Fraunhofer-Gesundheitsforschung: Unterwegs mit der MS Wissenschaft

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Im Wissenschaftsjahr 2011 steht die Forschung für unsere Gesundheit im Fokus. Die Fraunhofer-Wissenschaftler arbeiten in vielen Bereichen, damit Menschen gesund bleiben. Auf dem Ausstellungsschiff MS Wissenschaft sind vom 19. Mai bis zum 29. September 2011 fünf Exponate der Forscher zu sehen.

Die Reise des umgebauten Binnenfrachtschiffs beginnt am Donnerstag, den 19. Mai in Stuttgart und wird bis zum 29. September dauern. Die Ausstellung ist in 35 deutschen Städten zu sehen. Auch ein Abstecher in die österreichische Hauptstadt Wien ist geplant. »Neue Wege in der Medizin« lautet das Motto der Veranstalter »Wissenschaft im Dialog« im diesjährigen Jahr der Gesundheitsforschung. Unterstützt werden sie vom Bundesministerium für Bildung und Forschung BMBF und dem österreichischen Wissenschaftsfond FWF. Auf mehr als 600 Quadratmetern können sich Interessierte über die neuen Trends, Entwicklungen und Forschungsergebnisse und daraus resultierende ethische Fragen informieren.

Neue Einsichten in das Gehirn

Die Besucher können beim Exponat des Fraunhofer-Instituts für Bildgestützte Medizin MEVIS in Bremen die Funktionen von Nervenfasern im Gehirn selbst erkunden. Sie sehen, welche Nervenbahnen bestimmte Gehirnregionen, die etwa für Sprechen, Sehen oder Bewegung zuständig sind, miteinander verbinden. Die MEVIS-Forscher haben ein neues Verfahren entwickelt, das es ermöglicht, den Verlauf von Nervenfaserbahnen im Gehirn auf der Basis spezieller magnetresonanztomographischer Aufnahmen patientenindividuell zu rekonstruieren. Neurochirurgen erhalten so verlässliche Informationen für die möglichst sichere Durchführung einer Gehirnoperation. Die Darstellung erlaubt dem Operateur jetzt die Nervenfaserbahnen im Gehirn, die sich bisher kaum von normalem Gewebe unterscheiden ließen, im Detail zu erkennen. Das hilft ihm, die optimale Schnittführung für die Operation im Voraus zu planen, Gewebe möglichst schonend zu operieren.

Zuckend zocken

Der Flipper funktioniert ohne Hände, die Kugel wird allein durch Muskelzucken bewegt – den Rest erledigt eine intelligente Elektronik. Dazu werden dem Spieler Sensoren auf den Unterarm geklebt, die die Muskelanspannung registrieren. So steuert er, ohne Knöpfe drücken zu müssen, mit der Kraft seiner Gedanken willkürlich die Kugel. Die Technologie der Forscher des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung IPA in Stuttgart wurde für Prothesenträger entwickelt.

Kamera zum Schlucken

Die PillCAM® ist kaum größer als eine Medikamentenkapsel und liefert nach dem Verschlucken per Funk Bilder aus der Speiseröhre, dem Dünndarm und dem Dickdarm. Patienten empfinden die Untersuchungen deutlich angenehmer als bisherige Magenspiegelungen. Wissenschaftler aus dem Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik IBMT in St. Ingbert haben für die Mini-Kamera der Firma Given Imaging eine magnetische Steuerung entwickelt, die es erlaubt, sie zu stoppen, zu kippen oder zu positionieren. Der Übergang zwischen Magen und Speiseröhre lässt sich dadurch noch besser untersuchen.

Krebs früher erkennen

Je früher der Arzt einen Tumor erkennt, desto besser sind die Heilungschancen. Ein Mikrofluidikchip, den Forscher am Fraunhofer-Institut für Silicatforschung ISC in Würzburg entwickelt haben, hilft dabei. Auf dem Chip befinden sich winzige Kanäle, in denen eine Blutprobe des Patienten zirkuliert. Bei dem Exponat werden farbig markierte Nanopartikel fest mit Antikörpern verbunden und quasi als »Angelruten« benutzt. Wenn ein Marker, der für die Krebserkrankung typisch ist, gefangen wurde, sendet der Nanopartikel ein Lichtsignal aus. Ist eine bestimmte Anzahl von Nanopartikeln besetzt, meldet ein oranges Signal, dass ein Tumor vorliegt.

Künstliche Gewebemodelle

Wie Medikamente wirken und ob sie Nebenwirkungen haben, wird bisher in der frühen Entwicklungsphase in Tierversuchen getestet. Forschern des Fraunhofer-Instituts für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB in Stuttgart ist es gelungen, ein dreidimensionales Lebermodell mit einem funktionierenden Blutkreislauf zu entwickeln, das erstmals aussagekräftige Untersuchungen neuer Wirkstoffe an menschlichem Lebergewebe ermöglicht. Auch ein künstliches Hautmodell kann künftig anstelle von Tierversuchen für Tests genutzt werden.