Die Fraunhofer-Gesellschaft mit Sitz in Deutschland ist die weltweit führende Organisation für anwendungsorientierte Forschung. Mit ihrer Fokussierung auf zukunftsrelevante Schlüsseltechnologien sowie auf die Verwertung der Ergebnisse in Wirtschaft und Industrie spielt sie eine zentrale Rolle im Innovationsprozess. Sie ist Wegweiser und Impulsgeber für innovative Entwicklungen und wissenschaftliche Exzellenz. Mit inspirierenden Ideen und nachhaltigen wissenschaftlich-technologischen Lösungen fördert die Fraunhofer-Gesellschaft Wissenschaft und Wirtschaft und wirkt mit an der Gestaltung unserer Gesellschaft und unserer Zukunft.
Die 1949 gegründete Organisation betreibt in Deutschland derzeit 76 Institute und Forschungseinrichtungen. Mehr als 30 000 Mitarbeitende, überwiegend mit natur- oder ingenieurwissenschaftlicher Ausbildung, erarbeiten das jährliche Forschungsvolumen von 2,9 Milliarden Euro. Davon fallen 2,5 Milliarden Euro auf den Bereich Vertragsforschung. Rund zwei Drittel davon erwirtschaftet Fraunhofer mit Aufträgen aus der Industrie und mit öffentlich finanzierten Forschungsprojekten. Rund ein Drittel steuern Bund und Länder als Grundfinanzierung bei, damit die Institute schon heute Problemlösungen entwickeln können, die in einigen Jahren für Wirtschaft und Gesellschaft entscheidend wichtig werden.
Unter den Forschungseinrichtungen in Deutschland ist Fraunhofer nach wie vor Spitzenreiter bei der Anzahl der Erfindungen, der neu angemeldeten Patente und der Gesamtanzahl der gewerblichen Schutzrechte. Im Jahr 2021 meldeten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Fraunhofer-Gesellschaft 604 Erfindungen an. Es wurden 521 prioritätsbegründende Patentanmeldungen bei den Patentämtern eingereicht.
Impact und Innovationen durch Originalität
Prof. Reimund Neugebauer, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft, sagte anlässlich der Vorstellung des Jahresberichts: »Trotz zahlreicher Herausforderungen können wir als Fraunhofer-Gesellschaft auf ein erfolgreiches Jahr 2021 zurückblicken. Herausforderungen als Chancen zu begreifen und zu nutzen, ist Kern unseres Selbstverständnisses, das von unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit viel Einsatz, originären Ideen und exzellenten Leistungen gelebt wird. Im Zentrum unseres Handelns steht stets unsere Mission, Innovationen in die Anwendung zu überführen und damit Motor zu sein für eine prosperierende Zukunft. Dieser Aufgabe und Verantwortung stellen wir uns jeden Tag aufs Neue und leisten unseren Beitrag, um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen und europäischen Wirtschaft zu sichern und sie bei ihrer Transformation in Richtung einer nachhaltigen Wertschöpfung zu unterstützen.«
Anti-Corona-Programm und Gesundheitsforschung der Fraunhofer-Gesellschaft
Gemäß ihres gesellschaftlichen Auftrags, die Innovationsfähigkeit des Mittelstands zu stärken, hatte die Fraunhofer-Gesellschaft bereits zu Beginn der Pandemie mit ihrem Anti-Corona-Programm eine interdisziplinäre Initiative gestartet. Das Spektrum der über 160 Vorhaben, an denen Fraunhofer beteiligt war, reichte vom Finden neuer Wirkstoffe, der Entwicklung von Diagnoseverfahren, Untersuchungen zu Langzeitfolgen von COVID-19 über Datenmodelle zur Infektionsausbreitung bis zu Dekontaminationsmaßnahmen sowie dem Wiedererlangen eines »New Normal« in Wirtschaft und Gesellschaft.
Innovative, kostenintelligente Verfahren in der Gesundheitsversorgung werden insbesondere durch Entwicklungen ermöglicht, die durch Konvergenz an den Schnittstellen der wissenschaftlichen Disziplinen entstehen. Nur mit neuartigen Kooperationsformaten kann die Translation neuer, kosteneffizienter Ideen in die Anwendung gelingen. Die Fraunhofer-Gesellschaft verfolgt hierbei das »4D-Konzept«, das die vier zentralen Bereiche Drugs, Diagnostics, Data und Devices zusammenführt. Durch ihr breites, einzigartiges Forschungsportfolio verbindet sie alle vier Bereiche unter einem Dach und besetzt damit die Schnittstellen zwischen den 4D. Das verschafft Fraunhofer in der Gesundheitsforschung auch langfristig eine hervorragende Ausgangsposition.
Strategische Forschungsfelder
Die Fraunhofer Strategischen Forschungsfelder (FSF) Bioökonomie, Intelligente Medizin, Künstliche Intelligenz, Next Generation Computing, Quantentechnologien, Ressourceneffizienz und Klimatechnologien sowie Wasserstofftechnologien definieren die systemrelevanten und portfoliobildenden Forschungsschwerpunkte der Fraunhofer-Gesellschaft. Diese bilden eine wichtige Basis für einen kontinuierlichen Innovationsschub in die Märkte. Instituts- und verbundübergreifende Kooperationen ermöglichen die Entwicklung passender Geschäftsmodelle und umfassende Systemlösungen für Fraunhofer-Kunden. 2021 hat der Vorstand die Implementierung der Programmlinie »FSF Momentum« beschlossen, um die strukturelle Verankerung der FSF innerhalb der Fraunhofer-Gesellschaft sowie deren Kampagnenfähigkeit weiterzuentwickeln.
