Arztbriefe endlich schnell erstellen
Im Projekt SmartHospital.NRW arbeiten Antweiler und sein Team jetzt daran, per KI automatisch die wichtigsten Diagnosen, Vorbehandlungen, Medikationen und Allergien zu extrahieren und in strukturierter Form übersichtlich für das medizinische Personal darzustellen. Ab 2024 soll das KI-basierte »Text-Mining« beim Projektpartner, der Uniklinik Essen, zum Einsatz kommen, die deutschlandweit als Vorreiter in der Digitalisierung gilt. Auch das KI-basierte Spracherkennungssystem wird sich dort bald bewähren dürfen, ebenso wie der Arztbrief-Generator, eine weitere Innovation aus dem Fraunhofer IAIS. Ärztinnen und Ärzte benötigen bisher durchschnittlich drei Stunden, um das Dokument zu erstellen, das jeder Patient bei seiner Entlassung aus der Klinik ausgehändigt bekommt und das als zentrales Kommunikationsmittel zwischen Praxen und Kliniken fungiert. Es enthält unter anderem die Anamnese und die Verdachtsdiagnose, mit der der Patient stationär aufgenommen wurde, Medikamente, die verabreicht, und Maßnahmen, die in der Klinik durchgeführt wurden. Bisher muss sich das ärztliche Personal diese Informationen mühsam aus verschiedenen IT-Systemen zusammensuchen. Eine KI soll sie in Zukunft automatisch extrahieren und in den Arztbrief einfügen. Nur die Epikrise, also die Zusammenfassung des gesamten Aufenthalts, Fazit und Behandlungsempfehlung, muss noch im Volltext verfasst werden.
Prof. Jochen Werner, ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzende des Uniklinikums Essen, will sein Haus zum ersten »Smart Hospital« Deutschlands machen – und ist hier, unterstützt vom Fraunhofer IAIS, bereits auf einem guten Weg. »Daten sind das heutige Penicillin«, ist Werner überzeugt. Auf seinem Youtube-Kanal wirbt er für die Digitalisierung in der Medizin und will dem medizinischen Personal ebenso wie den Behandelten Ängste nehmen.
Bereits vor zehn Jahren hat das Uniklinikum Essen damit begonnen, sein Krankenhausinformationssystem, das bisher vor allem zur Abrechnung medizinischer Leistungen diente, zum Datenmanagementsystem umzubauen. Heute werden alle Details, die über eine Patientin oder einen Patienten verfügbar sind, und alle Daten, die während des Klinikaufenthalts entstehen – beispielsweise Blutwerte, Körpertemperatur, Medikation –, in der »Smart Hospital Information Platform« (SHIP) gespeichert. Alle Apparate sind mit der Plattform verbunden. Wird etwa der Blutdruck gemessen, hinterlegt das Gerät den Wert automatisch im System. Voraussetzung hierfür ist ein offener Standard, also Software, die Schnittstellen zu SHIP ermöglicht. »Mittlerweile etabliert sich im Gesundheitswesen international ein offener Standard, der sich FHIR nennt. Gearbeitet wird hier nicht mit Textfeldern, sondern mit fixen Codes, die dann weltweit ausgelesen werden können und zum Beispiel ›Blutdruck abgenommen‹ bedeuten, erklärt Antweiler.