KIDAGO gewinnt Fraunhofer Alumni Award

Digitalisierung von Gesundheitsdaten für innovative Abrechnungssysteme in Subsahara-Afrika

Mit einer Digitalisierung von Krankendokumentationen sichert sich das KI-gestützte Projekt »Kidago« den mit 10.000 Euro dotierten Fraunhofer-Alumni-Award »TECHNOLOGY4DEVELOPMENT«.

Team Infu-Safe!
© Fraunhofer-Alumni e.V. | Martin Schindler
Dr. Henrike Stephani, Wissenschaftliche Referentin Institutsstrategie und Stellvertretende, Abteilungsleiterin »Bildverarbeitung« am Fraunhofer-Institut für Techno- und Wirtschaftsmathematik ITWM und Leiterin des Teams KIDAGO nimmt den Fraunhofer-Award von Prof. Dr.-Ing. Wilhelm Bauer, Institutsleiter Fraunhofer IAO und Vorsitzender des Beirates des Fraunhofer-Alumni e.V., im Rahmen des 7. Fraunhofer-Alumni-Summit am 15. November in Heilbronn entgegen.

 

Eine mobile Gesundheitslösung für Südafrika, ein Projekt für die Dreifachnutzung von Agri-Photovoltaik und eine Ki-Lösung, die Gesundheitsabrechnungen optimiert: Aus drei sozial ausgerichteten Forschungsprojekten wählten Fraunhofer-Alumni ein Gewinner-Projekt. Der Preis wurde am 15. November 2024 in Heilbronn übergeben.

Prof. Dr.-Ing. Wilhelm Bauer, Institutsleiter Fraunhofer IAO und Vorsitzender des Beirates des Fraunhofer-Alumni e.V. überreichte den Preis im Rahmen des 7. Fraunhofer-Alumni-Summits. Mit dem Förderpreis unterstützt der Fraunhofer-Alumni e.V. seit 2020 alle zwei Jahre sozial ausgerichtete Projekte. Das Preisgeld ermöglichen die Mitglieder des Fraunhofer-Alumni e.V. durch die Vereinsbeiträge. In einer Online-Abstimmung wählen die Mitglieder des Vereins das Gewinnerprojekt.

 

Die Projekte des Fraunhofer-Alumni-Awards:

 

 

 

KIDAGO

 

KIDAGO entwickelt eine Digitalisierung von Gesundheitsdaten für innovative Abrechnungssysteme in der Region Subsahara-Afrika. Versicherungen schützen vor hohen Kosten im Krankheitsfall. Patienten sind damit vor Verarmung geschützt. Um jedoch in einem Gesundheitssystem Leistungen transparent und gerecht abrechnen zu können, ist ein funktionierendes System eine elementare Voraussetzung.

© Fraunhofer-Alumni e.V. | Martin Schindler
Dr. Henrike Stephani, Florian Trefz, Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Data Science und Software-Entwicklung sowie Dr. habil. Jörg Wenzel, Leiter der Abteilung »Finanzmathematik« des Fraunhofer ITWM in Heilbronn.

In der Region Madagaskar, in dem das Forschungsteam des Fraunhofer ITWM aktuell dieses Projekt entwickelt, werden medizinische Untersuchungen handschriftlich dokumentiert. Das Team um die Expertin Dr. Henrike Stephani, Wissenschaftliche Referentin Institutsstrategie und stellvertretende Abteilungsleiterin Bildverarbeitung, digitalisiert mit einem hybriden System aus Künstlicher Intelligenz (KI), Bildverarbeitung und OCR (Optical Character Recognition) handschriftliche medizinische Dokumente. Das Akronym KIDAGO steht für »KI-basierte Daten-Analyse für Gesundheitsabrechnungs-Optimierung in Subsahara-Afrika«.

Die ITWM-Expertinnen und Experten analysieren die Daten anhand statistischer Methoden und profitieren von jahrelanger Erfahrung im Digitalisieren sowie dem Erkennen von Abrechnungsbetrug im Gesundheitssystem. Die Forschenden kooperieren mit dem Sozialunternehmen mTomady gGmbH, um das Abrechnungssystem skalierbar in die Anwendung zu bringen. mTOMADY gGmbH erleichtert den Zugang zu Gesundheitsversorgung vor allem in einkommensschwachen Regionen.

