Die individuellen biologischen Eigenschaften von Menschen sowie ihre spezifischen Lebensweisen und Umweltbedingungen haben maßgeblichen Einfluss auf mögliche Erkrankungen. Sie bestimmen, mit welcher Wahrscheinlichkeit sich eine Erkrankung entwickelt, wie diese verläuft und in welchem Maße die Patientin oder der Patient auf bestehende Therapiemöglichkeiten reagieren wird. Entsprechend geht es bei der individualisierten Medizintechnik um die Entwicklung von maßgeschneiderten Lösungen für individuelle Patientinnen und Patienten. Um Synergien und Potenziale optimal zu nutzen, erweitert Fraunhofer hierfür die langjährige Zusammenarbeit mit der Universität zu Lübeck und deren Instituten für Medizintechnik sowie für Medizinische Elektrotechnik. Hierfür wird die Fraunhofer EMB um den Bereich Medizintechnik erweitert. Um dieser Neuausrichtung auch nach außen Rechnung zu tragen, wurde die Fraunhofer EMB bereits zum 1. Dezember 2020 umbenannt in Fraunhofer Einrichtung für Individualisierte und Zellbasierte Medizintechnik IMTE.
Die neue Einrichtung richtet ihre Dienstleistungen und Entwicklungen konsequent am Prozess der Zulassung und der Inverkehrbringung von Medizinprodukten aus und trägt so aktiv zur Translation in die Klinik und zur wirtschaftlichen Verwertung der personalisierten Medizintechnik bei.
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther sagte: »Die Medizintechnik ist eine der Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts. Die Fraunhofer-Einrichtung wird einen großen Beitrag dazu leisten, dass die Gesundheitswirtschaft hier in der Region weiterwachsen kann. Wir haben ein großes Interesse daran, mit dem IMTE in Lübeck perspektivisch ein zweites Fraunhofer-Institut in Schleswig-Holstein zu bekommen. Das Land steht hinter diesem Vorhaben und unterstützt es deshalb. Wir sind überzeugt: Schon jetzt steht dem IMTE als Katalysator für viele neue Life-Science-Anwendungen nichts mehr im Wege!«
»Als transdisziplinäre Forschungsorganisation schafft die Fraunhofer-Gesellschaft ideale Voraussetzungen für exzellente, innovative Ergebnisse in der Gesundheitsforschung für kostenintelligente Präzisionsmedizin zum Wohle der Patientinnen und Patienten«, sagte Prof. Reimund Neugebauer, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft. »Mit der Neuausrichtung der Fraunhofer EMB zur Fraunhofer IMTE leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Lösung zentraler Aufgabenstellungen in Bezug auf anstehende gesellschaftliche Herausforderungen und die Weiterentwicklung individualisierter Medizintechnik. Das neue Profil der Fraunhofer IMTE ergänzt nicht nur das Fraunhofer-Portfolio, sondern fügt sich nahtlos in die vorhandenen Strukturen des Standortes Lübeck ein, dessen zentraler Forschungsschwerpunkt und Wirtschaftsfaktor durch die Medizintechnik gegeben ist und durch die neue Fraunhofer-Einrichtung gestärkt und ausgebaut wird.«
Um der Neuausrichtung auch organisatorisch und strukturell Rechnung zu tragen, beschloss der Vorstand der Fraunhofer-Gesellschaft, Herrn Prof. Dr. Thorsten Buzug zum neuen geschäftsführenden Direktor zu berufen. Weiterhin wurde Herr Prof. Philipp Rostalski in das neue Direktorium der Fraunhofer-Einrichtung berufen.
»Durch die Bündelung von Kompetenzen aus Medizin- und Zelltechnik, zusammen mit einer starken Verbindung zu führenden Universitätskliniken und der engen Einbindung regulatorischer Aspekte, bietet das Fraunhofer IMTE ein einzigartiges Leistungsportfolio für die Medizinprodukteindustrie«, unterstreicht Prof. Thorsten Buzug. »Die ganzheitliche Bearbeitung von Fragestellungen und Forschungsprojekten der individualisierten Medizintechnik am Fraunhofer IMTE, von der Grundlagenforschung bis zum Gerätebau, ebnet so den Weg für den Transfer personalisierter Instrumentierung in Klinik und Wirtschaft«, fügt Prof. Philipp Rostalski hinzu.
Das Land Schleswig-Holstein hat in Aussicht gestellt, die Entwicklung der Fraunhofer-Einrichtung für Individualisierte und Zellbasierte Medizintechnik IMTE durch Förderung eines Landesprojekts substantiell zu unterstützen. Der Zuwendungsbescheid in Höhe von zunächst 12,1 Mio Euro mit einer Förderquote von 90 % wurde nun in Lübeck übergeben. Weitere rund 29 Mio Euro sind für die kommende EFRE-Periode für die Jahre 2023-2026 avisiert.