Von Fraunhofer IPK als UNIDO-Botschafter zurück nach Brasilien - Dr.-Ing. Rodrigo Pastl
»Nur ein bisschen Deutsch lernen« wollte Dr.-Ing. Rodrigo Pastl, als er 2013 von Brasilien aus nach Berlin kam. Er ist knapp fünf Jahre lang geblieben und erfüllte sich am Fraunhofer-Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik seinen größten Traum. Ausgerüstet mit einem »Schwarzen Gürtel« und dem richtigen Mindset ist er nun als Klimaretter zurück in seiner Heimat. Er ist Botschafter für das Wirtschaftsprogramm UNIDO der Vereinten Nationen, optimiert als Manager Digitalization and Quality Biogasanlagen und bringt deutsche Technologien in die Tropenregion.
Herr Pastl, wie sind Sie zu Fraunhofer gekommen?
Ich habe nach meinem Master in Brasilien als Global Management Trainee bei dem Bergbauunternehmen Vale S/A gearbeitet. Als Telemetrie Ingenieur war ich zunächst als Koordinator dann als interner Manager für das Wartungs- und Instandhaltungsmanagement sowie die Planung zuständig. In meinem ersten Urlaub bin ich nach Berlin gereist. Eigentlich wollte ich zunächst nur Mal etwas Deutsch lernen.
In Deutschland haben mich Dr.-Ing. Tiago Borsoi Klein, Research-Fellow am Fraunhofer IPK und Dr.-Ing. David Domingos, Managing Director beim Fraunhofer Projekt Zentrum Advanced Manufacturing ITA, zu Fraunhofer eingeladen. Beide hatte ich 2010 während meiner Masterarbeit bei ITA in Brasilien kennengelernt. Ein Stipendium der brasilianischen Regierung ermöglichte es mir meinen größten Traum wahr werden zu lassen: In Deutschland meinen PhD zu machen. Warum? Weil ich Maschinenbauer bin und deutsche Qualität hier unschlagbar ist!
Wie ging es dann weiter?
Ende 2017 hat das Fraunhofer IPK zusammen mit dem Instituto Tecnológico de Aeronáutica (ITA) das Fraunhofer Project Center for Advanced Manufacturing @ ITA eröffnet. Das Center, kurz FPC@ITA, unterhält eine strategische Kooperation zwischen dem IPK und der brasilianischen Universität. So arbeitete ich dort als Gastwissenschaftler und habe verschiedene Projekte und Kooperationen im Bereich Industrie 4.0 und additive Fertigung koordiniert. Parallel dazu betreute ich Studenten, etwa für ein Six-Sigma-Projekt (Green Belt). Einige meiner damaligen Studenten sind deshalb in sehr guten Positionen. Das ist eine großartige Erfahrung! Ich selber habe auf diesem Weg das Six-Sigma Black Belt Zertifikat erhalten.
Am IPK habe ich auch einige Partnerschaften zwischen Brasilien und deutschen Organisationen auf den Weg gebracht, wie etwa die Kooperation zwischen der brasilianischen Botschaft, der TU Berlin, Fraunhofer IPK und DAAD für das Programm »Science without Borders«.
In der Zeit bei Fraunhofer IPK war ich in dem von Prof. Eckart Uhlmann geleiteten Bereich »Produktionssysteme« in der Abteilung »Produktionsmaschinen und Anlagenmanagement«, wo ich an Herrn Eckhard Hohwieler berichtete. Das war für mich sehr bereichernd und dafür bin ich auch nach wie vor sehr dankbar. Schließlich habe ich bei Prof. Eckart Uhlmann promoviert. Mein Projekt wurde damals sogar in den Jahresbericht des Instituts aufgenommen.
Woran haben Sie geforscht?
Wir haben eine Plattform entwickelt, die Qualität im Prozess des selektiven Laserschweißens sicherstellt. Über diesen Prozess hinaus haben wir auch Daten aus der Anlage herangezogen. »Additive Manufacturing AM 4.0« ist eine App für dezentrale Online-Prozess- und Maschinenüberwachung. Damit sind schnelle Reaktionen auf Situationen möglich, die die Qualität beeinträchtigen. Mit Hilfe von intelligenten Algorithmen kann die App auch unterschiedliche Systeme und Zustände der Maschine identifizieren. Das bedeutet, die App ermöglicht auch vorausschauende prädiktive Wartung.
Hat Sie diese Tätigkeit auf Ihre aktuelle Aufgabe vorbereitet?
Auf jeden Fall! Das wichtigste, was ich aus der Zeit bei Fraunhofer mitgenommen habe ist, wie man Forschung in der Praxis anwendet, um neue Ideen zu entwickeln. Mit diesem Mindset bin ich nach Brasilien zurückgekehrt. In meiner Heimat verfolge ich jetzt Projekte für Instandhaltungsprozesse und Projekte für Maintenance, die ich mit Netzwerken, Industrie 4.0 und Data Science verknüpfe.
Wie genau sehen diese Projekte aus?
Im Grunde fülle ich derzeit zwei Rollen aus. Ich arbeite für das Forschungsinstitut CIBiogas-ER und bin parallel dazu Consultant für UNIDO, die United Nations Industrial Development Organisation. Zum ersten Mal gibt es bei UNIDO ein Projekt für die Erweiterung der Anwendung von Biogas im Süden Brasiliens. Das ist auf fünf Jahre angelegt. Mit UNIDO unterhalten wir darüber hinaus auch Partnerschaften mit verschiedenen Ländern, da ich für die »Tropikalisierung« unterschiedlicher Technologie verantwortlich bin, zählt natürlich Deutschland zu meinen absoluten Prioritäten.