Forschung für den Schutz Kritischer Infrastrukturen

Energie, Wasser, Nahrungsmittel, Treibstoffe, Informationen, Transport – diese Güter und Dienstleistungen sind für eine funktionsfähige Wirtschaft und Gesellschaft essenziell wichtig. Wie wichtig, das bekommen wir zu spüren, wenn sie plötzlich nicht wie gewohnt zur Verfügung stehen. Systeme und Infrastrukturen, die uns mit diesen Gütern versorgen, sind zunehmend vernetzt und daher sehr verletzlich. Naturkatastrophen, Unfälle, terroristische oder kriminelle Angriffe sind eine ständige Gefahr. Fraunhofer entwickelt Strategien und technische Möglichkeiten, um Kritische Infrastrukturen zu schützen.

Kritische Infrastruktur Energieversorgung

Strom ist das Lebenselixier unserer modernen Technikgesellschaft. Was es bedeutet, wenn er einmal nicht mehr fließt, erlebten Anfang 2019 die Bewohner im Berliner Bezirk Köpenick: Dort gingen am 19. Februar nach einem Kabelschaden um kurz nach 14 Uhr die Lichter aus. Straßenbahnlinien stellten ihren Betrieb ein, fast alle Geschäfte und Restaurants, Schulen, Kitas ebenso. Ampeln fielen aus, und um ein zusätzliches Verkehrschaos zu verhindern, musste die Polizei den Verkehr regeln. Heizung und Warmwasser gab es nicht mehr, weil Heizkraftwerke ihren Dienst quittierten. Ein Krankenhaus musste trotz Notstromversorgung vorsorglich seine Intensivpatienten in eine andere Einrichtung verlegen. Das Telefonnetz fiel aus, auch das Handynetz war betroffen, da die Mobilfunkmasten auf Elektrizität angewiesen sind. Nach über 30 Stunden war der Spuk vorbei, und die 30 000 betroffenen Haushalte hatten wieder Strom. Das europäische Stromverbundnetz ist das sicherste der Welt, und solche lang anhaltenden Ausfälle sind eher selten. Aber eine hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht und Blackouts sind möglich, jederzeit, an jedem Ort.

Energieinfrastrukturen zählen zu den Kritischen Infrastrukturen (KRITIS), sind sie gestört oder fallen aus, hat dies schwerwiegende Auswirkungen auf unsere Gesellschaft. Durch die rasant fortschreitende Digitalisierung sind verschiedenste Systeme und Strukturen immer mehr miteinander vernetzt und dadurch anfälliger für Störungen. In diesem komplexen Zusammenspiel kann der Ausfall einer einzelnen Komponente oder eines Systems kaskadenartig auf abhängige Versorgungsnetze übergreifen. KRITIS sind deshalb besonders schützenswert und müssen sich gegen Gefahren alle Art wappnen: Naturkatastrophen, Unfälle, technisches oder menschliches Versagen, Kriminalität.

Cyberangriffe auf KRITIS-Betreiber

Die unter den Namen »WannaCry« bekannte Erpressersoftware trat zum ersten Mal am 12. Mai 2017 in Erscheinung. Betroffene waren Unternehmen und Institutionen wie die Bahn oder Krankenhäuser, aber auch Privatpersonen. Deren Computer wurden mit einem so genannten Lösegeldtrojaner infiziert, der die Computerdaten verschlüsselte und nur gegen Zahlung eines Lösegelds in Bitcoin wieder freigab. Das Perfide an »WannaCry« war, dass sich die Schadsoftware von einem Computer zum anderen ohne weiteres Zutun des Nutzers ausbreiten konnte. Noch bis Anfang 2018 wurden dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik Angriffe gemeldet. Mehr als 200 000 Computer in 150 Länder waren betroffen.

»Industroyer« bzw. »CrashOverride« wurde die Schadsoftware genannt, die 2016 für einen Stromausfall in der ukrainischen Hauptstadt Kiew verantwortlich war. Den Hackern gelang es, die Kontrolle über die Prozesssteuerungsanlage des ukrainischen Stromanbieters zu erhalten. Diese hoch gefährliche Malware ist spezialisiert auf Strombetreiber. Die ausgeklügelte Schadsoftware, die im Prinzip jedes industrielle Kontrollsystem angreifen könnte, lässt darauf schließen, dass die Angreifer über weitreichende Mittel und Ressourcen verfügen und das längerfristige Ziel verfolgen, KRITIS-Betreiber oder Industrieunternehmen zu sabotieren.
 

Forschung und Entwicklung für Cybersicherheit

Gerade im Bereich der Kritischen Infrastrukturen bekommt IT-Sicherheit eine stetig wachsende Bedeutung. Früher isoliert betriebene, gut überwachte und kontrollierbare Systeme werden durch die Digitalisierung vernetzt, die Isolierung wird aufgehoben. Daten können erhoben und analysiert werden, die Systeme werden für Nutzung auch aus der Ferne zugänglich gemacht. Dies eröffnet eine Vielzahl von Chancen, beispielsweise zur effizienten Überwachung des zuverlässigen Betriebs Kritischer Infrastrukturen und zur schnellen Reaktion bei auftretenden Problemen.  Gleichzeitig ergeben sich durch die Öffnung neue Risiken. Kritische Komponenten und Abläufe können gezielt manipuliert und die Verfügbarkeit der Infrastruktur kann vorsätzlich gestört werden, mit verheerenden Auswirkungen für Sicherheit und Versorgungslage.

 

Branchenspezifische Analysewerkzeuge zur Bewertung des Sicherheitsniveaus in Kritischen Infrastrukturen

Das Fraunhofer-Institut für Angewandte und Integrierte Sicherheit AISEC führt bereits seit vielen Jahren Forschungs- und Entwicklungsprojekte auf regionaler, nationaler und europäischer Ebene für und mit KRITIS-Betreibern durch. In den Projekten werden Sicherheitskonzepte erarbeitet, die speziell auf die Erfordernisse kritischer Infrastrukturen angepasst sind, und deren Umsetzung systematisch begleitet wird. Vielen Betreibern Kritischer Infrastrukturen fehlen Personal und Know-how, um IT-Sicherheitsrisiken und erforderliche Maßnahmen unter Einbeziehung von Kosten- und Nutzenrechnungen abschätzen zu können. Hier setzt ein Großteil der von Fraunhofer AISEC durchgeführten Projekte an.

