Der Leichtbau stellt eine der größten Herausforderungen für die Automobilindustrie dar. Die Entwicklung von Elektro- und Hybridmotoren führt zu einem höheren Gewicht der Fahrzeuge, was durch Leichtbaukomponenten kompensiert werden muss. Durch die Einführung von Leichtbaumaterialien und innovativen Prozessen lassen sich Treibstoffverbrauch, CO2-Emissionen und Herstellungskosten entscheidend senken. Um Autohersteller bei diesen ambitionierten Zielen zu unterstützen, schließen sich die Fraunhofer-Gesellschaft und die Technische Universität im polnischen Opole für ein gemeinsames »Fraunhofer Project Center for Advanced Lightweight Technologies« an der TU Opole zusammen. Das neue Fraunhofer Project Center wurde nun in Anwesenheit von Fraunhofer-Präsident Prof. Reimund Neugebauer sowie des polnischen stellvertretenden Ministerpräsidenten PhD Jarosław Gowin, des Staatssekretärs im Ministerium für Entrepreneurship and Technology Marcin Ociepa, des Oberbürgermeisters der Stadt Opole Arkadiusz Wiśniewski, des Rektors der TU Opole Prof. Marek Tukiendorf, des geschäftsführenden Institutsleiters des Fraunhofer IWU Prof. Welf-Guntram Drossel und Prof. Lothar Kroll, Hauptabteilungsleiter am Fraunhofer IWU und Managing Director des Fraunhofer Project Center ALighT, feierlich eröffnet.
An der Schnittstelle grenzübergreifender Kooperation
Das Fraunhofer Project Center konzentriert sich auf die Entwicklung von Produktionsprozessen, Designkonzepten und Kalkulationsstrategien für die Produktion hybrider Leichtbaukomponenten. Darüber hinaus werden die Kompetenzfelder »Modelling and Simulation of Structures and Processes« und »Recycling and Remanufacturing« etabliert. Das neue Fraunhofer Project Center positioniert sich an der Schnittstelle grenzübergreifender Zusammenarbeit der deutschen Automobil- und Zulieferindustrie mit Tochtergesellschaften deutscher Unternehmen in und Zulieferern aus Polen.
»Fachübergreifende Zusammenarbeit und internationale Kooperation sind die Eckpfeiler heutiger Spitzenforschung«, erläutert Fraunhofer-Präsident Reimund Neugebauer. »Deshalb freuen wir uns auf die Zusammenarbeit mit unseren polnischen Partnern. Das Fraunhofer IWU verfügt über umfangreiche Expertise im Leichtbau und wird sein Know-how im Umgang mit modernen Werkstoffen einbringen. Die Forscherinnen und Forscher der TU Opole bringen ihre spezifischen Stärken ein, beispielsweise bei der Simulation von Verfahrenstechnik und Prozessen. So können wir gemeinsam Mehrwerte schaffen, den Wissenstransfer intensivieren und die Innovationskraft der Unternehmen stärken.«
Prof. Marek Tukiendorf erklärt: »Die Zusammenarbeit mit der Fraunhofer-Gesellschaft im Rahmen des neuen Project Centers ist für die Technische Universität Opole nicht nur eine außerordentliche Chance für die Zukunft, sondern auch eine besondere Verpflichtung für mich und die ganze akademische Gemeinschaft. Ohne Zweifel ist es aber ein Meilenstein in der Entwicklung unserer Universität.«
PhD Jarosław Gowin untermauert: »Das polnisch-deutsche Fraunhofer Project Center wird mit seiner Brückenfunktion die Lücken zwischen den länderspezifischen komplementären Partnern schließen und insbesondere deren Stärken und die vorhandenen Synergiepotenziale optimal nutzen. Die Kooperation wird eine Katalysatorwirkung für internationale Zusammenarbeit von Forschung und Industrie zwischen Polen und Deutschland auf dem wichtigen Bereich der Schlüsseltechnologie Leichtbau entfalten. Gemeinsames Wissen und Ressourcen werden sinnvoll geteilt und eine enge Kommunikation mit Zulieferern und Forschungsinstituten wird gefördert.«
Prof. Welf-Guntram Drossel vom Fraunhofer IWU ergänzt: »Basierend auf unserer jahrzehntelangen Erfahrung im Automobilbau, von den Bauteilen über Prozesse und komplexe Maschinensysteme bis hin zur ganzen Fabrik, liegt der Fokus unserer Forschungsarbeit auch auf nichtmetallischen Werkstoffen – insbesondere Kunststoffen und Faserverbunden. Die Kooperation mit der Technischen Universität Opole erweitert auch unsere Möglichkeiten nachhaltig und erfolgversprechend.«
Prof. Lothar Kroll, Managing Director des neuen Fraunhofer Project Center, konkretisiert: »Das ›Fraunhofer Project Center for Advanced Lightweight Technologies‹ verbindet die Grundlagenforschung der TU Opole mit der angewandten Forschung der Fraunhofer-Gesellschaft. Technologiefusionen im Leichtbau beispielsweise ermöglichen das Zusammenführen bisher getrennter Fertigungsprozesse bei der Verarbeitung unterschiedlicher Werkstoffe wie Metalle, Kunststoffe und technische Textilien.«
Automobile umweltschonend produzieren
Durch die Forschungs- und Entwicklungsergebnisse des »Fraunhofer Project Center for Advanced Lightweight Technologies« können Leichtbaustrukturen für mobile Anwendungen zukünftig kostengünstiger, energieeffizienter und umweltschonender produziert werden. Davon profitiert letztlich auch die europäische Automobilindustrie. Darüber hinaus können alle Branchen, in denen Leichtbau- und Mehrkomponenten-Bauweisen zum Einsatz kommen, die neuen ressourcenschonenden Fertigungstechnologien erproben und von ihnen profitieren und so einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.
Meilenstein in der deutsch-polnischen Zusammenarbeit
Das »Fraunhofer Project Center for Advanced Lightweight Technologies« ist ein weiterer Baustein in der traditionell guten Zusammenarbeit zwischen Polen und Deutschland. Gerade in Wissenschaft und Wirtschaft hat sich die Partnerschaft nach dem EU-Beitritt Polens am 1. Mai 2004 intensiviert. Die Grenzregionen verfügen heute über ein gut ausgebautes Netz von Technologie-, Innovations- und Forschungszentren. Für die Vertiefung des bilateralen Austauschs zwischen den Ländern kann das neue Fraunhofer Project Center als wichtiger Katalysator dienen.