Eines der berühmtesten Museen Sachsens ist das Grüne Gewölbe im Dresdner Schloss. Darin befinden sich auch die filigranen Goldemail-Preziosen vom Hofjuwelier Dinglinger, die den Hofstaat des indischen Großmoguls darstellen. Diese waren mehrere Jahrzehnte in Vitrinen ausgestellt, die viele Schadstoffe ausgasten. Die Folge: Die kunstvolle Emaillierung platzte Stück für Stück ab. Zwar wurden die Splitter akribisch gesammelt und ihr genauer Platz notiert. Doch wie lassen sie sich wieder fixieren? Die Anforderungen an das Konservierungsmaterial sind extrem hoch: Es muss transparent sein, langlebig, ähnliche Eigenschaften besitzen wie Glas und darüber hinaus Email und Metall fest miteinander verbinden.
»Das passende Material – das Email-ORMOCER® – haben wir am Fraunhofer-Institut für Silicatforschung ISC in Würzburg bereits vor zwanzig Jahren entwickelt – die Restauratoren waren begeistert», erklärt Dr. Gerhard Schottner, dort Abteilungsleiter. Dieser Werkstoff eignet sich nicht nur zur nachhaltigen Konservierung von Email-Preziosen, sondern auch zum transparenten und dauerhaften Kleben von Elfenbein und Bergkristall. Allerdings gibt es ein Problem: Die Ausgangsstoffe waren nicht mehr in gleichbleibender Qualität verfügbar. Kleinste Unreinheiten können bei der Synthese dieser Silizium-organischen Verbindungen bereits große Unterschiede bewirken. Was also tun?
»Wir brauchen für den Erhalt von Kulturerbe das beste Material. Die benötigten Mengen sind jedoch extrem klein«, erklärt Schottner. Daher sind Materialentwicklung und Vertrieb unrentabel für ein wirtschaftlich denkendes Unternehmen. Das Vorstandsprojekt und eine Finanzierung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt boten einen Ausweg. Die ISC-Teams untersuchten und analysierten Ausgangstoffe sowie Einzelschritte der Herstellung bis ins kleinste Detail, schraubten an Reaktionsbedingungen wie Feuchtigkeit während der Reaktion und untersuchten den Einfluss verschiedener Lösungsmittel. Es ist fast geschafft: Das Material ist in der Endphase des Testens, der beteiligte Restaurator Rainer Richter von den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden ist höchst zufrieden.