So wurde beispielsweise im EU-geförderten Projekt »Smart Grid Protection Against Cyber Attacks SPARKS« in Zusammenarbeit mit mehreren Stadtwerken eine einfach einsetzbare und mit IT-Werkzeugen unterstützte Methodik insbesondere für Smart Grids entwickelt, die Betreibern von Energieversorgungsinfrastrukturen ermöglicht, ein systematisches Risikomanagement inklusive Bedrohungsidentifikation und Folgenabschätzung durchzuführen.

Im Projekt »ECOSSIAN – European Control System Security Incident Analysis Network«, das im Rahmen des European Programme for Critical Infrastructure Protection (EPCIP) durchgeführt wurde, stand die Entwicklung von Technologien und Referenzarchitekturen für sichere Kritische Infrastrukturen im Vordergrund, die präventive Dienste wie Frühwarnungen und Anomaliedetektion über verteilte Standorte ermöglichen und Notfall- und Desaster Management verbessern. Beispiele für die dabei entwickelten Schlüsseltechnologien sind Verfahren zur KI-basierten Anomalieerkennung, Verfahren zum sicheren Austausch von sensitiven Daten zwischen Betreibern von Infrastrukturen mittels sicheren Mulitparty-Protokollen, sodass ein gemeinsames Lagebild entsteht, ohne dass ein Betreiber Einblicke in seine Infrastrukturgegebenheiten gewähren muss. Für Smart Meter und Smart Meter Gateways wurden Hardware-unterstützte Ansätze zur Authentifizierung und zur datenschutzkonformen Datenverarbeitung entwickelt und integriert. Das System wurde in KRITIS-Szenarien in den Sektoren Finanzwesen, Transport und Energie erprobt. Das Fraunhofer AISEC war zudem beteiligt an Empfehlungen für zukünftige Sicherheitsstandards für Smart Grids sowie für ein Frühwarnsystem, das den Informationsaustausch zu aktuellen Bedrohungslagen auf europäischer Ebene erlaubt, ohne sensitive Informationen aus betroffenen Anlagen weiterzugeben.


Die Expertise, die das Fraunhofer AISEC in zahlreichen Anwendungsprojekten mit Kritischen Infrastrukturen aufgebaut hat, soll auch kleinen und mittelständischen Betreibern von Kritischen Infrastrukturen zur Verfügung stehen, für die die IT-Sicherheit eine besonders große organisatorische Herausforderung darstellt. Diesen Herausforderungen stellte sich das vom BMBF geförderte Projekt »Modellbasierte Sicherheitsanalyse von IKT-basierten Kritischen Infrastrukturen« (MoSaIK). Im Rahmen des Projekts wurden innovative Lösungen entwickelt, die auch Betreibern ohne spezielles IT-Sicherheits-Know-how eine Analyse der IT-Sicherheit ihrer Systeme ermöglichen.

 

Nationales Forschungszentrum für angewandte Cybersicherheit ATHENE

Die Digitalisierung ist in vollem Gange. Grundvoraussetzung für ihr Gelingen und damit eine zentrale Bedingung, um auch in Zukunft eine führende Position im internationalen Wettbewerb einzunehmen, ist die Cybersicherheit. Um Lösungen für die Herausforderungen der Zukunft zu entwickeln, hat das neue »Nationale Forschungszentrum für angewandte Cybersicherheit ATHENE« als Einrichtung der Fraunhofer-Gesellschaft mit Beteiligung der Technischen Universität Darmstadt und der Hochschule Darmstadt die Arbeit aufgenommen. ATHENE ist das europaweit größte Forschungszentrum für angewandte Cybersicherheitsforschung und ein wesentlicher Bestandteil der Cybersicherheitsstrategie des Bundes und des Landes Hessen.

© Fraunhofer SIT

Sichere Internet-Infrastrukturen

Eines der Leuchtturmprojekte des Nationalen Forschungszentrums für angewandte Cybersicherheit ATHENE thematisiert sichere Internet-Infrastrukturen. Hier entwickelt das Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie SIT Mechanismen, um die Kritische Infrastruktur Internet vor Abhörangriffen zu schützen. Das Internet ist das größte und komplexeste Kommunikationsnetz der Welt und die weltweit größte IT-Infrastruktur. Das Domain Name System (DNS) und entsprechende IT-Protokolle, wie zum Beispiel das Border Gateway Protocol (BGP), bilden das Rückgrat des Internets und sorgen zum Beispiel dafür, dass E-Mails ihr Ziel erreichen, indem Daten ihren Weg eigenständig wählen. Die Wegewahlfunktionen im Internet helfen dabei, auf unvorhergesehene Ereignisse wie etwa den Ausfall von Internetknoten zu reagieren, und sichern so die Verfügbarkeit des Internets.

Doch die Wegewahl kann auch missbraucht werden. Angreifer nutzen zum Beispiel Schwachstellen und Konfigurationsfehler, um einzelne Internetknoten zu manipulieren und Datenpakete bewusst umzuleiten. Dadurch können Unbefugte auf Inhalte zugreifen, diese auslesen oder verändern, gezielt Angriffe auf Unternehmen oder Staaten durchführen und sogar große Teile der Internet-Infrastruktur außer Betrieb setzen. Die Angriffe können sich etwa gegen Unternehmen richten (Wirtschaftsspionage) oder auch gegen ganze Länder (Cyberwar).

Den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern am Fraunhofer SIT gelang es, gravierende Schwachpunkte in den Internet-Infrastrukturen zu identifizieren und gemeinsam mit Spitzenforschern der Cybersicherheit aus Israel und den USA zu analysieren. Das Ergebnis: Über 70 Prozent der meist genutzten DNS-Server sind verwundbar, weil keine Sicherheitsmechanismen verwendet werden oder diese falsch zum Einsatz kommen. Basierend auf den Analyseergebnissen entwickelt das Institut Handlungsempfehlungen sowie neue Protokolle und Cybersicherheitslösungen.

