Prof. Maik Feldmann, Geschäftsfeldleiter Polymeranwendungen, Fraunhofer-Institut für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen IMWS
Was fasziniert Sie persönlich am Werkstoff Kunststoff?
Die Vielfalt. Einerseits ist es ein Werkstoff, der uns das tägliche Leben erleichtert, oft mehr, als uns bewusst ist. Andererseits werden Kunststoffe in Bereichen eingesetzt, die in metallischer Bauweise nicht so effizient zu realisieren wären. So wiegt zum Beispiel ein auf Kunststoff basierender Drucktank für Wasserstoff bei gleicher Speichermenge nur etwa ein Viertel so viel wie ein Druckbehälter aus Metall.
Welcher Trend im Zusammenhang mit Kunststoff und Nachhaltigkeit stimmt Sie optimistisch?
Zwei Statistiken stimmen mich besonders zuversichtlich. Die Statistik zum Bio-Kunststoffmarkt der European Bioplastics e.V. zeigt einen signifikanten Trend hin zu biobasierten Kunststoffen. Und die Zahlen zum werkstofflichen Recycling des Umweltbundesamtes belegen ebenso ein Wachstum, woraus sich in beiden Fällen auch für uns spannende Forschungsfragestellungen ergeben. Die weltweite Abfallproblematik, steigende Umweltauflagen, aber auch das zunehmende Umweltbewusstsein der Verbraucher werden diesen Trend in Zukunft sicherlich noch stärken.
Was macht Ihrer Meinung nach einen »guten« Kunststoff aus?
Ein guter Kunststoff ist der, der ideal zur jeweiligen Verarbeitungs- und Gebrauchsanforderung passt und die Langlebigkeit des Produkts bei möglichst geringem CO2-Fußabdruck sicherstellt. Der Werkstoff sollte entsprechend seinen Eigenschaften synergetisch mit dem Design und dem Verarbeitungsverfahren gewählt werden. Die Rohstoffauswahl spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Idealerweise kommen hier Rest- oder Abfallstoffe zum Einsatz.