Das jährlich in München stattfindende Fraunhofer-Symposium »Netzwert« ist die größte interne Vernetzungsveranstaltung für alle Fraunhofer-Wissenschaftlerinnen und –Wissenschaftler. Gerade im Jubiläumsjahr ist diese zentrale Fraunhofer-Veranstaltung der ideale Ort, um gemeinsam mit dem Freistaat Bayern hervorragende, anwendungsorientierte Promotionsarbeiten, die in enger Kooperation mit einem Fraunhofer-Institut angefertigt wurden, mit dem Hugo-Geiger-Preis auszuzeichnen. Benannt ist der Preis nach Staatssekretär Hugo Geiger, Schirmherr der Gründungsversammlung der Fraunhofer-Gesellschaft am 26. März 1949. Vergeben werden drei Preise, die mit 5000, 3000 und 2000 Euro dotiert sind. Die Einreichungen bewertet eine Jury mit Vertretern aus Forschung und Entwicklung sowie der Wirtschaft. Kriterien der Beurteilung sind wissenschaftliche Qualität, wirtschaftliche Relevanz, Neuartigkeit und Interdisziplinarität der Ansätze.
Erstklassige wissenschaftliche Leistungen
Anlässlich der Preisverleihung sagte Hubert Aiwanger, stellvertretender bayerischer Ministerpräsident und Staatsminister für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie: »Angewandte Forschung nimmt im bayerischen Wirtschaftsministerium einen besonderen Stellenwert ein. Das untermauern die rund 1,6 Milliarden Euro, die seit 2012 für außeruniversitäre Forschung bereitgestellt wurden. Innovationen, sei es in der Biotechnologie, im Energie-, Werkstoff- oder Digitalisierungsbereich, sind die Grundlage für erfolgreiche Produkte und Dienstleistungen von morgen. Um diese Möglichkeiten auszuschöpfen, müssen wir in Nachwuchswissenschaftler mit neuen Ideen investieren. Mit dem Hugo-Geiger-Preis zeichnen wir drei herausragende Nachwuchswissenschaftler, aus deren Arbeiten nicht nur wissenschaftlich, sondern auch besonders wirtschaftsrelevant sind.«
Prof. Reimund Neugebauer, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft ergänzte: »Exzellente wissenschaftliche Leistungen zeichnen Fraunhofer seit jeher aus. Sie sind die Grundlage unseres anhaltenden Erfolgs. Mit erstklassiger anwendungsorientierter Forschung und zukunftsorientierten Innovationen tragen wir nachhaltig zur Sicherung der wirtschaftlichen Stärke Deutschlands und Europas bei. Daher freut es mich ganz besonders, drei Nachwuchswissenschaftler auszuzeichnen, die ganz im Sinne der Zielsetzung der Fraunhofer-Gesellschaft herausragende Promotions-Leistungen erbracht haben, die neue Wege eröffnen und Antworten auf bedarfs- und problemorientierte Fragestellungen von morgen liefern.«
Vollautomatisierte Pipeline für 3D-Daten
Einen neuen Datenstandard (SRC) sowie ein Streamingverfahren für 3D-Daten entwickelte Dr. Max Limper vom Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD in seiner Dissertation. Darüber hinaus stelle Limper erstmals eine vollautomatisierte Verarbeitungspipeline zur Optimierung von 3D-Daten für die Online-Präsentation vor. Seine Entwicklungen bündelte der Informatiker in einer neuen Software für 3D-Daten, »InstantUV«. An deren Ende steht eine kompakte, jedoch visuell nahezu identische Version der Eingabedaten.
Eingesetzt wird die neue Software in 3D-Onlinepräsentation sowie für Anwendungen der Virtuellen (VR) oder der Erweiterten Realität (AR). InstantUV-Software ist bereits erfolgreich an verschiedene Unternehmen und Einrichtungen weltweit lizenziert. Mittlerweile wird die Software unter dem Namen RapidCompact weiterentwickelt und zur Aufbereitung von 3D-Daten für die Onlinepräsentation eingesetzt. Die Arbeit bildeten einen Meilenstein für das neue Datenformat »glTF 2.0«, welches mittlerweile derart an Beliebtheit gewonnen hat, dass es in zahlreichen populären Alltagsanwendungen und auf gängigen Webplattformen unterstützt wird.
Textmining für die Alzheimer-Forschung
Die Dissertation von Dr. Alpha Tom Kodamullil erfolgte als kumulierte Arbeit hochrangiger Publikationen in führenden Journalen wie »Alzheimer’s & Dementia« und »Nature Reviews Drug Discovery«. Kodamullil analysierte mittels Textmining-Methoden Innovationsstrategien der Pharmaindustrie und führte den Nachweis, dass sich die Alzheimer-Forschung bislang auf nur auf einen kleinen Teil möglicher Krankheitsmechanismen konzentriert. Die Veröffentlichungen von Kodamullil trugen wesentlich dazu bei, dass das Fraunhofer-Institut für Algorithmen und Wissenschaftliches Rechnen SCAI mit der Koordination des 17,8 Millionen Euro geförderten Projekts AETIONOMY beauftragt wurde. AETIONOMY ist eines der »Flaggschiff-Projekte« der Innovative Medicine Initiative (IMI), einer öffentlich-privaten Partnerschaft der Europäischen Union und der Föderation der Pharmazeutischen Industrieverbände in Europa (EFPIA).
Laser zum Mitnehmen
Dr. Christoph Werner legte den Grundstein für eine neuartige, kostengünstige und kompakte Laserlichtquelle: so kompakt, dass sie in Zukunft auch in ein Smartphone integriert werden könnte, zum Beispiel zur Warnung vor giftigen Gasen. Werner wollte in seiner Dissertation in Kooperation mit dem Fraunhofer-Institut für Physikalische Messtechnik IPM nichts weniger als eine neuartige Laserlichtquelle entwickeln; mit flexibel einstellbarer Ausgangswellenlänge und kompakten Abmessungen. Während seiner Dissertation gelang es dem Mikrosystemtechniker, theoretische Ansätze in die Praxis zu überführen. Die Laserquelle beruht auf einem Flüstergalerie-Resonator und verwendet ein ungewöhnliches Prinzip der Lichtrückkopplung, um die Lichtwellen innerhalb des Resonators zu verstärken und so deren Farben zu verändern. Auch für den Resonator verließ er bekanntes Terrain und setzt statt einer starren Scheibe einen formbaren Ring ein.