Zerschlagung der größten Botnetz-Infrastruktur »Avalanche«

Hunderte Millionen Euro raubten Hacker über Jahre hinweg von Onlinekonten. Unter dem Decknamen »Avalanche« formierten sich die Cyberkriminellen und errichteten eine weltweite Infrastruktur zum Betrieb sogenannter Botnetze, die lawinenartig gigantischen Schaden anrichtete. Bis zum 30. November 2016. An diesem Tag kam es zum totalen Takedown der Botnetze und damit zum bislang größten Schlag gegen die organisierte Cyberkriminalität.  

Botnetze sind eine Gruppe infizierter Computer, die per Fernsteuerung kontrolliert und für illegale Zwecke missbraucht werden. Mit der Zerschlagung der Botnetz-Infrastruktur »Avalanche« gelang nach vierjähriger Ermittlungsarbeit einem internationalen Team, dem auch das Fraunhofer-Institut für Kommunikation, Informationsverarbeitung und Ergonomie FKIE angehörte, ein wichtiger Schlag gegen die organisierte Cyberkriminalität. »Avalanche« gilt als die weltweit größte Infrastruktur zum Betrieb sogenannter Botnetze und hat hunderttausendfach private und geschäftliche Computersysteme und Mobilgeräte mit unterschiedlicher Schadsoftware infiziert. Die polizeilichen Ermittlungen dauerten noch bis Anfang 2019 an. In einer durch Europol in Den Haag organisierten Pressekonferenz am 16. Mai 2019 bezifferten die Ermittler den Schaden, den »Avalanche« weltweit verursacht hat, auf 100 Millionen US-Dollar, davon allein in Deutschland mindestens 8,7 Millionen Euro.  

Durch technische Unterstützung des vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) beauftragten Projekts »Systematische Analyse von Botnetzen« trug das Fraunhofer FKIE entscheidend zu der Zerschlagung von »Avalanche« sowie zu der Entwicklung von erfolgreichen Resilienzmaßnahmen bei. Aber die Bedrohungslage im Cyberraum nimmt stetig zu. Angriffe richten sich längst gezielt auch gegen staatliche Strukturen wie Regierungsnetze, militärische Einrichtungen oder Unternehmen. Daher sind die permanente Analyse und Bekämpfung von Cyberbedrohungen essenziell, um die IT-Sicherheit für den Staat und die Menschen weiterhin zu gewährleisten. 

Weiterbildung im Lernlabor Cybersicherheit

Seit 2015 gilt das Gesetz zur Erhöhung der Sicherheit informationstechnischer Systeme (IT-Sicherheitsgesetz), für KRITIS-Betreiber gelten besondere IT-Sicherheitsstandards und Regeln. Geschultes Personal ist dabei unerlässlich, da der menschliche Faktor eine häufig genutzte Schwachstelle von Cyberangriffen ist.

Das Lernlabor Cybersicherheit der Fraunhofer Academy geht über Schulung und Weiterbildung hinaus und bietet als Forschungspartner praxisnahe Expertise zu den aktuellsten Themen auf dem Gebiet der Cybersicherheit. »Neben eigener Forschung und Auswertung einschlägiger Informationsquellen analysieren wir Angriffsszenarien im Austausch mit anderen Fachbereichen innerhalb der Fraunhofer-Gesellschaft«, erläutert Steffen Nicolai vom Lernlabor Cybersicherheit Energie- und Wasserversorgung des Fraunhofer-Instituts für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung IOSB. Im Labor konnte auch die Angriffskette des provozierten Stromausfalls in der Ukraine nachgestellt und analysiert werden. Der Auslöser dieser »kill chain« war laut Steffen Nicolai eine gefälschte E-Mail, die Mitarbeiter des Stromversorgers veranlasste, ein präpariertes Worddokument herunterzuladen. Das Fatale an einer unentdeckten Malware ist, dass der eigentliche Angriff erst Wochen später erfolgen kann, wenn die Schadsoftware genügend Zeit hatte, die Lücken im Sicherheitssystem auszuspähen und dann im richtigen Moment flächendeckend auf die Steuerungsebene zuzugreifen.

Im Lernlabor Cybersicherheit Energie- und Wasserversorgung wird die relevante technische Infrastruktur eines Versorgungsunternehmens nachgebildet. Dies umfasst sowohl die informationstechnischen als auch die energietechnischen Komponenten aus dem Prozessumfeld des Versorgungsunternehmens. Die technische Infrastruktur des Lernlabors bildet zudem die Basis für die Forschungsaktivitäten im Bereich Cybersicherheit für Energie- und Wasserversorgung. Hier spielen vor allem Methoden der KI-basierten Detektion von Anomalien im Versorgungssystem und damit die frühzeitige Erkennung von möglichen IT-Angriffen und die Vermeidung von Versorgungsausfällen eine große Rolle.

Ziel der Schulung und Weiterbildung ist es, die erlernten Inhalte anhand praktischer Übungen an der realen Hardware und Infrastruktur direkt umzusetzen. Weitere Lerninhalte sind rechtliche Rahmenbedingungen wie zum Beispiel der Betrieb eines Informationssicherheits- und Management-Systems (ISMS).

»Hochsicherheit« und »Emergency Response« – das sind die beiden Schwerpunktthemen des Lernlabors Cybersicherheit, das das Fraunhofer-Institut für Kommunikation, Informationsverarbeitung und Ergonomie FKIE in einem Konsortium mit der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg betreibt. Im Mittelpunkt steht hierbei einerseits die robuste Absicherung besonders schützenswerter IT-Infrastrukturen, Anlagen und Daten gegen Cyberangriffe beispielsweise mittels Monitoring, Anomalie- oder Angriffserkennung. Ein weiterer Fokus liegt auf der schnellen und effektiven Einleitung von Gegenmaßnahmen im Ereignisfall zur Schadensminimierung, unter anderem durch IT-Forensik oder Schadsoftwareanalyse. IT-Sicherheitskompetenzen werden so kombiniert mit aktuellsten Erkenntnissen aus der Wissenschaft und Forschung vermittelt.

Das Weiterbildungsprogramm »Lernlabor Cybersicherheit« wird in Zusammenarbeit mit Fraunhofer-Instituten, Fachhochschulen und der Fraunhofer Academy entwickelt und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Die Lernmodule decken die verschiedenen Anwendungsfelder, Branchen und Domänen, wie zum Beispiel industrielle Produktion, Automotive Security, Public Safety, Embedded Security, IoT-Security, IT-Forensik usw., ab und bringen die neuesten Erkenntnisse aus der Forschung praxisnah und anwendungsorientiert in die Unternehmen.

