Die Invasion in die Ukraine zeigt: Gekämpft wird schon lange nicht mehr nur auf dem Schlachtfeld, sondern auch im virtuellen Raum – mit hochprofessionellen Hackerangriffen und gezielter Desinformation. Wie kann Deutschland wehrhafter werden?
Monate bevor Putin seinen Truppen den Marschbefehl gab, begann der Krieg im Internet. Hacker haben die russische Invasion mindestens seit Dezember des vergangenen Jahres vorbereitet. Zu diesem Schluss kommt Prof. Haya Shulman, die die Cyberangriffe auf die ukrainische Infrastruktur untersuchte. Shulman leitet die Abteilung »Cybersecurity Analytics and Defences« am Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie SIT in Darmstadt, koordiniert den Forschungsbereich »Analytics Based Cybersecurity« am Nationalen Forschungszentrum für angewandte Cybersicherheit ATHENE und hat einen Lehrstuhl an der Goethe-Universität Frankfurt am Main.
Eine ihrer Erkenntnisse: Die Malware, die dafür gesorgt hat, dass die Systeme des Kommunikationssatelliten KA-SAT am Tag des russischen Einmarsches in die Ukraine ausfielen, wurde bereits vor Monaten eingeschleust. KA-SAT versorgt Kunden in ganz Europa mit Breitbandinternet und wird von der ukrainischen Armee für die Notfallkommunikation genutzt. »Ziel der Hacker war, die Kommunikation zu unterbinden – und das ist ihnen auch gelungen.
Einen Monat hat es gedauert, bis der Schaden, zumindest größtenteils, behoben werden konnte«, sagt Shulman. Auch in Deutschland und ganz Mitteleuropa blieb der russische Angriff auf KA-SAT nicht ohne Folgen: 5800 Windkraftanlagen konnten nicht mehr ferngewartet und -gesteuert werden. Betroffen waren Anlagen an abgelegenen Standorten, die über eine Satellitenverbindung ans Internet angeschlossen sind. Sie lieferten zwar weiterhin Strom. Technische Probleme ließen sich aber nur noch vor Ort feststellen und beheben.