Begrenzte Auswirkungen auf den Alltag der Bürgerinnen und Bürger Europas und geringe Sichtbarkeit zählen sicherlich zu den Schwächen der bisherigen Rahmenprogramme. Horizont 2020 kann diesbezüglich zwar Verbesserungen vorweisen, der Einfluss von europäischer Forschungs- und Innovationsförderung auf das tägliche Leben bleibt jedoch weiterhin schwer nachvollziehbar. In Zeiten, in denen sich Europa innerhalb eines weltweit unbeständigen Umfeldes neu definieren muss und gleichzeitig der europäische Haushalt unter großem Druck steht, ist es deshalb unabdingbar, die wissenschaftlichen Errungenschaften von europäischer Forschungs- und Innovationsförderung klar aufzuzeigen. Europäische Missionen könnten hierfür ein vielversprechender Ansatz sein und Fraunhofer unterstützt diese Idee in großem Maße. Um den so dringend benötigten sichtbaren Erfolg von Forschungsförderung auch wirklich zu erzielen, müssen Missionen jedoch in konsistenter und transparenter Weise definiert und umgesetzt werden.
Die Definition, was eine Mission ist, sollte allgemein abgestimmten Kriterien folgen. Eine europäische Mission muss eine derart große Herausforderung darstellen, dass kein Mitgliedstaat alleine sie bewältigen kann, und sie sollte den Weg für außergewöhnliche Geschäftsmodelle bereiten – in allen Mitgliedstaaten. Kurz gesagt, eine Mission stellt reinen europäischen Mehrwert dar.
Eine Mission zeichnet sich durch ein klares Ziel aus, das es zu erreichen gilt. Dies steht im Gegensatz zu gewöhnlichen Forschungsprojekten, bei denen eine bestimmte Technologie weiterentwickelt werden soll. Um dieses Ziel zu erreichen, gibt es einen vorgegebenen Zeitplan und ein festes Budget. Hierbei sollte die Dauer einer Mission länger als bei typischen FuI-Projekten sein und das Budget angemessen hoch, um den Erfolg dieser ehrgeizigen und prestigeträchtigen Unternehmung zu ermöglichen.
Wichtige zu erreichende Zwischenziele demonstrieren die Bedeutung von Missionen bereits während deren Laufzeit und machen Nachjustierungen möglich. Dieser Kontrollmechanismus ist wichtig, um die größtmögliche Wirkung zu erzielen und für die öffentliche Akzeptanz dieser Großunternehmungen zu sorgen.
Missionen dienen dazu, eine Führungsrolle in einem bestimmten Feld zu etablieren. Fraunhofer empfiehlt, Missionen sowohl mittels eines Top-down-Ansatzes auf politischer Ebene, als auch mittels eines Bottom-up-Ansatzes auf Forschungsebene auszuwählen. Es ist eine rein politische Entscheidung, welche Zukunftsszenarien entscheidend für das Wohl Europas sein werden. Die Mitgliedsstaaten müssen sich dafür auf Kernelemente der europäischen Wettbewerbsfähigkeit im weltweiten Markt einigen. Europa benötigt zudem eine geeignete Ausgangsposition, um die gewählte Herausforderung zu meistern; es ist deshalb wesentlich zu wissen, auf welche bereits bestehenden Kompetenzen gebaut werden kann. Forschungsakteure müssen einerseits Technologien identifizieren, die das Potenzial haben, unser alltägliches Leben in Zukunft grundlegend zu verbessern, andererseits aber auch die bereits verfügbare Kompetenz in diesem Bereich einschätzen. Letztlich müssen dann politische Entscheidungen und technologische Stärken aufeinander abgestimmt werden.
Um die Tragweite von Missionen deutlich aufzuzeigen, bestärkt Fraunhofer die Europäische Kommission darin, die Anzahl der Missionen zu limitieren und klar abgegrenzte Ziele zu stecken. Ein effizienter Entscheidungsfindungsprozess, die Bündelung von Ressourcen und die Vermeidung von Doppelförderung bereiten den Grund für ehrgeizige Projekte mit großem, europäischem Mehrwert.