© Fraunhofer FKIE

Fake News erkennen

Die öffentliche Meinungsbildung läuft heute zunehmend über die Sozialen Medien ab. Die Bedeutung von Twitter, Facebook und Co. als Medien politischer Kommunikation nimmt immer mehr zu, und Fake News – erfundene Nachrichten oder manipulativ verzerrte Fakten ­– verbreiten sich rasant im Netz und werden oft unbedacht oder gerade ganz gezielt geteilt. Das Fraunhofer-Institut für Kommunikation, Informationsverarbeitung und Ergonomie FKIE hat ein Tool entwickelt, das mit Methoden des maschinellen Lernens Fake News erkennen kann.

Zunächst werden die Algorithmen mit seriösen und mit gefälschten Beispielbeiträgen trainiert. Die Software scannt danach automatisiert Social-Media-Nachrichten, filtert diejenigen heraus, die ganz spezifische Merkmale aufweisen, und bereitet die Ergebnisse grafisch optimiert auf.  Dabei führt das System keinen automatisierten Wahrheits-Check oder gar eine Zensur durch. Die letztendliche Bewertung der als potenzielle Fake News markierten Nachrichten liegt bei den Nutzern des Klassifizierungstools.

Als mögliche Erkennungszeichen werden sowohl sprachliche Daten, etwa die Wortwahl oder der Satzbau, aber auch Metadaten in die Analyse einbezogen. Diese spielen eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, richtige von falschen Meldungen zu unterscheiden: Wie häufig wird gepostet, wann wird ein Tweet abgesetzt, und um welche Uhrzeit? Der Zeitpunkt eines Posts kann darauf hinweisen, aus welchem Land bzw. aus welcher Zeitzone der Sender Meldungen absetzt. Eine hohe Sendefrequenz deutet auf Bots hin, was die Wahrscheinlichkeit einer Falschmeldung erhöht. Auch die Vernetzung der Accounts und deren Follower-Strukturen können für die Analyse von großer Bedeutung sein. Prinzipiell müssen stets mehrere Merkmale zusammen auf Fake News hinweisen, um eine entsprechende Klassifikation auszulösen. Behörden und Unternehmen nutzen das Tool bereits, um gezielt Desinformation aufzudecken und umfassend zu bekämpfen.

Resilienzzyklus eines technischen Systems mit seinen fünf Phasen: Prepare, Prevent, Protect, Respond, Recover.
© Fraunhofer EMI
Resilienzzyklus eines technischen Systems mit seinen fünf Phasen: Prepare, Prevent, Protect, Respond, Recover.

Resilienz ist mehr als Sicherheit

Der Begriff Resilienz stammt aus der Entwicklungspsychologie und steht für die Fähigkeit von Menschen, nach schlimmen Ereignissen wieder aufzustehen, weiterzumachen und sogar daraus zu lernen. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) definiert Resilienz dabei wie folgt: »Resilienz ist die Fähigkeit eines Systems, mit Veränderungen umgehen zu können. Resilienz bedeutet Widerstandsfähigkeit gegen Störungen jeder Art, Anpassungsfähigkeit an neue Bedingungen und eine flexible Reaktion auf Veränderungen mit dem Ziel, das System – zum Beispiel einen Betrieb oder einen Prozess – aufrechtzuerhalten.«

Aber was zeichnet resiliente Systeme und Infrastrukturen aus? Sie sind robust und anpassungsfähig und auf Stresssituationen aller Art vorbereitet. Sie sind von Grund auf so konstruiert, dass disruptive Ereignisse nicht zum Totalausfall führen und hinterher sogar noch widerstandsfähiger sind. Durch Verkettung von technischen und organisatorischen Umständen kann sich ein Störfall auf andere verbundene Strukturen auswirken. Diese Kaskadeneffekte sind besonders gravierend, wenn Strom sowie Informations- und Telekommunikationssysteme ausfallen, weil nahezu alle Kritischen Infrastrukturen davon betroffen sind. Risiken können nie ganz ausgeschlossen werden, deshalb muss Resilienz bereits bei der Planung und beim Design ein Bestandteil ingenieurwissenschaftlichen Denkens sein. Je resilienter ein Netzwerk ist, umso weniger anfällig ist es für Kaskadeneffekte, desto besser können wichtige Funktionen aufrechterhalten und der Normalbetrieb wiederhergestellt werden.

In den Ingenieurswissenschaften hat Resilience Engineering zunehmend an Bedeutung gewonnen. Bei diesem ganzheitlichen, interdisziplinären Ansatz geht es darum, Methoden und Technologien zu entwickeln, die auch unerwartete oder noch nie dagewesene Ereignisse bewältigen. Prof. Dr. Stefan Hiermaier, Direktor des Fraunhofer-Instituts für Kurzzeitdynamik, Ernst-Mach-Institut, EMI ist Professor an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg. Im Masterstudiengang Sustainable Systems Engineering lehrt er unter anderem Resilienz technischer Systeme.

Als Vorreiter in Resilience Engineering betont er, dass dabei auch die Wirtschaftlichkeit eine große Rolle spielt: »Was immer wir planen, entwerfen und konstruieren, wir müssen die Akzeptanz aller Stakeholder haben, um ein System widerstandsfähiger zu machen. Das gelingt nur, wenn es kosteneffizient ist. Andernfalls wird kein Unternehmer Geld dafür ausgeben.«

Analyse von Kaskadeneffekten in Versorgungsnetzen – Softwaretool CAESAR

Das Fraunhofer EMI entwickelte mit CAESAR (Cascading Effect Simulation in Urban Areas to Assess and Increase Resilience) im Rahmen des EU-Projekt »Snowball« ein Softwaretool zur Simulation und Analyse gekoppelter Netzinfrastrukturen. CAESAR analysiert anhand simulierter Katastrophenfälle die Abhängigkeiten und Kaskadeneffekte zwischen verschiedenen Versorgungsnetzen, identifiziert Schwachstellen und berechnet den zu erwartenden Schaden. Die Ergebnisse werden mit einem Geoinformationssystem (GIS) auf einer Webseite dargestellt, auf der Karten mit Geodaten hinterlegt sind. Die Nutzer können so erkennen, warum und welche Teile der Infrastruktur ausgefallen sind oder mit welcher Wahrscheinlichkeit damit zu rechnen ist. Farbige Symbole zeigen kritische bis sehr kritische Teile an, die zu Kaskadeneffekten führen können, und mit welchem Ausmaß zu rechnen ist. Die Entscheider können auf dieser Basis die vorgeschlagenen Maßnahmen abwägen und die Robustheit gezielt dort verstärken, wo der maximale Nutzen erzielt wird.

