»Nach zehn erfolgreichen Jahren heben wir unsere Zusammenarbeit mit portugiesischen Forschungseinrichtungen auf ein neues Niveau: Gemeinsam wollen wir die Digitalisierung in Land- und Forstwirtschaft vorantreiben«, sagt Prof. Reimund Neugebauer, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft. »Um auf diesem Gebiet neue Lösungen zu entwickeln, ist unter anderem exzellentes Know-how bei Informations- und Softwaretechnik nötig, kombiniert mit Prozess- und Energietechnologien sowie Sensorik und neuen Materialien. Hier ergänzen sich beide Seiten ideal. Durch den Ausbau der Aktivitäten in Portugal treiben wir nicht nur das Thema Landwirtschaft 4.0 voran, sondern stärken auch die wissenschaftliche Zusammenarbeit innerhalb der Europäischen Union.«
»Die gemeinsame Initiative mit Fraunhofer Portugal eröffnet neue Horizonte für die Forschung und schafft insbesondere im Großraum Porto Arbeitsplätze. Die Gründung des AICOS-Zentrums für umgebungsunterstütztes Leben in Zusammenarbeit mit der Universität Porto ist bahnbrechend für die Anwendung von IT-Lösungen für hilfsbedürftige – zum Beispiel ältere – Menschen. Wir gratulieren allen, die diesem Projekt zum Erfolg verholfen haben, ganz herzlich«, sagt Manuel Heitor, Portugiesischer Minister für Wissenschaft, Technologie und Hochschulbildung. »Nun beginnt eine neue Phase von Fraunhofer Portugal, in der es insbesondere um die neu entstehenden Forschungsgebiete Präzisionslandwirtschaft und IT-Anwendungen in landwirtschaftlichen Betrieben geht. Die digitale Transformation findet in vielen Bereichen der wirtschaftlichen Entwicklung statt. Die Präzisionslandwirtschaft wird unsere Wahrnehmung des landwirtschaftlichen Sektors verändern. Dies ist ein sehr wichtiger Schritt für Portugal und für Fraunhofer und ein Erfolg, auf den wir alle stolz sein können.«
»Ich freue mich, dass es auf diesem für die Land- und Forstwirtschaft wichtigen Gebiet gelingt, Kompetenzen zu bündeln und die Zusammenarbeit mit internationalen Partnern auszubauen. Die Aktivitäten der Fraunhofer-Gesellschaft werden von mir ausdrücklich begrüßt. Ich hoffe, dass diese Kooperation wichtige Impulse für unseren Sektor in Sachsen setzt«, sagt Thomas Schmidt, Sächsischer Staatsminister für Umwelt und Landwirtschaft.
Nutzflächen zielgerichteter und nachhaltiger bewirtschaften
Die Digitalisierung kann auch die Land- und Forstwirtschaft optimieren. Neue IT-Technologien helfen, Äcker und Wälder effizienter zu bewirtschaften, Schädlinge gezielter zu bekämpfen und das Pflanzenwachstum besser zu kontrollieren. Die Daten dafür liefern Satelliten aus dem Weltall, Drohnen, die über Felder, Wiesen und Waldgebiete fliegen oder Sensoren, die an den landwirtschaftlichen Fahrzeugen der Zukunft angebracht sind: kleine elektrisch betriebene Schwarmfahrzeuge, die autonom die Anbaugebiete bewirtschaften. Doch noch ist es nicht soweit. Das Versprechen der Digitalisierung an eine moderne, nachhaltige Landwirtschaft muss erst noch eingelöst werden.
Um das Thema Landwirtschaft 4.0 voranzubringen hat Fraunhofer mit der portugiesischen Forschungsförderorganisation FCT eine Absichtserklärung unterzeichnet. Sie sieht eine Zusammenarbeit von Europas größter Organisation für angewandte Forschung und portugiesischen Forschungseinrichtungen bei der »Präzisionslandwirtschaft« vor. Dabei soll mithilfe digitaler Technologien und Kommunikationsschnittstellen zur weiterentwickelten Prozesstechnik das Bewirtschaften land- und forstwirtschaftlicher Nutzflächen optimiert werden. Beide Partner verständigen sich darauf, neue technologische Ansätze zu entwickeln und zu testen, um den Anbau von Wein, Gemüse und Getreide zu verbessern. Mithilfe von Satelliten, Sensoren, Smartphones, Tablets und Apps wollen die Wissenschaftler landwirtschaftliche Daten sammeln, aufbereiten und auswerten, Bewässerungssysteme verbessern, nachhaltige Kreislaufsysteme für Nährstoffe einrichten und neue Lösungen für eine energieeffiziente Land- und Forstwirtschaft testen. Eine gemeinsame Taskforce unter Einbindung des Fraunhofer-Instituts für Technische Keramik und Systeme IKTS in Dresden soll dafür in einem ersten Schritt mögliche Einsatzgebiete und Anwendungsszenarien entwickeln.
Fraunhofer Center AICOS in Porto
Seit 2008 unterhält Fraunhofer unter dem Dach der Associação Fraunhofer Portugal Research und zusammen mit der Universität Porto das Fraunhofer Center for Assistive Information and Communication Solutions AICOS in Porto. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler entwickeln dort Konzepte und Lösungen für die Informationstechnik von morgen. Sie arbeiten beispielsweise an neuen intuitiv bedienbaren Mobilfunkgeräten und vereinfachen die Schnittstellen zwischen Mobiltelefon und Internet. Seit September 2017 leitet Liliana Ferreira das Fraunhofer Center in Porto. Die 37-jährige Portugiesin ist Professorin für Ingenieurswesen an der Universität Porto. Sie hat Informationstechnik sowie Elektronik und Telekommunikationstechnik studiert. Beim neuen Projekt »Präzisionslandwirtschaft« soll das AICOS eine wichtige Rolle spielen und seine IT-Expertise einfließen lassen. Zum Beispiel wollen die Forscherinnen und Forscher Softwaretools entwickeln, um Daten aus Land- und Forstwirtschaft zu sammeln, auszuwerten und auf mobile Endgeräte wie Smartphones oder Tablets zu spielen.