Sunbloom Proteins – Proteine aus der Sonnenblume

Kernfrage

Amandine Perez in einem Raum steht vor einer gelben Kommode, sie steckt eine Sonnenblume in eine Vase mit einem Strauß Sonnenblumen.
© Patrick Runte
Ganz schön nützlich: Amandine Perez setzt auf Proteine aus Sonnenblumenkernen.

Mehr Pflanzen, weniger Fleisch, Milch und Eier: Die Welt wird um einen Ernährungswandel kaum herumkommen. Wie das Start-up Sunbloom Proteins dafür sorgen will, dass er besser schmeckt.

 

Sonnenblumen sind ihre Lieblingsblumen, ausgerechnet. »Das war schon so, bevor ich bei Sunbloom Proteins angefangen habe«, versichert Amandine Perez. »Und ich kann sie auch noch ansehen, ohne dabei an Nährwerte zu denken.« Sonnenblumen machen froh, ob auf dem Feld oder in der Vase. »Oder eben auf dem Teller«, sagt Perez und lacht. Vor etwas mehr als einem Jahr hat ihr Arbeitgeber Avril das Start-up Sunbloom Proteins übernommen. Seit Juli treibt Perez die Vision des Unternehmens als Geschäftsführerin voran: »Pflanzenprotein so vielseitig, beiläufig und schmackhaft wie möglich in unsere Ernährung zu integrieren.«

 

Entwickelt am Fraunhofer IVV

Sunbloom Proteins nutzt dafür Sonnenblumen, deren Öl und Samen man in Europa schon lange schätzt. Durch eine am Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung IVV in Freising bei München entwickelte Technik lässt sich allerdings auch Proteinkonzentrat aus der Pflanze gewinnen. Dafür werden Sonnenblumenkerne geschält, gepresst, entölt, getrocknet und anschließend fein vermahlen. »Das so entstandene Pulver ähnelt von der Konsistenz her Mehl und hat einen Proteingehalt von 60 Prozent«, sagt Perez. Im Vergleich zu anderen pflanzlichen Proteinen etwa aus Soja, Weizen oder Erbsen hat es einige Vorteile: »Sonnenblumenprotein ist völlig geschmacksneutral, hat eine helle Farbe, eine angenehme Konsistenz und lässt sich vielfältig verarbeiten.« Kurzum: Das Extrakt liefert eine nachhaltige und gesunde Eiweißquelle, die sich problemlos in viele Lebensmittel schleusen lässt.

Die Textur des Pulvers ist äußerst wandelbar. »Wir liefern eine natürliche Zutat, mit der sich Fleisch, Milch und Eier in vielen Produkten mühelos ersetzen lassen«, nennt Amandine Perez als Hauptvorteil. Aufschlagen wie Sahne oder Eischnee? Kein Problem. Auflösen in Wasser? Geht rückstandslos. Auflösen in Emulsionen? Die perfekte Verbindung. Aufschäumen wie Milchschaum? Her mit dem Kaffee! Auch als Fleischersatz lässt sich Protein aus Sonnenblumensaaten verwenden, sei es mit hohem Wasseranteil wie in Burgerpatties, emulgierten Würstchen, in pflanzlicher Streichwurst oder als trockene Chunks. »Sonnenblumenprotein lässt sich nicht herausschmecken wie etwa Erbsenprotein, es färbt Lebensmittel auch nicht unschön und hat hervorragende Texturierungseigenschaften«, erklärt Perez. All das sei entscheidend, um es für die breite Nutzung in der Lebensmittelindustrie attraktiv zu machen. »Wir müssen den Herstellern maximale Freiheit bei der Gestaltung ihrer Produkte ermöglichen.«

Bisher geht die Rechnung auf: Seit die Sunbloom Proteins GmbH 2017 als Spin-off des Fraunhofer IVV in Freising gegründet wurde, hat sie sich stetig vergrößert. Durch die Übernahme der global agierenden Avril Group im April 2023 soll die Marktpräsenz pflanzlicher Proteine vorangetrieben werden. Die Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer IVV ist weiterhin eng. »Avril sucht innovative und nachhaltige Lösungen, um Menschen zu ernähren. Der Austausch mit der Forschung ist deshalb für uns enorm wichtig.«

Nicht nur in Deutschland, auch in französischen, italienischen und brasilianischen Supermärkten finden sich mittlerweile Produkte, in denen das Sonnenblumenprotein verarbeitet wurde. »Gerade tüfteln wir an einer pflanzlichen Mousse au Chocolat«, verrät Perez, die bei dem Gespräch in ihrem Pariser Büro sitzt. Als Französin verfolgt sie die Entwicklung des cremigen Desserts besonders streng. Sie lacht, aber es ist ihr ernst: »Genuss ist mir sehr wichtig. Ich bin überzeugt, dass Wandel nur möglich ist, wenn wir richtig leckere, delikate Alternativen ohne geschmackliche Kompromisse anbieten können.« Den Menschen den Wandel also buchstäblich schmackhaft machen.

Perez nimmt sich da nicht aus. Ihr geht es wie den meisten Menschen: Sie ist weder Veganerin noch Vegetarierin, sorgt sich aber um den Planeten und will sich und ihre Familie gerne pflanzenbetonter ernähren. Im Alltag mit ihrem vierjährigen Sohn fällt das oft schwer. »Viele Menschen sind neugierig und probieren pflanzliche Alternativen. Aber durchgesetzt haben sie sich bisher noch nicht. Teil dieser Transformation zu sein, wäre wunderbar.«