Das One World Trade Center in New York
© Fraunhofer EMI
Das One World Trade Center am Ground Zero
Stoßrohranlage BlastStar
© Fraunhofer EMI
Stoßrohranlage BlastStar
© Fraunhofer EMI
Stoßwellenbelastungen infolge von Sprengstoff- und Gasexplosionen werden an der Stoßrohranlage BlastStar simuliert.

Resiliente Gebäude und Verkehrsinfrastrukturen

Außergewöhnliche Ereignisse wie Terroranschläge, Naturkatastrophen und Unfälle können jederzeit und überall passieren. Die Sicherheitsforschung setzt deshalb bereits bei der Planung und beim Bau von gefährdeten Gebäuden und Verkehrsinfrastrukturen an.

Die Bilder des einstürzenden World Trade Centers im Jahr 2001 haben sich in das kollektive Gedächtnis der Menschheit eingebrannt. Terroristen steuerten Flugzeuge in die Zwillingstürme, woraufhin diese kollabierten. Das 2014 stattdessen errichtete One World Trade Center ist nach Resilienzmaßstäben bombensicher gebaut: Stahlträger aus brandschutzbeschichtetem Spezialstahl, doppelt gesicherte Aufzüge und Treppen, ein separates Notfalltreppenhaus, die Außenfassaden aus Panzerglas, ein 60 Meter tiefes Fundament und ein massiver Schutzmantel aus speziellem Beton zum Schutz vor Bodenangriffen. Für die Entwicklung dieses Sicherheitsbetons war das Expertenwissen des Fraunhofer EMI gefragt. Die Forscher unterstützten den Industriepartner DUCON Europe GmbH & Co KG bei der Optimierung des speziellen Betons und entwickelten eine Formel, die es für jede individuelle Anforderung erlaubt, die Dicke einer Betonwand einfach und schnell zu ermitteln.

Die Formel entstand während einer Versuchsreihe mit der Stoßrohranlage BlastStar. In dieser 25 Meter langen Stahlkonstruktion wird ein Prüfelement – hauptsächlich Bauteile aus Sicherheitsglas – eingespannt und mit Druckluft beschossen, die exakt der Druckwelle entspricht, die bei einer Explosion entsteht. Das Stoßrohr besteht aus einem Kompressions- und einem Expansionsteil, getrennt durch eine Stahlmembran. Im Kompressionsteil kann die Luft auf bis zu 30 bar komprimiert werden. Ist der Druck eingestellt, wird die Stahlmembran angestochen. Die Luft entweicht schlagartig, läuft durch das Expansionsteil hindurch und trifft als ebene Stoßfront auf das Bauteil. »Wir können hier Explosionen unterschiedlicher Sprengkraft simulieren – von 100 Kilogramm TNT bis 2500 Kilogramm TNT in Abständen von 35 Metern bis 50 Metern vor Gebäuden. Und das, ohne Sprengstoff einsetzen zu müssen«, erklärt Dr. Alexander Stolz, Geschäftsfeldleiter Sicherheit am Fraunhofer EMI. 


Reale Sprengversuche kommen im Projekt MULTISCHUTZ zum Einsatz. Hier entwickelt das Fraunhofer EMI zusammen mit den Industriepartnern Mehler Engineered Defence GmbH und dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) variable, modular aufgebaute Schutzsysteme aus Verbundstoffen, um Menschen vor Terroranschlägen zu schützen. Dies können spezielle Fassaden oder Trennwände sein, die bei einer Explosion vor umherfliegenden Splittern schützen oder kugelsicher sind. Die Schutzstrukturen sollten trotzdem dezent, unauffällig und ästhetisch ansprechend sein. Einsatzgebiete sind zum Beispiel Terminalgebäude von Flughäfen oder Bahnhöfen. »Neben dem Szenario einer Anwendung unserer Schutzlösung in großen Aufenthaltsbereichen wie Bahnhöfen oder Flughäfen soll das System auch zur nachträglichen Verstärkung sicherheitsgefährdeter Bauwerke von außen dienen und sogar bei der Planung und Umsetzung von Neubauten Verwendung finden«, sagt Dr. Alexander Stolz. Das Projekt wird gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) und hat eine Laufzeit von Dezember 2018 bis Mai 2021.

Verkehrsinfrastrukturen sind wichtige Lebensadern der Wirtschaft und Gesellschaft. Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen oder Erdrutsche können diese schädigen oder zerstören. Wirtschaftliche Verluste durch Lieferengpässe, schlimmstenfalls auch Verletzte und Tote können die Folge sein.

Im Projekt FORESEE (Future Proofing Strategies for Resilient Transport Networks Against Extreme Events) entwickeln 18 Projektpartner aus acht Ländern, darunter das Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme IAIS, ein intelligentes Frühwarnsystem für widerstandsfähige Verkehrssysteme. In diesem von der Initiative Horizon 2020 geförderten EU-Projekt arbeiten die Forscherinnen und Forscher daran, Straßen- und Bahnkorridore, Brücken und Tunnel sicherer zu machen. Ziel des Projekts ist es, ein intelligentes Frühwarnsystem und Instrument zur Risikobewertung zu entwickeln. Zu diesem Zweck werden entlang eines Transportnetzwerks Wetter-, Geo- und Infrastrukturdaten gesammelt und von einer Software analysiert. Anhand dieser Daten kann errechnet werden, ob und mit welcher Wahrscheinlichkeit Systemstörungen drohen und wie sich verschiedene Szenarien entwickeln.

© Fraunhofer IOSB
Der autonome Bagger »IOSB.BoB« des Fraunhofer IOSB ist ein Technologiedemonstrator. Er kann Gefahrenstoffe bergen und abtransportieren.

Roboter und Künstliche Intelligenz im Einsatz in kontaminierten Umgebungen

Resilience Engineering erforscht auch den Einsatz von autonomen Maschinen zum Schutz Kritischer Infrastrukturen. Im Katastrophenfall können Schäden beseitigt oder ein größeres Schadensausmaß verhindert werden, ohne die Einsatzkräfte zu gefährden.

