Was kann Wasserstoff für die Mobilität der Zukunft leisten?
Bislang spielt Wasserstoff in der Mobilität noch eine untergeordnete Rolle. Nur wenige hundert H2-Pkw sind es, die aktuell über Deutschlands Straßen rollen. Das muss sich allerdings schnell ändern, wenn die Bundesregierung ihre Klimaziele erreichen will. Deutschland steht hinsichtlich des Wasserstoffs nicht so schlecht da, wie es die momentan noch geringen Zahlen an Wasserstoff-Autos vermuten lassen: »Wir haben bereits heute eines der besten H2-Tankstellennetze«, weiß Prof. Christopher Hebling, Bereichsleiter Wasserstofftechnologien am Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE und Sprecher des Fraunhofer-Netzwerks Wasserstoff. »In den nächsten drei Jahren soll dieses von den bestehenden 100 Tankstellen auf 400 Tankstellen erweitert werden.« Sinn macht Wasserstoff vor allem da, wo größere Reichweiten gefragt sind – unter anderem beim Schwerlasttransport, bei Binnenschiffen sowie bei Zügen auf Nebenstrecken, die bislang noch nicht elektrifiziert wurden. Denn ebenso wie bei Elektrofahrzeugen kann Wasserstoff Fahrzeuge auf Basis von grünem Strom – also Strom aus erneuerbaren Energiequellen wie Wind und Sonne – lokal CO2-frei antreiben.
Soll die Mobilität der Zukunft zum großen Teil auf Wasserstoff fußen, gilt es zunächst einmal an den Grundlagen zu feilen. Sprich: Technologien wie die Brennstoffzellen und die Elektrolyseure müssen optimiert, Standards gesetzt und Infrastrukturen wie Verteilnetz und Tankstellen ausgebaut werden. Die Fraunhofer-Forscherinnen und -Forscher arbeiten in einer Vielzahl von Projekten daran, die Wasserstoff-Technologien voranzutreiben und die Industrie zu unterstützen, darüber hinaus stehen sie der Politik als kompetente Partner zur Seite. So hat die Fraunhofer-Gesellschaft beispielsweise mit der Wasserstoff-Roadmap ihre eigenen wissenschaftlichen Positionen zur Wasserelektrolyse und Wasserstoffnutzung entwickelt und diese dem Kanzleramt sowie den Ministerien, die an der Entwicklung der Wasserstoffstrategie beteiligt waren, zur Verfügung gestellt.
Mit der Initiative H2D bündelt Fraunhofer die einzelnen Projekte, Kompetenzen und Institute in einer Gesamtstrategie. H2D soll zudem als Impulsgeber für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft dienen. Um den Austausch der Fraunhofer-Institute in puncto Wasserstoff untereinander zu vereinfachen, wurde das Wasserstoff-Netzwerk gegründet: Über diese Plattform können 28 Institute Informationen austauschen und ihre Zusammenarbeit organisieren. Auch regional bilden sich verschiedene Wasserstoff-Allianzen: So etwa das H2-Innovationslabor Heilbronn-Franken, mit dem eine Pilotregion zur Entwicklung von Wasserstoffkonzepten aufgebaut werden soll und an dem sich neben verschiedenen Wissenschaftseinrichtungen auch das Forschungs- und Innovationszentrum Kognitive Dienstleistungssysteme KODIS des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO beteiligt. Oder das Kompetenzzentrum Sachsen, das an drei Standorten die sächsischen Forschungsstärken rund um Brennstoffzellen, Hochtemperaturelektrolyse und andere Wasserstoff-Technologien ausbauen soll.