Eine zentrale Aufgabe des Vorstands der Fraunhofer-Gesellschaft ist es, im Sinne aller Mitarbeitenden sowie ihrer Partnerinnen und Partner die Weiterentwicklung der Forschungsorganisation, ihrer Struktur und ihrer Themen zu bewerten und, wo das als notwendig erkannt wird, neu zu ordnen. Vor diesem Hintergrund sollen nach tiefgehenden Analysen und Auswertungen zwei strukturelle Anpassungen innerhalb der Fraunhofer-Gesellschaft vorgenommen werden.
Fraunhofer IMW: Erhalt der Innovationsforschung in Leipzig und Teilbetriebsschließung
Das Fraunhofer IMW bündelt seine Expertise und sein Leistungsangebot in den Bereichen Internationalisierung und Wissensökonomie am Standort Leipzig. Trotz der engagierten Arbeit und Forschung der Mitarbeitenden des Fraunhofer IMW und einer Vielzahl erfolgreich durchgeführter Projekte sowie diverser struktureller Impulse und Bemühungen ist es nicht gelungen, dass das Fraunhofer IMW im Rahmen des Fraunhofer-Modells und des Fraunhofer-FuE-Portfolios nachhaltig erfolgreich agiert. Auf der Basis tiefgehender Analysen und eingehender Abwägungen ist der Vorstand daher zu dem Schluss gekommen, dass das Fraunhofer IMW unternehmerisch und forschungsstrategisch in seiner aktuellen Form nicht weiterzuführen ist. Er sieht sich daher zu der unternehmerischen Entscheidung veranlasst, dem Senat seinen Beschluss zur Integration der Abteilungen »Wissens- und Technologietransfer« sowie »Regionale Transformation und Innovationspolitik« in das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI sowie zur Schließung der weiteren Teile des Fraunhofer IMW und damit zur Auflösung der Eigenständigkeit des Fraunhofer IMW zur Zustimmung vorzulegen.
Der Vorstand hat das klare Ziel, den Standort Leipzig im Bereich der Innovationsforschung zu stärken und sieht dabei die Schwerpunkte in den Themen des Strukturwandels sowie der regionalen Politikberatung. Dieses Ziel kann bestmöglich erreicht werden, indem die oben genannten Abteilungen in das Fraunhofer ISI integriert werden und die örtlichen Kompetenzen und Netzwerke genutzt werden. Auf Anfrage des Vorstands hat sich das Fraunhofer ISI in Karlsruhe nach eingehender Prüfung der Passfähigkeit bereit erklärt, diese Abteilungen als Fraunhofer-ISI-Standort Leipzig zu integrieren. Die Eingliederung soll nach derzeitigem Planungsstand zum 1. Januar 2025 erfolgen.
Die Schließung der beiden Abteilungen »Unternehmensentwicklung im internationalen Wettbewerb« und »Technologieökonomik und -management«, der Gruppe »Daten- und Plattformbasierte Wertschöpfung« sowie des Institutsstabs und der Institutsleitung ist jedoch unvermeidbar. Der Verwaltungsbereich des Fraunhofer IMW wird entsprechend an die neuen Anforderungen angepasst. Diese Teilbetriebsschließung betrifft voraussichtlich rund 70 befristete und unbefristete Angestellte. Vorbehaltlich der Zustimmung des Senats soll die Teilbetriebsschließung zum 31. März 2025 umgesetzt werden.
Fraunhofer INT: Integration in das Fraunhofer FKIE
Das Fraunhofer-Institut für Naturwissenschaftlich-Technische Trendanalysen INT ist seit 50 Jahren ein verlässlicher Partner für das Bundesministerium der Verteidigung (BMVg). Zudem forscht das Fraunhofer INT auch für zivile öffentliche Auftraggeber und Unternehmen, national wie international. Gerade vor dem Hintergrund und angesichts der Folgen der Flutkatastrophe 2021 für das Institut hat das Fraunhofer INT in den letzten drei Jahren durch großes persönliches Engagement aller Mitarbeitenden Herausragendes geleistet. Die veränderten forschungspolitischen und haushälterischen Rahmenbedingungen wirken sich jedoch auch auf die Möglichkeiten zur Weiterentwicklung des Fraunhofer INT aus. Die starken Kernkompetenzen des Instituts sollen im Sinne des Forschungsportfolios der Fraunhofer-Gesellschaft jedoch unbedingt langfristig am Standort Euskirchen erhalten werden. Der Vorstand hat daher beschlossen, das Fraunhofer INT in das Fraunhofer-Institut für Kommunikation, Informationsverarbeitung und Ergonomie FKIE zu integrieren. Damit wird eine große, gemeinsame, zukunftssichere Einheit begründet. Der Vorstand ist überzeugt, damit die Chance zu schaffen, die Kernkompetenzen des Fraunhofer INT langfristig im Fraunhofer-Portfolio zu erhalten und nachhaltig weiterzuentwickeln. Das Fraunhofer INT soll zum 1. Januar 2026 mit dem Fraunhofer FKIE zusammengeführt werden.
Zukunftsorientierte Entwicklung der Fraunhofer-Gesellschaft
Mit den beiden Maßnahmen zielt der Vorstand darauf ab, die langfristige Entwicklung der Fraunhofer-Gesellschaft nachhaltig zu sichern. Der Vorstand ist sich der Tragweite der Entscheidungen bewusst – gerade in Anbetracht der engagierten Forschungsarbeit, die jede und jeder Mitarbeitende an den Instituten tagtäglich erbringt. Er ist jedoch davon überzeugt, dass es im Sinne der gesamtgesellschaftlichen Strategie essenziell ist, durch konsequente Entscheidungen die langfristige Entwicklung der Standorte sowie der ganzen Fraunhofer-Gesellschaft sicherzustellen und zu stärken.
Alle Maßnahmen stehen derzeit noch unter dem Vorbehalt der Entscheidung des Senats der Fraunhofer-Gesellschaft, die im Juni erfolgen soll.
Aktualisierung vom 5. Juni 2024, 9:30 Uhr: Änderung des Zieldatums für die Integration der Abteilungen »Wissens- und Technologietransfer« sowie »Regionale Transformation und Innovationspolitik« des Fraunhofer IMW in das Fraunhofer ISI.
Update vom 17. Juni 2024, 10:00 Uhr: Der Senat hat in seiner Sitzung vom 12. Juni den vom Vorstand vorgeschlagenen strukturellen Maßnahmen zugestimmt.