Vorhandenes als Chance
Ein großer Vorteil von Wasserstoff und damit ein wichtiger Baustein für das Erreichen der Energiewende, ist die Fähigkeit, dass Wasserstoff Strom über lange Zeiträume hinweg ohne Verluste speichern kann. Durch den Einsatz von Wasserstoff kann Energie somit transportiert und zu einem späteren Zeitpunkt wieder freigegeben werden, ohne dabei CO2 auszustoßen. Um dieses Potenzial voll auszuschöpfen, sollten wir dringend die vorhandenen Infrastrukturen nutzen: Deutschland verfügt nämlich über die größten Gasspeicherkapazitäten in der Europäischen Union. Diese vorhandenen Speicherkapazitäten für Erdgas könnten zum Teil künftig auch für klimaneutrale Gase genutzt werden und somit einen wichtigen Beitrag für eine flexible Energiewende leisten. So ließen sich in sogenannten Untergrund-Kavernenspeichern, die fast zwei Drittel des Volumens der deutschen Gasspeicher ausmachen, bis zu 100 Prozent Wasserstoff speichern. Dadurch könnte in Zukunft Strom aus Wind- und Solarenergie in Form von Wasserstoff gespeichert werden, um beispielsweise saisonale Schwankungen in der Stromerzeugung oder im Wärmebedarf auszugleichen.
Zudem besitzt Deutschland eine vorhandene Gasinfrastruktur mit einem Netz von rund 500 000 Kilometern Länge. Diese Infrastruktur ist die Basis für den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft über Sektoren und Ländergrenzen hinweg. Insbesondere den Verteilernetzen kommt hier eine hohe Bedeutung zu. Nun gilt es, Netze, Speicher und Endgeräte zu ertüchtigen und wasserstoffkompatibel zu machen. Wir als BDEW plädieren dafür, den bewährten Regulierungsrahmen für das Gasnetz zu nutzen und Wasserstoffnetze dort zu integrieren. Zusätzlich zu den Gasnetzen werden auch reine Wasserstoff-Netze notwendig sein, zum Beispiel für die Industrie. Die ersten regulatorischen Grundlagen dafür wurden mit der letzten Novellierung des Energiewirtschaftsgesetzes geschaffen.
Wir brauchen zudem ein Handelssystem für erneuerbare und dekarbonisierte Gase wie etwa Wasserstoff. Der BDEW hat hier einen konkreten Vorschlag vorgelegt. Ein wichtiges Element ist aus Sicht des BDEW ein standardisiertes System für Herkunftsnachweise, über welches Endverbraucher, Industrie und Gewerbe eindeutig nachvollziehen können, aus welchen Quellen das erneuerbare und dekarbonisierte Gas stammt. Die Verbraucher können damit auf transparente Weise auswählen, welche Form solcher Gase sie beziehen wollen (sogenannte »clean choices«). Zunächst wäre der Markt im europäischen Raum und perspektivisch auch durch außereuropäische Lieferländer organisiert.
Hemmnisse für Investitionen müssen jetzt beseitigt werden!
Damit das große Potenzial von Wasserstoff für den Klimaschutz voll ausgeschöpft werden kann, sollte dieser klimaneutral und zunehmend erneuerbar produziert werden. Hier nimmt die Energiewirtschaft eine zentrale Rolle ein: Sie liefert den grünen Strom, mit dem künftig ein wesentlicher Anteil des benötigten Wasserstoffs hergestellt werden kann. Dieser grüne Wasserstoff kann einen erheblichen Beitrag dazu leisten, den CO22-Ausstoß maßgeblich zu reduzieren. Um dies zu ermöglichen, ist der weitere Ausbau der erneuerbaren Energien von zentraler Bedeutung. Dazu müssen die noch bestehenden Hemmnisse für Investitionen beseitigt, sowie Hindernisse für Wind und Photovoltaik überwunden werden. Denn Hindernisse für den Ausbau der Erneuerbaren sind immer auch Hindernisse für die Erzeugung erneuerbarer Gase. Wasserstoff ist ein Hoffnungsträger für eine CO2-neutrale Energieerzeugung und somit ein zentraler Baustein für ein klimaneutrales Deutschland bis zum Jahr 2045. Deswegen ist es jetzt umso wichtiger, dass die Bundesregierung ihrer Nationalen Wasserstoffstrategie zeitnah Taten folgen lässt.