Wissenschaftspreis des Stifterverbandes »Forschung im Verbund« 2024

Erregeridentifikation – optimierte Diagnostik dank Next Generation Sequencing

Dr. Kai Sohn, Abteilungsleiter In-vitro- Diagnostik am Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB und Dr. Silke Grumaz von der Noscendo GmbH.

©  Foto: Fraunhofer / Piotr Banczerowski

 

Etablierte Zusammenarbeit (v.l.o.n.r. u.): Dr. Kai Sohn (Fraunhofer IGB), Dr. Silke Grumaz und Dr. Philip Stevens (beide Noscendo GmbH), Prof. Dr. Thorsten Brenner (Universitätsklinikum Essen).
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Dr. Kai Sohn (Fraunhofer IGB), Dr. Silke Grumaz und Dr. Philip Stevens (beide Noscendo GmbH), Prof. Dr. Thorsten Brenner (Universitätsklinikum Essen).
(v. l. n. r.)

Preisträger-Team:

Dr. Kai Sohn, Abteilungsleiter In-vitro-Diagnostik am Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB, und seine Verbundpartner Prof. Dr. Thorsten Brenner vom Universitätsklinikum Essen sowie Dr. Silke Grumaz und Dr. Philip Stevens von der Noscendo GmbH
 

Mit über 85 000 erfassten Todesfällen pro Jahr zählt die Sepsis – umgangssprachlich auch Blutvergiftung genannt – zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland. Um sie erfolgreich bekämpfen zu können, muss der auslösende Erreger möglichst schnell identifiziert werden. Dr. Kai Sohn, Abteilungsleiter In-vitro- Diagnostik am Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB, und seinen Verbundpartnern Prof. Dr. Thorsten Brenner vom Universitätsklinikum Essen sowie Dr. Silke Grumaz und Dr. Philip Stevens von der Noscendo GmbH ist es gelungen, hierfür die Grenzen klinisch-diagnostischer Standards gemeinsam zu überwinden und ein völlig neues Prinzip zum Nachweis verschiedenartiger Erreger zu etablieren.

Im Gegensatz zur herkömmlichen Sepsis-Diagnostik, mit der ein ursächlicher Organismus in weniger als 30 Prozent der Fälle über Blutkulturen nachgewiesen werden kann, detektiert ihr Verfahren hoch sensitiv kleinste DNA-Spuren, die der Eindringling im Blut hinterlässt. Die Herangehensweise der Fachleute überzeugt: Bei bis zu 70 Prozent der untersuchten Patientinnen und Patienten kann der ursächliche Erreger im Blut bestimmt werden. Eine hoch zuverlässige und präzise Diagnostik, die im Klinikbetrieb unmittelbar hilfreiche Ergebnisse liefert, um Menschenleben zu retten.

Die Jury hob in ihrer Begründung insbesondere die »Bedeutung der Verbundbildung unter Einbezug von Fraunhofer-Forschung, dem Universitätsklinikum und der kommerziellen Umsetzung« hervor. Deren Ergebnis ist eine schnelle, verlässliche Erregeridentifikation mit direkter Relevanz für den Krankenhausbetrieb. Bis zur Kassenzulassung gereift, erleichtert sie schon heute die zielgerichtete Behandlung der Patientinnen und Patienten erheblich.

Der Stifterverband

Der Stifterverband ist eine Gemeinschaft von rund 3500 engagierten Menschen, Unternehmen und Organisationen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft. Ziel seiner Arbeit ist, Bildung und Wissenschaft neu zu denken und zu gestalten, um die Innovationskraft der Gesellschaft nachhaltig zu stärken. Als zentraler Impulsgeber analysiert er aktuelle Herausforderungen, fördert Modellprojekte und ermöglicht deren Verbreitung in vielfältigen Netzwerken. Er vernetzt Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft, entwickelt gemeinsam Ideen und stößt politische Reformen an. In seinem Wirken konzentriert er sich auf zwei Handlungsfelder: Bildung und Kompetenzen sowie kollaborative Forschung und Innovation.

Seit über 20 Jahren vergibt der Stifterverband alle zwei Jahre gemeinsam mit der Fraunhofer-Gesellschaft den mit 50 000 Euro dotierten Preis. Dieser zeichnet wissenschaftlich exzellente Verbundprojekte der angewandten Forschung aus, die Fraunhofer-Institute gemeinsam mit der Wirtschaft und/oder anderen Forschungsorganisationen bearbeiten.

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