Für bessere Hygiene in der Medizin

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Mangelnde Hygiene, verschmutzte OP-Bestecke, Krankenhauskeime – die Meldungen über Infektionen häufen sich, teilweise mit dramatischen Konsequenzen für die Patienten. Neue Sterilisationstechnologien sollen das Infektionsrisikos in Krankenhäusern, Arztpraxen und Altenheimen senken. Daran arbeiten Fraunhofer-Forscher in dem Übermorgen-Projekt »SteriHealth«.

In deutschen Krankenhäusern infizieren sich jedes Jahr 800000 Menschen mit Keimen. Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene sterben pro Jahr bis zu 40000 Patienten an den Folgen einer Blutvergiftung, unter anderem durch Infektionen mit Methicillin-resistentem Staphylococcus aureus (MRSA) – einem Bakterium das gegen die meisten Antibiotika resistent ist. Infektionsbedingte Nachfolgekosten, etwa für zusätzliche Behandlungen und Versicherungs-/Rentenleistungen, werden auf etwa 7 Milliarden Euro geschätzt.

Wissenschaftler mehrerer Fraunhofer-Institute forschen nun gemeinsam an bezahlbaren und leicht zu bedienenden Lösungen. Im Projekt »SteriHealth« wollen die Forscher einen hocheffektiven Hygienesicherungsprozess entwickeln, um keimfrei verpackte Medizinprodukte für Krankenhäuser, Arztpraxen und Altenpflege bereitzustellen. Alle medizinischen Materialen, von der Verpackung über Transport und Lagerung bis hin zur Anwendung sollen sich – preiswert und vor Ort – sterilisieren lassen.

Gemeinsam für eine bezahlbare Gesundheit

Beteiligt sind die Fraunhofer-Institute für Toxikologie und Experimentelle Medizin ITEM in Hannover, für Biomedizinische Technik IBMT in St. Ingbert, für Zelltherapie und Immunologie IZI in Leipzig, für Elektronenstrahl- und Plasmatechnik FEP in Dresden, für Verfahrenstechnik und Verpackung IVV in Freising, für Zerstörungsfreie Prüfverfahren IZFP in Dresden und das Fraunhofer-Anwendungszentrum für Verarbeitungsmaschinen und Verpackungstechnik AVV, in Dresden.

Chirurgen operieren mit komplexen Instrumenten und Geräten. Diese lassen sie sich mit heutigen Verfahren nur schlecht sterilisieren. Das liegt an ihrer anspruchsvollen Geometrie – Öffnungen, Spalten und Winkel, in die kein Desinfektionsmittel dringt – den sensiblen Materialien sowie integrierter Elektronik und Sensorik. Eine Entwicklung neuer Technologien und Standards ist zwingend notwendig, so Dr. Axel Wibbertmann, Leiter des Projekts und Wissenschaftler am ITEM: »Gerade die interdisziplinäre Vernetzung innerhalb der Fraunhofer-Gesellschaft und die Bündelung aller notwenigen Kompetenzen innerhalb der sechs beteiligten Institute bietet hervorragende Voraussetzungen für eine Lösung dieser anspruchsvollen Aufgabe. Die Bewältigung dieser Herausforderung führt in der Medizintechnik zu neuen technologischen Entwicklungen. Diese Ergebnisse werden auch in anderen Bereichen (z.B. Pharma- und Lebensmittelproduktion) breite Anwendung finden.«