Ergebnisse des deutsch-französischen KI-Dialogs
Januar 2025
Am 24. Januar fand der erste deutsch-französische KI-Dialog in Berlin statt. Organisiert von der Fraunhofer-Gesellschaft, der französischen Botschaft in Deutschland und dem französischen Nationalen Forschungsinstitut für Informatik und Automatisierung (Inria), nahmen führende Entscheidungsträgerinnen und -träger aus Industrie und Forschung sowie politische Vertretende der EU-Kommission, Frankreichs und Deutschlands daran teil.
Die europäische Wirtschaft muss ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern und technologische Souveränität anstreben. Wie dies gelingen kann, war Schwerpunkt der Veranstaltung. Es wurden Maßnahmen erörtert, die darauf abzielen, die KI-Entwicklung in und für Europa wettbewerbsfähiger, souveräner und nachhaltiger zu gestalten. Ganz im Sinne des Aachener Vertrags ist die Wiederbelebung der deutsch-französischen Zusammenarbeit im Bereich der Künstlichen Intelligenz für die Zukunft Europas hochgradig relevant und dringend geboten.
AUFRUF ZUM HANDELN
Forschung und Industrie in Deutschland und Frankreich fordern KI-Roadmap für Europa unter Führung der Industrie
Französische und deutsche Unternehmen und Organisationen aus den Bereichen Industrie, Technologie, Innovation und angewandter Forschung fordern die Politik dazu auf, umgehend Maßnahmen zu ergreifen, um die digitale Souveränität und allgemeine Wettbewerbsfähigkeit Europas zu stärken.
Für das weitere Vorgehen in Europa sehen sie folgende Prioritäten:
- Vereinfachte, unternehmens- und innovationsfreundliche Regelungen, insbesondere die Umsetzung der KI- und Datenverordnung
- Eine robuste und skalierbare KI-Infrastruktur, einschließlich eines europäischen Cloud-Ökosystems (mit einheitlichem und anwendungsfreundlichem Zertifizierungsprozess und vertrauenswürdigen Datenräumen zur gemeinsamen Datennutzung), effektiver Möglichkeiten für Training und Nachjustierung von KI-Modellen und der Verfügbarkeit von Rechenleistung
- Eine stabile, bezahlbare und nachhaltige Energieversorgung
- Strategien zur Talentgewinnung und -entwicklung, um Fachkräfte aus Europa und dem außereuropäischen Ausland gewinnen und halten zu können
- Investitionen von Wagniskapital und eine starke europäische Spar- und Investitionsunion, um deutsches und französisches Innovationspotenzial zu heben und europäischen Unternehmen den internationalen Anschluss zu ermöglichen
- Fokus auf vertikale Märkte von strategischer Bedeutung und Large Language Models (LLM) sowie Förderung einer effizienten, nachhaltigen KI
Um diese Prioritäten in die Tat umzusetzen, sollen der Dialog fortgesetzt und Synergien zwischen Industrie, Forschung und den Innovationsökosystemen gehoben werden. Ziele dabei sind die:
- Schaffung einer Koalition der Willigen mit dem Ziel, eine gemeinsame, deutsch-französische KI-Roadmap unter Führung der Industrie zu entwickeln, die konkrete Schritte und Zusagen der beteiligten Akteure umfasst. Fraunhofer und Inria haben bereits angeboten, diesen Prozess zu begleiten.
- Identifizierung verschiedener Leitprojekte, die als Katalysatoren für bereits bestehende deutsche und französische Innovationen (z. B. im Bereich Edge Computing, Datenräume, Label für nachhaltige KI) dienen sollen und schnell skaliert werden können.
- Zusammenarbeit bei der Entwicklung konkreter Szenarien für die industrieseitige Anwendung von KI in strategischen Bereichen wie Gesundheitsversorgung, Energie, Verteidigung, Cyberspace und Robotik.
- Zusammenführung von Forschung und Industrie durch Stärkung der deutsch-französischen Achse in bereits laufenden und künftigen Projekten, darunter auch EU-Programme wie GENAl4EU oder EDIC.
- Schaffung von Anreizen zur Entwicklung und Nutzung europäischer KI-Lösungen im öffentlichen und privaten Sektor in Europa, z. B. durch öffentliche und private Auftragsvergabe oder Kooperationen zwischen Unternehmen und Start-ups.
- Identifizierung nachhaltiger Finanzierungsmodelle, z. B. KI-Anleihen und andere Investitionsmöglichkeiten.
- Förderung von Vernetzungsinitiativen mit ähnlicher Zielsetzung, darunter die European Tech Champions Initiative, die KI-Anbieter, Investoren und die Industrie zusammenbringen soll.
- Forcierung der genannten Ziele im Rahmen zentraler politischer Formate auf internationaler, europäischer, bilateraler, nationaler und regionaler Ebene
- Ermutigung zentraler französischer und deutscher Akteure dazu, sich diesem Aufruf anzuschließen.
- Veranstaltung eines zweiten KI-Dialogs innerhalb von neun Monaten zwecks Bewertung des bisher Erreichten und Absprache der nächsten Schritte.
Es ist an der Zeit zu handeln!
Industrie, angewandte Forschung und Innovatoren müssen an einem Strang ziehen. Lassen Sie uns gemeinsam die Zukunft der Künstlichen Intelligenz in Europa gestalten!