Mittels Prüftechnologie bei Material- und Bauteilentwicklung einsparen
Teil des Fraunhofer-Forschungsfeldes Leichtbau ist unter anderem das Fraunhofer-Institut für Werkstoffmechanik IWM mit dem Schwerpunkt Prüftechnologie – einem Teilbereich des Leichtbau-Prinzips, der entscheidend mitbestimmt, wie viel Material tatsächlich eingespart werden kann, ohne Funktion und Sicherheit zu gefährden. »Je mehr ich über einen Werkstoff in Erfahrung bringe und je umfassender ich ihn charakterisiert habe, desto näher kann ich ans Limit gehen«, erklärt Dr. Jörg Hohe, Gruppenleiter Verbundwerkstoffe im Geschäftsfeld Bauteilsicherheit und Leichtbau am Fraunhofer IWM. Sein Team untersucht Verbundwerkstoffe mit Polymer-, Keramik- oder Metallmatrix hinsichtlich ihres Einsatzverhaltens, um so Kosten bei der Material- und Bauteilentwicklung einzusparen.
Das Problem: Selbst innerhalb einer Charge gleicht kein Bauteil dem anderen zu 100 Prozent, es gibt immer produktionsbedingt Schwankungen. Viele Verbundwerkstoffe und feste Schäume besitzen zudem eine besonders ungeordnete Mikrostruktur und zeigen deshalb ein stark streuendes Materialverhalten. Doch bei sicherheitskritischen Bauteilen etwa in der Luft- und Raumfahrt, der Automobilindustrie, dem Bau oder beim Wasserstofftransport darf man sich hinsichtlich Materialeinsatz nicht am Mittelwert orientieren, sondern muss das Streuband berücksichtigen. Also doch lieber etwas mehr Material, um auf der sicheren Seite zu sein? »Das führt meist zu einer Überdimensionierung und damit zu einer schlechten Ausnutzung des Leichtbaupotenzials«, sagt Hohe.
Numerische Simulation
Um die Streuung im Materialverhalten besser und kosteneffizienter vorherzusagen, wurden am Fraunhofer IWM Verfahren zur numerischen Simulation von Verbundwerkstoffen und -bauteilen entwickelt, die eine Vorhersage der zu erwartenden Schwankungsbreite erlauben. Hohe: »Wir gelangen dank der Simulation auch an Daten, die man experimentell nicht direkt erfassen kann, beispielsweise an Stellen, die für eine Messung nicht zugänglich sind.«