Professor Alexander Verl: neuer Vorstand bei Fraunhofer
Am 1. April 2014 tritt Prof. Dr.-Ing. Alexander Verl sein Amt als Vorstand Technologiemarketing und Geschäftsmodelle an. Der Institutsleiter des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung IPA wechselt in die oberste Führungsebene der Fraunhofer-Gesellschaft. Das neue Ressort wurde installiert, um weitere Potentiale innerhalb von Fraunhofer zu erschließen – in der Vermarktung von Forschungsleistungen und in der Verwertung von Forschungsergebnissen.
»Wir wollen einen Mehrwert für Kunden schaffen, indem wir ihnen Ansprechpartner und Kontakte bieten, die oberhalb der Institutsgrenzen liegen. Die Aktivitäten werden dabei auch über das hinausgehen, was Verbünde und Allianzen bisher gemacht haben«, sagt Prof. Dr.-Ing. Alexander Verl. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, möchte er die Stärke der gesamten Fraunhofer-Gesellschaft nutzen und systemische Lösungen anbieten. »Wir wollen Anwalt des Kunden sein, ihm den Zugang zum komplexen Netzwerk Fraunhofer vereinfachen und die darin verteilten, vielfältigen Kompetenzen noch besser erschließen.« Ein Weg besteht zum Beispiel darin, die Interessen von bestimmten Branchen zu bündeln und diese mit Leistungsportfolio von Fraunhofer abzugleichen, um konkrete Angebote zu entwickeln.
Prof. Dr.-Ing. Alexander Verl, Jahrgang 1966, startete nach seinem Studium der Elektrotechnik als Entwicklungsingenieur bei Siemens ins Berufsleben. Seine Dissertation zur nichtlinearen Gelenkregelung eines Leichtbauroboters schrieb er am DLR-Institut für Robotik und Systemdynamik. Sein dort erworbenes Wissen nutzte er, und gründete 1997 die AMATEC Robotics, die er acht Jahre als Geschäftsführer und Gesellschafter leitete. 2005 wurde seine Firma als Tochterunternehmen von der KUKA Roboter GmbH übernommen. Die von ihm maßgeblich entwickelte Inline-Messtechnik für den Karosseriebau ist heute weltweit bei vielen Autobauern im Einsatz.
Nach der Selbstständigkeit wurde Alexander Verl 2005 Direktor am Institut für Steu-
erungstechnik der Werkzeugmaschinen und Fertigungseinrichtungen ISW der Universität Stuttgart. 2006 trat er am Fraunhofer IPA die Nachfolge von Prof. Dr.-Ing. Rolf-Dieter Schraft an und leitete das Institut bis zu seinem Wechsel in den Fraunhofer-Vorstand – seit 2011 gemeinsam mit Prof. Dr.-Ing. Thomas Bauernhansl. An der Universität Stuttgart hatte Verl auch den Vorstandsvorsitz der Graduiertenschule für Advanced Manufacturing Engineering in Stuttgart inne, einem Promotionsprogramm innerhalb der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder.
Ausgründungen fördern
Das Thema Ausgründungen kennt Verl aus eigenem Erleben. »Ich glaube, die Gründerkultur ist noch nicht soweit entwickelt, wie sie idealerweise für die Volkswirtschaft sein könnte. In Deutschland herrscht ein Sicherheitsdenken vor, insbesondere die sehr guten und guten Absolventen sehen Firmengründung nicht als Option wie in Amerika, sondern eher als Notlösung«, resümiert er. Den Gründerspirit bei Fraunhofer möchte er voranbringen; Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter motivieren, sich selbstständig zu machen: »Fraunhofer bietet sehr viele interessante Chancen. Das möchte ich in Zukunft noch stärker fördern, beispielsweise aktiv auf potentielle Kandidaten zugehen, damit mehr Unternehmensgründungen aus den Instituten entstehen.«
Professor Verl ist Mitglied in zahlreichen wissenschaftlichen Vereinigungen. So hat er zum Beispiel den Vorsitz der Deutschen Gesellschaft für Robotik DGR inne sowie des Forschungsausschusses der International Federation of Robotics IFR. Zudem ist er Vorstandsmitglied der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Montage, Handhabung und Industrierobotik (MHI e.V.).
Für die von ihm initiierten Innovationen in der Inline-Messtechnik erhielt er 2010 den IERA-Award der Robotics and Automation Society (IEEE/RAS) und der International Federation of Robotics (IFR). 2012 wurde er mit dem Julius von Haast Fellowship Award der Royal Society of New Zealand und der Ehrenprofessur der University of Auckland ausgezeichnet. Desweiteren wurde ihm von der „Politehnica“ Universität Timisoara und der Technischen Universität Cluj-Napoca – beide in Rumänien – die Ehrendoktorwürde verliehen.