Forschung für Nachhaltigkeit
Als weltweit führende Organisation für anwendungsorientierte Forschung trägt Fraunhofer mit nachhaltigen Lösungen zur Zukunftsfähigkeit der Gesellschaft bei. Dazu zählen unter anderem Entwicklungen im Bereich Intelligente Medizin, nachhaltige Lösungen aus dem Bereich Bioökonomie oder auch der Einsatz der Künstlichen Intelligenz zur Sicherung unserer Energieversorgung.
Zu den größten, langfristigen und globalen Herausforderungen zählen der Klimaschutz und damit die Defossilisierung der Wirtschaft sowie die Umstellung der Energiesysteme auf erneuerbare Energien. Fraunhofer-Forschende steuern hier maßgebliche Impulse bei, beispielsweise mit zahlreichen Initiativen rund um Wasserstofftechnologien. Um den Beitrag der Fraunhofer-Forschung auf diesem Gebiet weiter zu erhöhen, wurde 2021 der Fraunhofer-Verbund Energietechnologien und Klimaschutz gegründet. Als wissenschaftsbasierter Berater begleitet er Politik und Wirtschaft bei der Transformation des Energiesystems und der Erreichung der Klimaneutralität.
Auch der 2021 gegründete Fraunhofer-Verbund Ressourcentechnologien und Bioökonomie hat das Ziel, einen entscheidenden Beitrag zur Erfüllung der nationalen, europäischen und internationalen Nachhaltigkeitsziele zu leisten. Er setzt Konzepte zu Ressourceneffizienz, Bioökonomie, Circular Economy sowie Souveränität von Wertschöpfungszyklen um – für ein verantwortungsvolles Management der natürlichen Ressourcen und deren Nutzung.
Wissenschaftspolitische Rahmenbedingungen
Die Fraunhofer-Gesellschaft war über ihren Präsidenten Prof. Reimund Neugebauer in der 19. Legislaturperiode erneut in den hochkarätig besetzten, maßgeblichen wissenschaftlichen Beratungsgremien Innovationsdialog und Hightech-Forum vertreten.
Der Innovationsdialog dient der Bundesregierung seit mehr als zehn Jahren als unabhängiges, vertrauliches Beratungsgremium. Zur Abschlusssitzung der 19. Legislaturperiode beriet die Runde über die Schaffung, Stärkung und Weiterentwicklung exzellenter Ideen aus Forschung und Entwicklung in tragfähige und international wettbewerbsfähige industrielle Ökosysteme.
Das Hightech-Forum war in der 19. Legislaturperiode das zentrale Beratungsgremium der Bundesregierung zur Umsetzung der Hightech-Strategie 2025 (HTS 2025). Das Gremium aus 21 Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft analysierte für die Bundesregierung wichtige Themen für die Zukunftsfähigkeit des Forschungs- und Innovationsstandorts Deutschlands und beriet bei der strategischen Ausgestaltung und konzeptionellen Weiterentwicklung der HTS 2025. Es dringt explizit auf die Förderung und Forderung von mehr Beteiligung sowie mehr Mut und Umsetzungsstärke im Dienst der Nachhaltigkeitsziele.
Beteiligungen und Ausgründungen
Die Fraunhofer-Gesellschaft war zum Bilanzstichtag an 84 Unternehmen aus unterschiedlichsten Branchen beteiligt. Insgesamt investierte die Fraunhofer-Gesellschaft im Jahr 2021 2,5 Millionen Euro in das Eigenkapital der Beteiligungen. Es kamen drei Unternehmen hinzu, bei denen sich die Fraunhofer-Gesellschaft am Grund- bzw. Stammkapital beteiligt. Der Buchwert aller Beteiligungen erhöhte sich von 9,1 auf 10,4 Millionen Euro.
Ausgründungen stellen einen wichtigen Transferpfad für Fraunhofer dar. Meist unterstützt die Fraunhofer-Gesellschaft über die Abteilung Fraunhofer Venture die Gründerinnen und Gründer bei ihren Vorbereitungen. Im Jahr 2021 unterstützte Fraunhofer Venture 52 neue Ausgründungsprojekte; es gingen 30 Spin-offs aus der Fraunhofer-Gesellschaft hervor. Fraunhofer hat sich zum Ziel gesetzt, sowohl die Anzahl der Ausgründungen als auch den Anteil des Wirtschaftsertrags mit Spin-offs am Gesamtwirtschaftsertrag weiter zu steigern. Mit dem Förderprogramm für Technologietransfer AHEAD bündelt Fraunhofer seinen Maßnahmenkatalog zur Unterstützung interner Gründungsinteressierter. Das umfangreiche Begleitangebot hat ein jährliches Volumen von 10 Millionen Euro und richtet sich speziell an Mitarbeitende, die für aktuelle Projekte Unterstützung im Technologietransfer via Ausgründung suchen.