Es gibt menschenfeindliche Umgebungen, die dennoch betreten werden müssen, etwa nach einem Chemieunfall oder beim Rückbau von Atomkraftwerken. Für die Dekontaminierungsarbeiten sind aufwendige Schutzmaßnahmen notwendig, das Restrisiko bleibt. Giftige Substanzen, radioaktives Material, Brand- oder Explosionsgefahr – die Einsatzkräfte sind hohen gesundheitlichen Gefahren ausgesetzt.

Roboter können künftig dort agieren, wo es für Menschen zu gefährlich ist. Roboter können sich auch unter extremen Bedingungen wie Hitze oder bei drohender Einsturzgefahr in einem Gefahrengebiet bewegen, Strahlungen messen oder Proben nehmen.

Zur Erforschung und Erprobung der notwendigen Technologien wurde im Juni 2019 in Karlsruhe unter Federführung des Fraunhofer-Instituts für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung IOSB das Kompetenzzentrum »ROBDEKON – Robotersysteme für die Dekontamination in menschenfeindlichen Umgebungen« feierlich eröffnet.

Prof. Dr.-Ing. habil. Jürgen Beyerer, Leiter des Fraunhofer IOSB, ROBDEKON-Sprecher und Lehrstuhlinhaber am KIT, erläuterte das Konzept und den aktuellen Stand des Kompetenzzentrums. »Seit Förderbeginn 2018 konnten wir eine einzigartige Forschungsinfrastruktur aufbauen, die alle notwendigen technologischen Fähigkeiten vereint und nachhaltig weiterentwickeln wird«. Robotik und Hardware-Systementwicklung, Aspekte der Künstlichen Intelligenz wie Umweltwahrnehmung, Orientierung, Bewegungsplanung oder Entscheiden unter Unsicherheit, aber auch die Mensch-Maschine-Interaktion seien durch die Partner abgedeckt. Hinzu komme die genaue Kenntnis der Anwendungsdomänen, die die beteiligten Unternehmen einbringen.

Das Fraunhofer IOSB hat bereits verschiedene geländegängige Roboterfahrzeuge sowie einen ersten automatisierten Bagger entwickelt. Dieser nimmt seine Umwelt durch Sensoren wahr und kann Gefahrstoffe bergen oder kontaminierte Bodenschichten abtragen. Er führt die Dekontaminationstätigkeiten selbstständig durch, während Menschen von einem sicheren Leitstand aus die Arbeiten koordinieren, überwachen und bei schwierigen Aufgaben ferngesteuert eingreifen. Das Fraunhofer IOSB forscht daran, die Autonomiefähigkeiten weiterzuentwickeln, auf weitere Maschinen zu übertragen und sie noch flexibler und leistungsfähiger zu machen.

ROBDEKON ist ein Kompetenzzentrum für Robotersysteme für die Dekontamination in menschenfeindlichen Umgebungen, die das BMBF im Rahmen des Programms »Forschung für die zivile Sicherheit« seit 2018 fördert. Das Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung IOSB in Karlsruhe koordiniert das Projekt. Forschungspartner sind das Karlsruher Institut für Technologie (KIT), das FZI Forschungszentrum Informatik in Karlsruhe und das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz GmbH (DFKI). Als Industriepartner sind die Götting KG, die Kraftanlagen Heidelberg GmbH, die ICP Ingenieursgesellschaft Prof. Czurda und Partner mbH und die KHG Kerntechnische Hilfsdienst GmbH beteiligt. Die Laufzeit beträgt zunächst vier Jahre. Ziel ist, dass das Kompetenz­zentrum langfristig besteht und als Experten- und Anwendernetzwerk für neue Technologien zur Dekontamination mittels Robotern fungiert. 

 

Fraunhofer-Verbund für Verteidigungs- und Sicherheitsforschung VVS

Das Thema Sicherheit ist zunehmend zu einer globalen Herausforderung geworden. Für den Schutz Kritischer Infrastrukturen arbeiten Fraunhofer-Forscherinnen und -Forscher in einer Vielzahl von Projekten an den unterschiedlichsten Technologien, um Betreiber Kritischer Infrastrukturen, Politik und Wirtschaft bei der Bewältigung sicherheitsrelevanter Aufgaben zu unterstützen. Im Fraunhofer-Verbund für Verteidigungs- und Sicherheitsforschung VVS haben sich neun Fraunhofer-Institute zusammengeschlossen, um sich gemeinsam diesen Herausforderungen zu stellen. Als Exzellenzzentrum schaffen diese sowohl für die zivile Sicherheit als auch für den Bereich Verteidigung intelligente und umfassende Lösungen zum besseren Schutz der Gesellschaft gegen Bedrohungen – seien sie von Menschen oder von der Natur verursacht.

Weitere Projekte zum Schutz Kritischer Infrastrukturen (Auswahl)

Gemeinsam gegen den Klimawandel: Neue Planungstools zur Anpassung an sich schnell wandelnde Umweltbedingungen

Die beispiellosen Schneefälle Mitte März in ganz Europa haben gezeigt, dass extreme Wetterverhältnisse zur neuen Normalität werden. Bratislava, wo gerade erst wegen der eisigen Temperaturen Alarm ausgelöst wurde, muss bereits im Mai dieses Jahres mit einer extremen Hitzewelle rechnen. Im Projekt »RESIN – Climate Resilient Cities and Infrastructures« entwickelt das Fraunhofer IAIS gemeinsam mit internationalen Partnern innovative Planungswerkzeuge zur Adaption an den Klimawandel für Städte und ihre Infrastrukturen.

MEDIT – Methoden für Energienetzakteure zur Detektion, Prävention und Reaktion bei IT-Angriffen und IT-Ausfällen

Die Elektrizitätsversorgung steht durch die Energiewende und der damit einhergehenden Digitalisierung vor großen Herausforderungen. Benötigt werden unter anderem speziell angepasste IT-Sicherheitstechnologien. Fraunhofer FIT, Fraunhofer FKIE, die RWTH Aachen und die Hochschule Bremen entwickeln daher mit Partnerunternehmen im BMWi-Projekt MEDIT Methoden für Energienetzakteure zur Detektion, Prävention und Reaktion bei IT-Angriffen und IT-Ausfällen.

