug der Zuwendungsbedarf für Bund und Länder 143 Mio. €. Bei den Projekterträgen entfielen 21 Mio. € auf EFRE-Mittel der Länder und sonstige Erträge.