»Im vergangenen Jahr haben wir weitere Weichen für den beständigen Erfolg von Fraunhofer gestellt und zugleich ein positives Jahresergebnis erzielt«, sagt Prof. Reimund Neugebauer, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft. »Fraunhofer beweist sich auch im 67. Jahr als hochdynamische Organisation. Unser wirtschaftlicher Erfolg zeigt einmal mehr, dass wissenschaftliche Nachhaltigkeit sich auszahlt«.
Aktuelles Beispiel für die strategische Weiterentwicklung: Am 10. Mai beschloss der Senat der Fraunhofer-Gesellschaft die Gründung der Fraunhofer-Einrichtung für Gießerei-, Composite- und Verarbeitungstechnik IGCV in Augsburg. Sie geht aus den bestehenden Institutsteilen »Funktionsintegrierter Leichtbau« des Fraunhofer-Instituts für Chemische Technologien ICT und »Ressourceneffiziente mechatronische Verarbeitungsmaschinen« des Fraunhofer-Instituts für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik IWU hervor. Hinzukommen wird eine dritte Abteilung für Gießereitechnik am Standort Garching bei München. Die drei Abteilungen der zukünftigen Fraunhofer-Einrichtung werden von Professoren der Technischen Universität München (TUM) geleitet: Prof. Gunter Reinhart (geschäftsführende Leitung), Prof. Klaus Drechsler und Prof. Wolfram Volk.
»Gemessen an der Bedeutung des Leichtbaus gibt es in Deutschland nur wenige Forschungsstandorte, die sich auf die Themenkombination Guss, Verbundwerkstoffe und intelligente Automatisierung fokussieren«, so Prof. Neugebauer. »Fraunhofer führt in der neuen Einrichtung Werkstoff- und Fertigungskompetenzen zusammen, die ein hohes Potenzial für neue Leichtbaustrukturen bieten.« Begleitet wurden die Planungen im Vorfeld von einem hochrangig besetzten Beraterkreis aus Industrie, Politik und Hochschule. Ein Hauptaugenmerk liegt darauf, neuartige Strukturen für den Leichtbau bereitzustellen, die sich über Fertigungskonzepte, Fügetechniken oder über die Komplexität bzw. Kompaktheit der Bauteile differenzieren. Der Senat stimmte der Gründung zum 1. Juli 2016 zu, vorbehaltlich eines positiven Beschlusses des Fraunhofer-Ausschusses von Bund und Ländern zur Übernahme der Einrichtung in die gemeinsame Bund-Länder-Finanzierung.
Zentren für Wirtschaft und Wissenschaft
Ein weiteres strategisches Werkzeug sind die Fraunhofer-Leistungszentren. Sie dienen dazu, exzellente Forschungsergebnisse nahtlos in der Industrie umzusetzen. Ziel ist es, die Zusammenarbeit von Universitäten, Forschungseinrichtungen und der Wirtschaft durch abgestimmte Forschungs-Roadmaps an führenden Technologiestandorten zu stärken und diese international zu attraktiven und angesehenen Zentren zu entwickeln. In Nordrhein-Westfalen sind aktuell drei Leistungszentren in Planung: DYNAFLEX PRO – Dynamische, adaptive und flexible Prozesse und Technologien für die Energie- und Rohstoffwende in Bochum und Oberhausen, Logistik und IT in Dortmund sowie Vernetzte Adaptive Produktion in Aachen. Svenja Schulze, Ministerin für Innovation, Wissenschaft und Forschung, sagte im Rahmen der Fraunhofer-Jahrestagung in Essen die Beteiligung des Landes an den Leistungszentren zu.
Mensch im Mittelpunkt
Ein zentraler Baustein für die zukünftige Entwicklung der Fraunhofer-Gesellschaft ist das neue Leitbild. Um das Selbstverständnis von Fraunhofer zu formulieren, verfolgten die Verantwortlichen einen partizipatorischen Ansatz: In Diskussion mit den Mitarbeitenden formten sich die gemeinsame Mission und Vision. »Wir haben unser Leitbild an den heutigen und künftigen Bedarf angepasst. Dabei war es uns wichtig, allen Mitarbeitenden die Möglichkeit zu geben, aktiv an dieser Neugestaltung mitzuwirken«, erklärt der Fraunhofer-Präsident. »Die Resonanz war sehr groß, alle Anregungen wurden berücksichtigt. Damit beruht unser Leitbild auf einem Konsens von Belegschaft und Führung.«
Kernpunkte des Leitbilds sind nachhaltige Entwicklung, das ausgewogene Zusammenspiel zwischen exzellenter Forschung und anwendungsorientierter Entwicklung, Kundenorientierung, die Stärkung der Innovationskraft, vertrauensvolle Zusammenarbeit innerhalb von Fraunhofer und mit den Partnern, sowie ausgezeichnete Rahmenbedingungen und ein hohes Maß an Selbstbestimmung für die Mitarbeitenden.
»Der Erfolg von Fraunhofer wäre nicht möglich ohne die Menschen bei Fraunhofer«, betont Prof. Neugebauer. »Darum ist auch das Motto der Jahrestagung 'Mensch im Mittelpunkt' in mehrerlei Hinsicht treffend gewählt: weil der Mensch in der wissenschaftlichen Arbeit eine ganz besondere Rolle spielt und weil wir unsere Arbeit am Nutzen für die Menschen ausrichten. Menschen forschen für Menschen.« Das ist von wachsender Bedeutung in einer Welt, in der der Austausch und die Zusammenarbeit zwischen Maschinen, Objekten und Mitarbeitern Usus sein werden. Ein Alltag voller Vernetzung und Flexibilisierung, Diversifikation und Individualisierung braucht im Zentrum den Menschen, der die Prozesse steuert. Neue und innovative Produkte, Services und Geschäftsmodelle müssen sich an seinen Bedürfnissen ausrichten.