Klima-Stress

Grüne Dächer, grüne Fassaden – und ein Roboter pflegt die Flächen

Wie sich grüne Außenwände auf das Stadt­klima auswirken, hat Dr. Afshin Afshari am Beispiel von Abu Dhabi in einer mo­dellbasierten Analyse untersucht. Der Forscher baut derzeit am Fraunhofer IBP die Arbeitsgruppe »Stadtbauphysikalische Modellierung« auf. »Die Studie in Abu Dhabi zeigte: Würde man nahezu alle Fas­saden mit mittelmäßig belaubten Pflanzen begrünen, so würde die Temperaturerhö­hung in der Stadt um 25 Prozent sinken. Bei Pflanzen mit höherer Blattdichte könn­te man den Hitzeinseleffekt sogar nahezu halbieren«, sagt Afshari. Derzeit erstellt der Forscher eine ähnliche Studie für Berlin: Hier geht es um die Auswirkung begrünter Dächer. »In Berlin wird die Wirkung wahr­scheinlich geringer ausfallen, da es dort bereits viel Grün gibt«, vermutet Afshari. Grüne Fassaden brauchen jedoch aufwen­dige Pflege, üblicherweise sind dafür Ge­rüste, Hebebühnen oder Industriekletterer erforderlich. Forscherinnen und Forscher des Fraunhofer-Instituts für Produktions­technik und Automatisierung IPA haben in ihrer Machbarkeitsstudie »Green Wall Robot« eine einfachere Methode ersonnen. »Auf einem schienenbasierten Fassaden­system bewegt sich vollautomatisch ein Roboter und übernimmt alle Pflanz-, Pfle­ge- und Wartungsarbeiten – vom Schnitt der Pflanzen bis hin zum Austausch ein­zelner Pflanzmodule«, erklärt Kevin Breg­ler vom Fraunhofer IPA.

Sophie Mok, Fraunhofer IAO
© Heinz Heiss
Sophie Mok, Wissenschaftlerin am Fraunhofer IAO.

EU-Projekt »Urban Nature Labs«

Urbanes Grün ist also einer der Haupt­ansatzpunkte, um Städte gegen die Aus­wirkungen des Klimawandels zu schützen. Was genau naturnahe Lösungen leisten können, untersucht ein Konsortium mit zehn Städten im EU-Projekt »Urban Nature Labs«. Beteiligt ist auch das Fraunhofer IAO. »In drei Städten konnten bereits ei­nige Maßnahmen umgesetzt werden: im niederländischen Eindhoven, im finni­schen Tampere und im italienischen Ge­nua«, erklärt Sophie Mok, Wissenschaft­lerin am Fraunhofer IAO. In Eindhoven sind die Maßnahmen über die gesamte Stadt verteilt: Straßen und Plätze wurden begrünt und mit unterirdischen Wasser­speichern versehen, überbaute Flüsse »be­freit« und renaturiert. In Tampere wurden zwei Distrikte begrünt, unter anderem ein altes Industriegebiet, in dem die Pflanzen als Biofilter eingesetzt werden, um Schad­stoffe aufzunehmen und dadurch Wasser und Böden zu reinigen. Zudem wurden Gründächer mit intensiver Nutzung und urbane Gärten angelegt. Und in Genua wurde ein altes Militärgelände neu gestal­tet, hier lag der Fokus auf Entwässerung, Hochwasservorsorge und Begrünung.