Die KIDAGO-Entwicklung soll nicht nur in diesem Pilotprojekt funktionieren. Ziel ist, ein nachhaltiges Tool für die Abrechnung von Leistungen zu entwickeln, das auch auf andere Regionen übertragbar ist. Dafür muss die Technoloie an unterschiedliche Märkte angepasst und auf eine größere Anzahl von Gesundheitsdienstleistern und Patientinnen und Patienten ausgeweitet werden. Das Projekt wird von der Fraunhofer-Zukunftsstiftung gefördert.

 

 

© Fraunhofer ISE

APV-MaGa

 

Das Projekt »Agrophotovoltaik für Mali und Gambia: Nachhaltige Stromproduktion durch integrierte Nahrungsmittel-, Energie- und Wassersysteme (APV-MaGa)« basiert auf einer länderübergreifenden Zusammenarbeit zwischen Deutschland, Mali und Gambia. Ziel ist die Versorgung der lokalen Bevölkerung mit Nahrung, Wasser und Strom zu verbessern und gleichzeitig die Widerstandsfähigkeit des Agrarsektors gegen den Klimawandel zu erhöhen.

Das interdisziplinäre Konsortium des Projekts verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz und will die technische und wirtschaftliche Tragfähigkeit eines dreifachen Landnutzungssystems nachweisen. Das Projekt zielt auch darauf ab, Synergien und Wechselwirkungen innerhalb des Wasser-Energie-Nahrungsmittel-Nexus in den Partnerländern sowie im gesamten westafrikanischen Kontext zu verstehen. Daher untersuchen die Projektpartner die Auswirkungen der Beschattung durch PV-Module auf das Mikroklima und die Pflanzen in Agri-PV-Systemen. Untersucht werden zudem Wassermanagementsysteme wie Regenwassernutzung, Grundwasserentnahme oder saisonale Wasserspeicherung für Bewässerungszwecke. Ein dritter Bereich ist die Mehrfachnutzung von Energie, beispielsweise für Kühlräume für die Lagerung der Ernte oder die Nachernteverarbeitung. Finanz- und Geschäftsmodelle, die die Umsetzung und Nachhaltigkeit von Agri-PV-Projekten gewährleisten können, werden ebenfalls erforscht.

 

 

 

 

 

© Ricarda Sack/Fraunhofer ISE

PreCare

 

In ländlichen Regionen Afrikas erschwert schlechte Erreichbarkeit eine flächendeckende medizinische Versorgung. 1,5 Millionen Menschen erliegen jährlich in der Subsahara-Region Afrikas (SSA) den vier häufigsten Erkrankungen: Malaria, HIV/AIDS, COVID-19 und Tuberkulose. Im Projekt »PreCare – Health Care for Everyone and Everywhere« entwickelt ein internationales Team von zwei Fraunhofer Instituten sowie der Universität-Stellenbosch kostengünstige modulare Infrastrukturlösungen, die sich einfach auf geländegängigen Pickups montieren lassen. Mit diesen mobilen Einheiten sind vorklinische Untersuchungen, Tests und Impfungen auch in unzugänglicheren Gebieten möglich. Die Kabine besteht aus modularen Versorgungselementen wie einer Wasseraufbereitungsanlage, on-board Desinfektionsmittelproduktion, Kühlschrank sowie einer Telekommunikationseinheit. Zudem kann die Einheit andere medizinische Geräte, wie z.B. mobile Röntgengeräte, Wirkstoffe und Testequipment aufnehmen. Ein PV-Generator mit Akku versorgt das Modul autark mit Strom. Initiiert wurde dieses Projekt von Forschenden der Fraunhofer-Institute für Schicht- und Oberflächentechnik IST sowie Solare Energiesysteme ISE. PreCare wird von der Fraunhofer Zukunftsstiftung gefördert.