»Es macht jeden Morgen Freude, arbeiten zu gehen«
Klimabewusste Personen mögen kaum mehr Fleisch essen. Sie verzichten aufs Flugzeug. Sie springen aufs Rad, statt sich ins Auto zu setzen. All das trägt bei, den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Doch: Etwa 30 Prozent der CO2-Emissionen stammen aus dem Immobiliensektor, entstehen also rund um das Thema Wohnen. Wollten Immobilienbesitzer und assoziierte Unternehmer jedoch auf erneuerbare Energien umsatteln, standen sie insbesondere bei konkreten Fragen zur Art der erneuerbaren Energien, dem optimalen Betrieb und der Verbrauchsabrechnung der Mieter bislang nicht auf der Sonnenseite, sondern buchstäblich im Regen.
CO2-neutral wohnen: Anspruch und Wirklichkeit
Diese Lücke, die zwischen Anspruch und Wirklichkeit klaffte, erkannte Dr. Karsten Schmidt schnell. Schließlich saß er an der Quelle: Er war bei der Fraunhofer- Gesellschaft für das Corporate Business Development im Bereich Energie tätig. Im »Open District Hub« – einem gemeinsamen Verein von Fraunhofer und mehr als 40 Industriepartnern, der sich mit erneuerbaren Energien in Quartieren auseinandersetzt – wurde Schmidt immer wieder mit einer Vielzahl von Fragen konfrontiert. Und immer wieder mit dieser: »Hat Fraunhofer nicht intelligente Softwarelösungen, die den Einsatz erneuerbarer Energien einfach und profitabel machen?« Kurzum: Der Bedarf nach Planungsinstrumenten und Softwarelösungen, die eine optimierte Betriebsführung sowie die Abrechnung der Energieflüsse ermöglichen, war riesig, das Angebot auf dem Markt gleich null. Schmidt begab sich daher auf die Fraunhofer-interne Technologiesuche. Bei Prof. Peter Bretschneider vom Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung IOSB-AST wurde er fündig: Dieser hatte mit seinem Team eine grundlegende Technologie entwickelt – eigentlich eine Technologie aus der Kraftwerks-Einsatzplanung. Schmidt beschloss, diese Basis zur Marktreife im Bereich dezentraler Energiekonzepte weiterzuentwickeln. »Ich habe also eine Art Technologie-Scouting bei Fraunhofer gemacht, bin fündig geworden und habe das in Form des Spin-offs Ampeers Energy GmbH in den Markt getragen«, schmunzelt er. »Und damit habe ich exakt die richtige Entscheidung getroffen: Es macht nach wie vor riesige Freude, morgens zur Arbeit zu gehen und das Thema mit den Kollegen voranzutreiben.«
Wertvoller Sparringspartner: Fraunhofer Venture
Die Mitgründer waren schnell gefunden. Karsten Schmidt, Gerrit Ellerwald und Tobias Müller arbeiteten bereits im »Open District Hub« zusammen, Schmidt und Ellerwald hatten sogar gemeinsam studiert. Auch die Industriepartner kannten die Gründer, »wir hatten bei vielen Vereinsmitgliedern bereits einen Proof-of-Work abgeliefert – und so waren rasch erste Investoren aus diesem Kreis bereit, unsere Idee mitzufinanzieren«, verrät der junge Gründer und Vater zweier kleiner Jungen.
Von der Tragfähigkeit des Konzeptes überzeugt war auch die Fraunhofer-Gesellschaft. »Die Betreuer von Fraunhofer Venture waren stets wertvolle Wegbegleiter, die uns Schritt für Schritt durch diesen Prozess geleitet haben, sowohl in der Vorgründungsphase als auch bei der Gründung selber. Ja, selbst heute noch«, begeistert sich Schmidt. Er betont besonders das Doppelgespann, das jedem Gründerteam zur Seite gestellt wird: Ein kaufmännischer Begleiter unterstützt rund um Themen wie Businessplan und Unternehmensnetzwerke, ein juristischer Begleiter bei Gründungsdokumenten, Lizenzverträgen mit der Fraunhofer-Gesellschaft und Co. Neben dieser ersten Säule des Erfolgs, sprich der guten Vorbereitung, sieht Schmidt eine zweite Säule in der Arbeitsweise des jungen Teams. »Es gibt zwei wichtige Dinge, die ein Start-up beherzigen muss. Erstens: Vertrieb, Vertrieb, Vertrieb – man muss auf die Kunden zugehen und dem Markt mitteilen, dass es einen gibt. Zweitens: Team, Team, Team – man gewinnt oder verliert immer nur gemeinsam. Diese zwei Stärken haben wir, und so konnten wir bislang alle Herausforderungen lösen.«
Elementar für den Erfolg ist natürlich auch das angebotene Produkt. Und da gelang Schmidt die Punktlandung. »Wir bieten eine Softwarelösung von der Planung der erneuerbaren Energien über den optimierten Betrieb bis hin zur Abrechnung und Umsetzung von lukrativen Geschäftsmodellen innerhalb der Immobilie. Das macht uns am Markt einzigartig«, sagt der Gründer stolz.
Wir sind alle Überzeugungstäter!
Der Markt scheint bereit zu sein für die Technologie: Die kleine Firma, die vor zwei Jahren mit drei Gründern an den Start ging, ist bereits auf 35 Mitarbeiter gewachsen. »Selbst durch den Lockdown kamen wir unbeschadet hindurch: Durch die Umstellung von realen Vor-Ort-Gesprächen auf digitale Kundengespräche konnten wir sogar deutlich mehr Kunden erreichen und unsere Reichweite drastisch erhöhen. Der Markt ist trotz – oder vielleicht auch dank – Corona schnell auf uns aufmerksam geworden«, sagt Schmidt enthusiastisch. »Zwar arbeitet jeder von uns deutlich mehr, als es in anderen Berufen der Fall wäre. Aber dafür macht uns allen die Arbeit große Freude: Wir haben eine Riesenchance, einen großen Beitrag zur Energiewende zu leisten – schließlich sind wir alle Überzeugungstäter im Sinne der Sache.«