Verhaltensanalyse von Menschengruppen – Mustererkennung zur Vermeidung von kritischen Situationen im öffentlichen Raum

Am Fraunhofer IIS wurde über die letzten Jahre ein Verfahren zur automatischen Detektion und Analyse von Objekten entwickelt. Die Softwarelösung SHORE® ermöglicht es, Gesichter in Bildern und Videos schnell und robust zu finden und Geschlecht, Alter, Mimik und Emotionen zu analysieren. Der »privacy-by-design«-Ansatz garantiert, dass eine Identifizierung der Personen nicht erfolgt. Relevante Daten über die Anzahl der Personen, deren Alter und auch deren Emotionen können sehr genau erkannt werden und damit gezielt für die Erkennung von kritischen Situationen bei der Überwachung von öffentlichen Plätzen eingesetzt werden.

Testcenter für Explosivstoffdetektionssysteme in Kooperation mit der Bundespolizei

Der Test und die Zertifizierung von Explosivstoffdetektionssystemen im Rahmen eines realistischen Testszenarios ist die Grundvoraussetzung für Sicherheitsbehörden und Endanwender, wie zum Beispiel Flughafenbetreiber, um belastbare Leistungsdaten zu erhalten. Die Geräteauswahl im Segment der Luftfahrtsicherheit, die auf Basis dieser Resultate getroffen wird, garantiert einen europaweit einheitlichen Sicherheitsstandard. In Kooperation mit der Bundespolizei stellt das Fraunhofer ICT das nationale Testcenter zur Bewertung von Explosivstoff-Detektionssystemen.

Hygiene im öffentlichen Raum – Sensorik zur Erkennung von Gefahrstoffen und Verunreinigungen im öffentlichen Raum

Multisensorische digitale Systeme sollen künftig menschliche Sinneswahrnehmungen nachbilden und verstehen können. Im »Campus der Sinne« ist es Ziel, die Digitalisierung aller menschlichen Sinneserfahrungen in den Grundlagen zu erforschen und daraus konkrete neue Technologien und Dienstleistungen abzuleiten. Der Campus der Sinne ist eine Initiative der Fraunhofer-Institute IIS und IVV in Kooperation mit der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.

Gerade beim Riechen und Schmecken sind viele Wahrnehmungsprozesse unbewusst, maschinelle Systeme können dem Menschen helfen, seine Umwelt, auch mögliche Gefahren und Risiken, bewusster wahrzunehmen und besser darauf zu reagieren. Die technische Herausforderung liegt in der maschinellen Erfassung und Interpretation menschlicher Sinneswahrnehmungen und deren Transformation ins Digitale. Der Campus der Sinne beschäftigt sich genau mit diesen Themen.

Beispiele für sicherheitsrelevante Fragestellungen sind Verunreinigungen und Kontaminationen mit Schad- oder Gefahrstoffen im öffentlichen Raum objektiv zu erkennen, und zwar mithilfe von Sensoren mit entsprechender Elektronik und Auswertealgorithmen.

ResiWater – Sichere Sensornetzwerke und Analyse-Tools

Wasser ist eine wesentliche Ressource für das menschliche und wirtschaftliche Wohlergehen der modernen Gesellschaft. Trinkwasserverteilungsnetze sind eine der kritischen Infrastrukturen mit immer mehr Komplexität und mehr Abhängigkeit von anderen Infrastrukturen. Wasserverteilungsnetze sind einer ständigen Gefahr durch absichtliche oder zufällige Verunreinigungen ausgesetzt, zum Beispiel verursacht durch Terroranschläge, technisches Versagen mit Auswirkung auf andere Infrastrukturen oder Naturkatastrophen. Diese können zu einem Teilausfall oder vollständigen Ausfall des Trinkwasserversorgungssystems führen. Das Projekt ResiWater verfolgt das Ziel, Versorgungsunternehmen in die Lage zu versetzen, die Trinkwasserversorgung auch in außergewöhnlichen Situationen optimal zu sichern und durch die Wahl von geeigneten Maßnahmen das Wiederhochfahren des Systems zum Normalbetrieb nach einer Krisensituation zu erleichtern.

Gefährliche Substanzen vor Ort detektieren

Gemeinsam mit Partnern aus Forschung und Industrie hat das Fraunhofer IAF im Rahmen des EU-Projekts CHEQUERS einen tragbaren Gefahrenstoffscanner entwickelt. Der Sensor erkennt explosive, toxische oder anderweitig gefährliche Substanzen in Echtzeit und soll Einsatzkräften zur Vor-Ort-Detektion an Tatorten oder nach Unfällen dienen. Am 25. April 2019 traf sich das Projektkonsortium zum offiziellen Projektabschluss.

ELASSTIC – mehr Sicherheit und Robustheit von Gebäuden

Ziel des Projekts ELASSTIC (Enhanced Large Scale Architecture with Safety and Security Technologies and Special Information Capabilities) des Fraunhofer EMI ist die Verbesserung der Sicherheit und Robustheit von multifunktionalen Gebäudekomplexen gegenüber natürlichen und durch Menschen verursachte Katastrophenszenarien.

PROMPT – Zeit bedeutet Leben

Bei Großschadensereignissen bedeutet Zeitgewinn eine höhere Chance für die Opfer zu überleben. Einsätze von Rettungs-und Hilfskräften werden bei solchen Ereignissen von integrierten Leitstellen als zentrale Knotenpunkte für Informationen koordiniert. Effizient zu koordinieren setzt die Erstellung eines ganzheitlichen Lagebilds voraus. Dafür müssen verschiedenste Informationsquellen berücksichtigt und eingeordnet werden. Das Projekt PROMPT (Programmatische Auswahl von Sofortmaßnahmen für die Einsatzdisposition bei Großschadensereignissen) des Fraunhofer EMI verfolgt die Aufgabe, ein System zur umfassenden Lagebilderstellung zu entwickeln, das die Zeit zwischen dem Eintreten eines Großschadensereignisses bis zur Einleitung zielgerichteter Rettungsmaßnahmen verkürzt. 

