Next Generation Computing

Webspecial zur Titelstory des Fraunhofer-Magazins 4.2020

Die Digitalisierung bringt eine Datenflut mit sich, die wir mit heutigen Rechnersystemen schon bald nicht mehr effizient bewältigen können. Es ist Zeit für eine neue hybride Computing-Generation, die leistungsfähig, vertrauenswürdig und ressourceneffizient ist.

»Computer der Zukunft sind hybrid«

Das Jahr 2020 hat nicht nur eine Zäsur in Sachen Gesundheit gebracht. Auch beim Datenverbrauch hat es neue Rekorde geliefert. Marktanalysten des Branchenverbandes der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten VATM schätzten im Oktober, dass in diesem Jahr 5,2 Milliarden Gigabyte allein über die deutschen Mobilfunknetze übertragen werden – eine Steigerung zum Vorjahr um 52,9 Prozent. Noch vor fünf Jahren belief sich der mobile Datenverkehr auf gerade einmal 600 Millionen Gigabyte. Durch die Festnetzleitungen rauschen im Jahr 2020 in Deutschland schätzungsweise 72 Milliarden Gigabyte – ein Plus von 28,6 Prozent.

Weltweit betrug nach Angaben des Statistischen Bundesamtes noch im Jahr 2018 das Volumen der jährlich generierten digitalen Datenmenge 33 Zettabyte. Für das Jahr 2025 prognostizieren die Statistiker mehr als eine Verfünffachung auf 175 Zettabytes. Das sind 175.000.000.000.000.000.000.000 Bytes. Zum Vergleich: Das Gesamtwerk Shakespeares umfasst, so hat es das Fachmagazin Computer Weekly einmal ausgerechnet, 5 MB, also 5 000 000 Bytes. Als nächste und letzte Einheit ist bisher nur das Yottabyte vorgesehen. Und darauf bewegt sich unsere digitale Gesellschaft kontinuierlich zu.

Vor allem Sensordaten aus dem Internet der Dinge werden – neben Videostreaming – künftig das Datenwachstum weiter vorantreiben. Künstliche Intelligenz, Industrie 4.0, autonomes Fahren – all diese digitalen Entwicklungen benötigen immer mehr Daten und damit mehr Rechenpower und Energie. Dabei wurden 2020 80 Prozent der generierten Daten noch in zentralen Systemen und 20 Prozent lokal verarbeitet, bis 2025 sollen sich diese Anteile umkehren. In dem Maße, wie der Datenberg wächst, bewegen wir uns auf die Grenzen heute existierender Computertechnologien zu. Den neuen Anforderungen an Energieverbrauch, Datenverarbeitung und Transferzeiten werden sie kaum mehr gerecht.

Die Flut an Daten ist nicht die einzige Herausforderung. Mit wachsender Abhängigkeit von digitalen Netzen und Daten steigen die Anforderungen an die Sicherheit und Resilienz der digitalen Gesellschaft. Dabei kommt vor allem der technologischen Souveränität, also der Selbstbestimmung und Kontrolle über Systeme und Daten, in Deutschland und der EU eine zentrale Rolle zu. Bislang führte die Marktmacht vor allem US-amerikanischer IT-Konzerne wie Microsoft und Google zu nahezu vollständigen Abhängigkeiten.

»Die Antwort auf diese Herausforderungen ist die Entwicklung vertrauenswürdiger, hochperformanter und ressourceneffizienter Hard- und Software«, sagt Prof. Albert Heuberger, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Integrierte Schaltungen IIS in Erlangen. Zusammen mit seiner Kollegin Prof. Anita Schöbel vom Fraunhofer-Institut für Techno- und Wirtschaftsmathematik ITWM in Kaiserslautern verantwortet er das Thema Next Generation Computing, das die Fraunhofer-Gesellschaft als eines von sieben strategischen Forschungsfeldern definiert hat. Dabei werde es im Rechenzentrum der Zukunft mehrere Wege geben, um Probleme zu lösen, so Heuberger: »Die Zukunft liegt in hybriden, sicheren Computertechnologien, die je nach Fragestellung einzeln oder komplementär zum Einsatz kommen. Wir erforschen, welches Verfahren das beste für welche Problemstellung ist – und passen die Architektur an die jeweilige Anwendung an.« Eine zentrale Rolle beim Next Generation Computing spielen drei Schlüsseltechnologien: neuromorphe Hardware, Trusted Computing und Quantencomputing.

Fraunhofer Strategisches Forschungsfeld

Next Generation Computing

Computer sind aus kaum einem Bereich des täglichen Lebens mehr wegzudenken und die digitale Transformation bringt immer neue Geschäftsmodelle und Innovationen hervor. Durch immer neue Anwendungsszenarien steigen dabei Anforderungen an Software und Hardware stetig an. Dabei stoßen herkömmliche Computing-Technologien allmählich an die Grenzen ihrer Geschwindigkeit, Leistungsfähigkeit, Miniaturisierung und Energieeffizienz. Dem wirkt das Next Generation Computing entgegen. Von quantenbasiertem und neuromorphem Computing bis hin zu mikroelektronischen Bauteilen für die nächste Generation treibt Fraunhofer die Entwicklung von Hardware und Technologien für Next Generation Computing voran.

Fraunhofer Strategisches Forschungsfeld

Quantentechnologie

Quantentechnologien ermöglichen völlig neue, noch nie dagewesene Anwendungen in der Messtechnik, Bildgebung, Kommunikationssicherheit und bei hochkomplexen Berechnungen. Deshalb haben sie ein hohes Disruptionspotenzial. In den vergangenen Jahren sind spektakuläre Durchbrüche in der Quantenforschung gelungen. Ziel der Quantenforschung bei Fraunhofer ist es, die Grundlagenforschung möglichst schnell in die Anwendung zu überführen, zum Beispiel durch hochpräzise Sensorik und sichere Quantenkommunikation.

 

Webspecial

Quantentechnologie

Abenteuer Zukunft – es hat begonnen!

Willkommen in der Welt der Quanten, wo nichts logisch, aber alles möglich scheint. Hier beginnt für uns die Reise in ein neues Zeitalter, in dem Quantentechnologien uns helfen, die Welt besser zu verstehen und zu organisieren. Fraunhofer bringt sie in die Anwendung.

Edge AI

Schlaue Endgeräte sparen Energie

Edge AI soll die künstliche Intelligenz dorthin bringen, wo sie gebraucht wird: in die Endgeräte. Benötigt werden dazu Chips, Algorithmen und Tools.

 

Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme IAIS

Podcast mit Prof. Dr. Christian Bauckhage

»Wir nutzen die Vorteile des Quantencomputings, um Probleme des Maschinellen Lernens, zum Beispiel kombinatorische Optimierungsprobleme, viel schneller zu lösen als das heute möglich ist.«

Weitere Projekte

 

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Das bringt 2021

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