Überraschend deutlich stimmten Fraunhofer-Alumni im Award »TECHNOLOGY4DEVELOPMENT« für das Forschungsprojekt »GreenUp Sahara«. Rund 61 Prozent der Stimmen gewann das ambitionierte Hilfs- und Forschungsprojekt.
Insgesamt bewarben sich vier Projekte um den Fraunhofer-Alumni-Award. Alle Teams orientieren sich an den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDG) der Vereinten Nationen. Eine nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit ist neben der Förderung der Wissenschaft eines der zentralen und festgeschriebenen Ziele des Fraunhofer-Alumni e.V.. Projekte wie GreenUp Sahara sind dem besonderen Engagements der Mitarbeitenden zu verdanken. Und dieses soll der in 2020 erstmalig vergebene Preis würdigen. Der Preis wurde im Rahmen der virtuell abgehaltenen Mitgliederversammlung des Fraunhofer-Alumni e.V. überreicht.
Die ehemaligen Mitarbeitenden der Fraunhofer-Gesellschaft waren daher aufgerufen, über ein Online-Tool das Projekte zu bestimmen, das die 10.000 Euro Preisgeld erhalten soll.
Ziel des Gewinnerteams »GreenUp Sahara« ist es, die Ernährungslage in Regionen zu verbessern, in denen konventionelle Landwirtschaft nicht möglich ist. Zusammen mit dem Ingenieur Taleb Brahim, der in einem algerischen Flüchtlingscamp bereits mehrerer Anlagen für die Erzeugung von frischem Tierfutter errichtet hat, bauen und konzeptionieren die Wissenschaftler*innen um Marc Beckett, Experte für Wassertechnologien und Wertstoffrückgewinnung am Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB, nun hydroponische Anlagen, um darin Gemüse zu kultivieren.
Eine zentrale Herausforderung dabei ist die Bereitstellung spezieller Nährstofflösungen. Solche Lösungen sind zwar verfügbar, jedoch für die Bewohner der Region nicht erschwinglich und kaum zu beschaffen. Daher versucht das Team um Marc Beckett eine Alternative zu entwickeln, die sich mit einfachen Mitteln lokal herstellen lässt. Derzeit laufen unter anderem Versuche, Stein-, Knochen- und Blutmehl mit Hilfe von Hefe- und Joghurt-Kulturen zu vergären und so die Nährstoffe für die Pflanzen verfügbar zu machen. Die Ergebnisse dieser Mixturen wollen die Forscher*innen im zweiten Schritt in Pflanzversuchen mit kommerziellen Düngern vergleichen.
Für ein gesundes Pflanzenwachstum sind vor allem Stickstoff, Phosphor und Kalium nötig, außerdem brauchen die Pflanzen verschiedene Mikronährstoffe wie Eisen, Molybdän und andere Elemente. Das aus der Schlachtung von Ziegen anfallende Blutmehl ist reich an Stickstoff. Knochen können Phosphor- und Calcium für die Nährstofflösung beisteuern. Ebenfalls für die Bewohner des Camps leicht verfügbar ist Steinmehl, das andere wichtige Mineralien enthält. Eine zusätzliche Herausforderung ist die hohe Anfälligkeit für Verunreinigungen. Eine einfache Desinfizierung etwa mit Chlor würde auch »nützlichen Mikroorganismen« zerstören.
Die Forschenden dieses Projektes arbeiten dabei auch mit dem Welternährungsprogramm (WFP) der Vereinten Nationen zusammen. Das Preisgeld von 10.000 Euro, das aus Mitgliedsbeiträgen und Fördermitgliedschaften des Fraunhofer-Alumni e.V. stammt, ermöglicht den Wissenschaftler*innen weitere Versuche und die Weiterentwicklung des Anbaukonzepts.