AMBOS unterstützt im Kampf gegen Drohnen

Drohnen eröffnen eine neue Dimension von Angriffen aus der Luft und stellen Sicherheitsbehörden zunehmend vor neue Herausforderungen. So brachten Drohnenvorfälle in London Gatwick, London Heathrow und Frankfurt am Main innerhalb von sechs Monaten gleich drei der größten europäischen Flughäfen vorübergehend zum Stillstand. Auch kritische Infrastrukturen und Großveranstaltungen sind angesichts einer wachsenden terroristischen Bedrohung reale Einsatzszenarien. Dringend gefragt sind daher Systeme, die bei der Abwehr von Drohnen unterstützen. Dies war Auftrag des BMBF-geförderten Projekts AMBOS. Das Forschungsvorhaben wurde jetzt nach zweieinhalbjähriger Laufzeit mit einer erfolgreichen Demonstration der entwickelten Lösung abgeschlossen.

Sicherheitsassistenzsystem warnt vor schmutzigen Bomben

Die Terrorgefahr in Europa hat in den vergangenen Jahren zugenommen. Sorgen bereitet Fachleuten und Politikern der mögliche Einsatz von schmutzigen Bomben. Ein neues System, entwickelt von Forscherinnen und Forschern des Fraunhofer FKIE, soll künftig potenzielle Träger von radioaktiven Stoffen sogar in großen Menschenmengen erkennen. Die Lösung ist eine von vielen Abwehrmaßnahmen, die im Projekt »REHSTRAIN« umgesetzt werden. Im Fokus des Vorhabens steht die Sicherheit der deutsch-französischen Hochgeschwindigkeitszüge ICE und TGV.

Roboter übten für den nuklearen Ernstfall

Atomarer Störfall im österreichischen Atomkraftwerk Zwentendorf – zum Glück nur ein Szenario beim »2nd European Robotics Hackathon (EnRicH) 2019«, bei dem zehn internationale Teams eine Woche lang den Ernstfall probten. Die im Wettbewerb gestellten Aufgaben forderten die Teilnehmer und ihre Roboter stark heraus: Sie mussten die Lage im Reaktorgebäude erkunden und kartieren, Strahlung detektieren, messen und kartieren sowie Verletzte finden und retten. Da das Betreten des Gebäudes für Menschen zu gefährlich ist, durften sie nur von außen unterstützen. Ein erfolgreicher Hackathon für das Fraunhofer FKIE: Es konnte sich gleich in zwei Kategorien Platzierungen sichern.

Aufbau des Deutschen Rettungsrobotik-Zentrums

Der Unterstützung von Feuerwehrkräften bei gefährlichen Einsätzen widmet sich das Projekt »Aufbau des Deutschen Rettungsrobotik-Zentrums« (A-DRZ), das 13 Projektpartner aus Brandschutz, Forschung und Industrie Ende 2018 gestartet haben. Das Projekt widmet sich dem Aufbau des Deutschen Rettungsrobotik-Zentrums, einem von nur zwei nationalen Kompetenzzentren für Robotersysteme in menschenfeindlichen Umgebungen, die vom BMBF im Rahmen des Programms »Forschung für die zivile Sicherheit« gefördert werden.

RAWIS schützt Rettungskräfte bei Katastrophen

Jede Minute zählt, wenn verschüttete und schwer verletzte Personen bei Katastrophen gesucht und geborgen werden müssen. RAWIS unterstützt bei diesen hochgefährlichen Einsätzen die Rettungskräfte, indem es die Einsatzstelle lückenlos überwacht und sowohl rechtzeitig als auch individuell warnt, bevor es zum Einsturz von Trümmern kommt. Dem aus acht Partnern bestehenden RAWIS-Konsortium gehören neben dem Fraunhofer FHR auch das Technische Hilfswerk (THW), die Universität Siegen, die Ruhr-Universität Bochum, die Firma indurad und als assoziierte Partner die Bundesstadt Bonn und die Firmen Elettronica und unival an.

Drohnendetektion mit MIMO-Radar

Rund 300 000 Drohnen werden weltweit Monat für Monat verkauft. Sie sind technologisch hoch entwickelt und lassen sich für die unterschiedlichsten Anwendungsfelder einsetzen, stellen aber auch ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Modernste MIMO-Radarsysteme helfen, Gefahren abzuwehren.

BMBF und Forschung starten Großoffensive für die Quantenkommunikation

Die Bundesregierung will in den kommenden Jahren massiv ihre Unterstützung im Bereich der optischen Quantenkommunikation aufstocken. Auf einer Pressekonferenz im Berliner Fraunhofer-Forum verkündete Bundesforschungsministerin Anja Karliczek den offiziellen Start der neuen Großoffensive »QuNET«. Zukünftig soll hier intensiv an photonischen Technologien für abhörsichere quantenbasierte Kommunikationsnetzwerke geforscht werden. Das Konsortialvorhaben wird federführend geleitet durch das Fraunhofer-Institut für Angewandte Optik und Feinmechanik IOF.

Weitere Informationen

Kompetenzzentrum Öffentliche IT

Das Kompetenzzentrum Öffentliche Informationstechnologie (ÖFIT) versteht sich als Ansprechpartner und Denkfabrik für Fragen der öffentlichen IT und untersucht staatliche Gestaltungs- und Regulierungsanforderungen zur Digitalisierung im öffentlichen Raum. Das Kompetenzzentrum ist am Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme angesiedelt und wird vom Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat gefördert.

Gemeinsam für öffentliche Sicherheit

International Data Spaces

Die Initiative International Data Spaces (vormals Industrial Data Space) zielt vor diesem Hintergrund darauf ab, einen sicheren Datenraum zu schaffen, der Unternehmen verschiedener Branchen und aller Größen die souveräne Bewirtschaftung ihrer Datengüter ermöglicht. Dabei sind die International Data Spaces nicht durch geografische Grenzen limitiert, sondern haben eine europäische bzw. internationale Ausrichtung.

 

Drohnenabwehr – Die Gefahr auf dem Radar

Drohnen sind nützlich, sie können aber auch gefährlich werden, wenn sie für terroristische Zwecke missbraucht werden. Fraunhofer entwickelt Technologien zur Abwehr unbemannter Flugsysteme.

Fraunhofer-Gesellschaft 2021

Resilienz

Ein Fraunhofer-Konzept für die Anwendung

 

Resilienz von Organisationen,

Infrastrukturen und anderen

komplexen Systemen

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